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Über die Gefühle


Carlos

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Ich beschloss, nur noch positive Gefühle zu haben.

 

Tja, was für welche?

 

Auf Anhieb fiel mir nichts ein. 

 

Aber dann dachte ich, vielleicht reicht es, negative Gefühle abzulehnen. 

 

Hass, Groll, Eifersucht, Neid. 

 

Als Erstes fiel mir, eigentlich, Angst ein.

 

Auch nur noch positive Gedanken, dachte ich.

 

Alles aus einer positiven Seite sehen, optimistisch sein. 

 

Mit solchen Gefühlen und Gedanken, selbstsicher, betrat ich das Bistro und bestellte mir eine Linsensuppe. 

 

"Mit oder ohne Würstchen?"

 

"Mit Würstchen", antwortete ich, obwohl ich eigentlich nicht sicher war, ob ich, oder mein lyrisches Ich diese Antwort gab. 

 

Vor langer Zeit war ich täglich dort gewesen, hatte immer die Mittagssuppe gegessen, außer wenn es recht ausgefallene Sachen gab wie Ingwer-Orange Suppe.

 

Erste Falten am Gesicht der immer noch jungen Wirtin. 

 

Sie kennt mich gut, wir sind aber nie zum plaudern gekommen. Immer am rotieren im gut besuchten Lokal. 

 

Viel früher war hier das Café "Bachmann", eines der letzten alten Cafés. Dort fühlte man sich wie im 19. Jahrhundert. 

 

Viele Ehebrüche nahmen dort den Zündstoff. 

 

Ich war so gut gelaunt, so positiv eingestellt, dass ich dem Herren am Nebentisch, der gerade im Begriff war, eine Riesenfleischwurst mit Senf zu verzehren sagte:

 

"Sie sind bestimmt kein Veganer!"

 

Er verstand nicht gleich meinen Witz, seine Frau, die, ihm gegenüber, einen Stück Kuchen aß, erklärte es ihm. 

 

Sie, er auch, tranken dabei Milchkaffee. 

 

Sie lächelte die ganze Zeit mich oder meinen lyrischen Ich an. 

 

Nach mehrmaligen Versuche, zu bezahlen, stand ich auf und zog meine Jacke an und lief zur Theke. Manchmal muss man radikal handeln, nicht wahr?

 

Bald musste ich in der Wohnung meiner Ex-Frau sein, der Schornsteinfeger kommt und sie und ihr Mann sind in Thailand.

 

Auch die Blumen gieße ich, aber die brauchen nicht viel, und die auf dem Balkon sind schon alle hin.

 

Der Schornsteinfeger hatte sich zwischen 13 Uhr 15 und 15 Uhr angekündigt.

 

Während ich wartete, las ich ein paar Seiten, auf Russisch, des Romans "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki", das ich vor vier Jahren in Tel Aviv gekauft hatte. 

 

Es klingelte, der Mann ging direkt ins Bad, ich ließ ihn alleine.

 

 

Gut fünf Minuten war er da drin.

 

Danach untersuchte er auch die Rauchmelder. 

 

Zum Schluss den Gasherd. 

 

 

Die Busse streiken, ich laufe zurück nach Hause. 

 

Unterwegs merkte ich, dass der Gedanke an die Frau, die mich am Rosenmontag verließ, alle meine positiven Gedanken zur Seite schob. 

 

"Und jetzt? "Was mache ich jetzt?"  -dachte ich.

 

"Ist das, was ich in meiner Brust spüre, ein negatives Gefühl?" 

 

Ich kam zu dem Schluss, dass, traurig zu sein, weil man jemanden vermisst, kein negatives Gefühl sein kann.

 

Und, dass es keinen Sinn hat, zu versuchen, solche Gefühle aus dem Herzen zu schließen.

 

Mann muss ihnen die Tür öffnen, sie reinlassen, warten, bis sie, von selbst, wieder gehen.

 

 

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Sehr unterhaltsam, guten Tag Carlos,

ein paar tiefsinnige Stellen, lieber Carlos,

ein schöner, wie in leichten Nebel gehüllter, Spannungsbogen.

 

Aber die Ingwer-Orange-Suppe kann ich nur empfehlen.

Sie hilft, das Gendern nicht mehr so hasserfüllt abzulehnen. 😉

 

Oh - fast vergessen, dir schönes Wetter zu wünschen.

Also: Schönes Wetter, Carlos!                                                                                                      🦅

 

 

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Wir, mein lyrisches Ich und Ich, bedanken uns bei dir mein Freund. 

Mir ist allerdings ein Rätsel, warum du so sehr vom Gendern begeistert bist. 

Mich stören einfach diese Sternchen beim Lesen. 

Das kommt übrigens nur schriftlich vor, beim normal reden geht das nicht, man braucht nicht ständig alle möglichen Geschlechter zu erwähnen, oder? 

Oder wenn man schimpft, man sagt ja nicht "Arschlöcherin", oder? 

Wie ist es bei "Idiot"? Sagt man "Idiotin"? Ich weiß es wirklich nicht. 

 

 

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vor einer Stunde schrieb Carlos:

warum du so sehr vom Gendern begeistert bist. 

 

Nein Carlos, ich bin begeistert davon, wie schön es dich immer wieder "triggert", wie meine Kinder sagen würden.

 

Ich finde das Gendern nur in bestimmten Situation und Zusammenhängen hilfreich und passend, um die Schieflage sozialer Rollen bei der hergebrachten rein männlichen Bezeichnung bestimmter Personen-Gruppen deutlich zu machen und möglichst zu überwinden.

 

Zwei Beispiele: Die Deutschen sollen laut repräsentativer Untersuchungen bei Begriffen wie "die Politiker" oder "zum Doktor gehen" mehrheitlich an Männer denken, weniger an Frauen oder gar abstrakt an Gruppen, denen Frauen, Männer und geschlechtlich diverse Personen angehören.

 

Beispiel 2: Nachdem es lange, lange Zeit eigentlich nur "Putzfrauen" gab, wollte sich nach der Umstrukturierung dieses Berufszweiges wahrscheinlich kaum ein Mann als "Putzfrau" identifizieren. Da gab es ohne jede Diskussion ganz schnell Begriffe wie "Putzkräfte", "Putzmänner" und andere.

 

Damit, eine Doktorin Doktorin zu nennen, haben aber immer noch viele Leute Proble.

 

Es gibt also noch viel zu tun, bis das ungelenke Gendern, das du sprachlich zu recht kritisierst, wirklich überflüssig geworden ist. Es geht um Geschlechtergleichberechtigung, um Emanzipation. Nicht um Sprachverschandelung. Das gesellschaftliche Anliegen steht für mich ungleich über dem Ästhetischen. Darum mache ich mit, wo ich es für sinnvoll halte.

 

Übrigens braucht man "Arschloch" sprachlich nicht gendern. Es ist ein sächliches Wort.

"Idiotin" habe ich tatsächlich schon mehrmals gehört. Wird also angewandt.

 

 

Es bleibt, dass ich deinen literarischen Ausgangstext gut finde.

Und dich.                                                                                                                                          🦅

 

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vor 44 Minuten schrieb Vogelflug:

Ich würde meinen Beitrag hier wieder löschen, lieber Carlos, wenn du diesen doofen Satz da oben auch löschst.

 

Hallo Vogelflug, hallo Carlos,

 

das ist ein vernünftiges Angebot, bevor ich das mache. Und zum Thema Gendern haben wir bereits mehrere Diskussionen quer durch die Werkefäden. Dazu kann bei Bedarf gerne ein Thema im Wohnzimmer eröffnet werden. Diesen Faden bitte deswegen nicht unnötig pushen! Und nun bitte wieder zum Text, meine Lieben! 

 

LG Claudi 

- Moderation -

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Ich habe den letzten Satz gelöscht. Du brauchst aber deinen Beitrag nicht deswegen zu löschen, also nicht wegen mir. 

 

Ich bedanke mich lieber Vogelflug. 

Ich glaube wirklich an die Aussage des Beatles Song: Ich kann es schaffen, "with a little Help von my friends".

Alleine wäre ich verloren. 

Merci 

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Hallo Carlos,

letztlich gibt uns das Schicksal vor mit was wir uns auseinandersetzen müssen, dabei kann es hilfreich sein sich Gedanken über seine Gefühlswelt zu machen, um nicht zu verzweifeln.
Interessant fand ich den Satz "

vor 7 Stunden schrieb Carlos:

Viele Ehebrüche nahmen dort den Zündstoff.

Der Anfang (Zündstoff) liegt wohl eher im Ende der häuslichen Liebe/Treue begraben. 😉

LG
Perry

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Hallo Ihr Lieben, grüß Dich Carlos, 

 

ich bin von Grund auf positiv eingestellt. Woher das kommt, weiß ich eigentlich auch nicht. Darüber muss ich einmal nachdenken. Es ist hilfreich, wie Du geschrieben hast, Carlos, die Gefühle so anzunehmen, wie sie kommen. Genau dazu sind sie da. Wenn etwas Trauriges geschehen ist, sind wir eben traurig. Ich finde es gut, wenn Männer ihre Gefühle ausleben und sie nicht verbergen. Als ich Deinen Text las, hatte ich Bilder im Kopf. Du hast die Situationen gut beschrieben, so konnte ich mir alles gut vorstellen und etwas teilhaben. 

 

Liebe Grüße Juls

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Hallo Carlos,

 

das war ja ein abwechslungsreicher, erfüllter Tag, der dort erlebt wurde.

vor 8 Stunden schrieb Carlos:

Ich kam zu dem Schluss, dass, traurig zu sein, weil man jemanden vermisst, kein negatives Gefühl sein kann.

 

Und, dass es keinen Sinn hat, zu versuchen, solche Gefühle aus dem Herzen zu schließen.

 

Mann muss ihnen die Tür öffnen, sie reinlassen, warten, bis sie, von selbst, wieder gehen.

 

Ich glaube, hier wird versucht, sich die Traurigkeit schön zu reden, indem gesagt wird, sie sei kein negatives Gefühl. Doch. Ich bin absolut  der Meinung, dass Traurigkeit ein sehr negatives Gefühl ist. Dazu sollte man sich bekennen.  Und richtig; man sollte zwar nicht vor Selbstmitleid zerfließen, jedoch  sollte man dieses Gefühl zulassen, ihm Raum geben. Allerdings sollte man sich nicht komplett von ihm vereinnahmen lassen.  Und die vorgeschlagene Taktik, zu warten, bis es sich von allein einstellt, halte ich für zunächst richtig,  jedoch spätestens, wenn es  auch nach einem längeren Zeitraum -  ich sage mal, länger als ein Jahr -  immer noch den überwiegenden Teil des Raumes eingenommen hat, sollte man die Taktik ändern und den Rausschmiss planen. Möglicherweise mit einem professionellen Rausschmeißer, wenn es nicht anders geht.

 

Hier bin ich etwas verwirrt:

vor 8 Stunden schrieb Carlos:

"Mit Würstchen", antwortete ich, obwohl ich eigentlich nicht sicher war, ob ich, oder mein lyrisches Ich diese Antwort gab. 

 

Also geht ihr immer zu  zweit auf Tour? Das hieße ja, du müsstest immer zwei Mahlzeiten und zwei Getränke bestellen. Unterhaltet ihr euch auch untereinander? Und angenommen, dein lyrisches Ich behauptet,  es spräche im Moment gar nicht mir dir, sondern es sei sein lyrisches Ich. Man kann dem lyrischen Ich ja nicht verbieten, ebenfalls sein lyrisches Ich mitzunehmen.  Ließest du dir das gefallen? Oder sagtest du ihm, es solle seine albernen, provokanten Scherze mit jemand anderem machen? Und vor Allem: Wer bezahlt am Ende die Rechnung?

Ehrlich gesagt, wäre es mir zu kompliziert, mein lyrisches Ich mitzunehmen. Ich lasse es konsequent zuhause.

 

VG, Marvin

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Vielen Dank Perry für deine Rückmeldung.

Die Stelle, auf die du dich beziehst, finde ich eigentlich ziemlich holprig. Was ich sagen wollte ist, dass in diesem Café sich zum ersten Mal ein Mann und eine Frau trafen. Ein Mann und eine Frau, die sich, mit jeweils anderem Menschen, im ehelichen Zustand befanden. Oh je! Das ist kein gutes Deutsch! 

Andererseits, ich glaube, dass ein verheirateter Mensch der fremd geht, nicht unbedingt Zuhause unglücklich ist. Wobei ich glaube, dass, in der Regel, eine Frau, die glücklich in ihrer Ehe ist, seltener, wenn überhaupt, als ein Mann fremdgeht. Frauen sind, von Natur aus, Monogam. Erst mit der Erfindung der Pille veränderte sich etwas ihr Verhalten. 

 

 

Vielen Dank liebe Juls für deine Rückmeldung und deine lobende Worte. Mit der Zeit, langsam, finde ich sowas wie ein eigener Stil. 

Du kannst von Glück sagen, wenn du, wie du sagst, von Natur aus ein optimistischer Mensch bist. Optimistische Menschen sind wie eine Lokomotive. 

 

 

Hallo liber Marvin, vielen Dank für deine Rückmeldung. 

Auch ohne direkt traurig zu sein, man kann nicht permanent fröhlich sein, wie es die Amerikaner versuchen. 

Ich frage mich, ob die Pflicht, in Fotos lächeln zu müssen, von ihnen stammt. "Immer lächeln". 

Wenn der Tod eines geliebten Menschen uns kalt lassen würde, keine Traurigkeit empfinden, das wäre seltsam, nicht wahr? 

Wenn ich sehr alte Filme anschaue, denke ich "Alle Menschen, die ich jetzt sehe, sind tot" , und eine Art Melancholie berührt für einen Moment meine Seele.

Oder wenn ich im Herbst durch einen Friedhof laufe. 

Fröhlich, glücklich, ausgelassen sein ist Sache der Jugend, insbesondere von Studenten aus reichem

Haus.

Dabei ist so ein Zustand wirklich ernst strebenswert. So lebte der junge Goethe. 

"Freude, schöner Götter Funke, Tochter aus Elysium... " 

 

Schiller und Goethe wurden große Freunde. Jener starb recht früh.

 

Das mit dem lyrische Ich ist nur ein kleiner Scherz von mir.

 

 

Vielen Dank lieber Kurt: Ich musste deine lobenden Worte mehrmals lesen, ich habe es einer Freundin weitergeleitet mit der Bemerkung "Vielleicht bin ich doch ein Genie!" Dazu habe ich das Emoji 🐥 hinzugefügt. Ich danke dir.

 

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