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“Bezahlen sie mit Karte oder bar”

 

“Mit Karte bitte. Ich habe mein Portemonnaie nicht bei mir. Nur das Handy. Kann man mit Handy zahlen?”

 

“Natürlich. Bitte jetzt auflegen”

 

“Hmm das scheint nicht zu funktionieren”

 

“Haben sie das Handy vorher entsperrt ? Sie müssen ihr Handy entsperren”

 

“Moment. Ja, ist entsperrt. Kann ich nochmal ?”

 

“Moment!”

 

“Ja natürlich”

 

“Ich muss erst den Bezahlvorgang abbrechen und dann nochmal starten”

 

“Selbstverständlich”

 

“Entschuldigung, können SIe sich bitte etwas beeilen da vorne ? Ich muss noch zum Frisör”

 

“Ja natürlich. Ich warte selber nur noch auf die Mitteilung der Kassiererin. Da hat leider etwas mit der Handy-Zahlung nicht geklappt. Ich würde das jetzt sofort noch einmal probieren”

 

“Ok. Machen sie sich keinen Stress. Ich meinte ja nur, weil die Schlange immer länger wird”.

“Ich weiß und das tut mir sehr leid”

 

“So, nun können sie es noch einmal probieren. Bitte das Handy vorher entsperren!”

 

“Ok ist entsperrt. Hier vorhalten ?”

 

“Ja”

 

“Ok. So. Hmm das ist komisch. Da kommt wieder die Fehlermeldung: Bitte nur eine Karte verwenden. Wissen sie zufällig, was das bedeuten kann?”

 

“Nein, keine Ahnung. Haben sie vielleicht mehrere Karten in der App installiert ? Vielleicht ist da irgendwas kaputt gegangen und sie müssen das nochmal installieren. Dafür haben wir aber jetzt hier keine Zeit. Haben sie eine Geldkarte oder Bargeld ?”

 

“Nein, das sagte ich ja bereits. Ich habe meine Geldbörse vergessen. Da ist alles drin”

 

“Ich würde schnell nach Hause und meine Geldkarte holen. Kann ich den Wagen so lange hier stehen lassen ?”

 

“Nein, das geht leider nicht. Dann müssen sie später bitte nochmal kommen und neu einkaufen”.

 

“Aber ich habe den Einkaufszettel schon weggeworfen. Ich werde später nicht mehr wissen, was ich ursprünglich einzukaufen hatte”

 

“Herrgott! Geht das da vorne endlich mal weiter !”

 

“Ja, sie können doch nicht alles hier blockieren mit ihren Problemen”

 

“Ich muss halt zum Frisör. Ich würde ihnen sonst keinen Stress machen, aber ich muss wirklich bald los”

 

“Können sie bitte noch eine Kasse aufmachen ? Hier staut sich die Schlange schon bis zur Fleischtheke”

 

“Ja natürlich. Wir öffnen sofort eine neue Kasse. Hören sie, sie können den Wagen nicht so stehen lassen. Entweder sie gehen nochmal zurück ins Geschäft, versuchen, die App neu zu installieren oder ihr Problem mit der Zahlung zu beheben, oder sie kommen später nochmal wieder und kaufen dann neu ein”

 

“Aber meine Frau wird mich umbringen, wenn ich ohne Einkauf nach Hause komme. Sie wird mir niemals nochmal den Einkaufszettel schreiben. Was bin ich doch für ein Idiot. Gut, ich gehe nochmal in den Laden und schaue, ob ich das mit der App behoben bekomme”. 

 

“Ok”

 

“Na endlich, geht das da vorne mal weiter! Hat ja auch lange genug gedauert”

 

“Entschuldigung, können sie mich bitte durchlassen, ich muss ganz ans Ende der Schlange. Ich habe da so ein Problem mit meiner Bezahl-App. Da vorne steht noch mein Wagen, ich”

 

“Jaja, ist okay. Gehen sie doch bitte aber haben sie bitte Verständnis dafür, das ich mir ihre Geschichte weder anhören will, noch kann. Ich höre gerade Musik über meine Airpods. Sehen sie das nicht ?”

 

“Entschuldigen sie bitte”

 

“Schauen sie mal, da vorne hat noch eine Kasse aufgemacht. Da kommen sie vielleicht früher dran”

 

“Vielen Dank für ihren freundlichen Hinweis, junge Dame, aber ich brauche gerade möglichst viel Zeit, um meine App neu einzurichten"

 

“Ja natürlich. Dann wünsche ich ihnen sehr viel Erfolg dabei. Heutzutage ist man ja ohne diese Dinger komplett verloren”

 

So, dann wollen wir mal schauen. Deinstallieren. Neu installieren. Was fragt der jetzt nach einem PIN Code ? Ich hab doch die App neu installiert. Wo soll ich da jetzt einen PIN Code her haben? So, schauen wir mal. Also, jetzt nicht die Nerven verlieren. Öffnen. Da sind meine Karten hinterlegt. Gut, sind alle noch da. Wunderbar. Aber die App ist gesperrt. Wieso ist die App gesperrt. Ich hab doch gar keinen neuen Code vergeben. Welchen Code soll ich denn da eingeben? Immerhin öffnet sich die App wieder. Ich versuche es einfach noch einmal. 

 

“Da sind sie ja wieder. Moment, ich muss ihren Einkauf erst noch einmal hervorholen. So, nun können sie es noch einmal probieren”

 

“Hat es funktioniert? Es hat gepiept!”

 

“Nein, hat nicht funktioniert. So, jetzt wird es leider langsam Ernst. Jetzt müssen sie sich wirklich ein letztes Mal entscheiden, ob sie es wirklich noch ein letztes Mal versuchen, oder lieber nach Hause fahren möchten. Bitte denken Sie gut darüber nach.”

 

“Ich kann unmöglich so ohne Einkäufe nach Hause kommen. Meine Frau wird mich umbringen”

 

“Das sagten sie bereits. Dann probieren sie es bitte ein letztes Mal. Ich bete für Sie, dass es diesmal klappt!”

 

“So auflegen ?”

 

“Ja, legen sie das Handy genau so auf”

 

“Es piept. Aber da ist wieder die Fehlermeldung: Bitte nur eine Karte benutzen. Ach verdammt, es geht einfach nicht”

 

“Dann muss ich sie bitten, einstweilen in den Markt zurückzukehren und dort auf meinen Vorgesetzten zu warten”

 

“Meinen sie, der kann mir helfen ?”

 

“Das kann ich ihnen nicht sagen. Warten sie bitte dort bei der Friedhofsdekoration, da bei den Grablichtern. Er wird sicher gleich kommen”

 

“Ist gut. Ich warte”

 

“Guten Tag. Mein Name ist Caliban. Ich bin der Marktleiter. Ich frage sie das jetzt nur ein einziges Mal: Ist es korrekt, dass sie es bevorzugt haben, anstatt unseren Supermarkt ohne Einkauf zu verlassen, weiter zu versuchen, eine erfolgreiche Bezahlung über ihr Handy zu initiieren und dabei immer wieder versagt haben?”

 

“Nun, ich würde es jetzt nicht als ein persönliches Versagen bezeichnen, aber im Grunde ist es richtig. Ich kann nicht ohne Einkäufe nach Hause. Meine Frau bringt mich um. Leider habe ich auch den Einkaufszettel weggeworfen und sie sehen ja, dass der Wagen randvoll ist. Meine Frau würde unter keinen Umständen den Einkaufszettel noch einmal schreiben. Vermutlich wird sie sich auch gar nicht mehr an alles erinnern. Sie hat ja auch so viele andere Sachen zu tun”

 

“Gut. Dann wissen wir Bescheid. Das ist sehr bedauerlich und tut mir persönlich sehr leid für sie. Ich muss jetzt wieder gehen. Fühlen sie sich einfach so wohl, wie es ihnen möglich ist bei uns”

 

“Ja danke, Her Caliban. Ich gebe mir Mühe”

 

“Dann also alles Gute für sie. Auf wiedersehen”

 

“Auf wiedersehen, Herr Caliban”

 

“Wir bitten alle unsere regulären Kunden nunmehr den Laden zu verlassen, da wir in einer viertel Stunde schließen werden. Hier eine kleine Erinnerung für unsere geschätzten Kunden: Wir schließen Samstags immer schon um 14 Uhr”

 

“Guten Tag. Wo ist denn ihre Kollegin, die mich eben bedient hatte? Naja, egal. Ich würde es gerne nochmal probieren, meinen Einkauf mit dem Handy zu bezahlen”

 

“Guten Tag. Es tut mir leid, das ist keine Option mehr für sie. Ich muss sie bitten, in den Markt zurückzukehren”

 

“Entschuldigung ?”

 

“Bitte gehen sie in den Markt zurück. Wir schließen in weniger als zehn Minuten”

 

“Gut, dann gehe ich eben so. Machen sie bitte die Schranke auf ? Sie sehen ja, dass ich keinerlei Einkäufe mehr bei mir habe. Ist alles im EInkaufswagen da vorne”

 

“Das geht leider nicht. Ich bitte sie jetzt nochmals sehr höflich, in den Laden zurück zu kehren. Wir schließen”

 

“Was meinen Sie damit, das geht jetzt nicht ? Ich bin ein freier Mann. Ich kann gehen wohin ich will. Lassen sie mich jetzt bitte raus und machen sie die Schranke auf ! Sie machen mir Angst!”

 

“Ich sagte ihnen bereits, dass das nicht geht. Wir schließen”

 

“Nein, nein, lassen sie mich gehen. Lassen sie mich hier raus. Wo gehen sie denn hin ? Machen sie die Schranke auf. Nein, nicht gehen. Machen sie die Schranke auf. Nein, nein. Das können sie doch nicht machen. Sie können mich doch nicht in diesem Supermarkt einschließen. Das können sie doch nicht machen !”

 

“Schau mal Mama, der Mann schläft an die Kühltheke gelehnt. Oh ich glaube ich habe ihn aufgeweckt”

 

“Sie, sie, junge Frau. Sie müssen mir helfen, Ich werde hier festgehalten, gefangen gehalten in diesem Supermarkt”

 

“Komm kleine, ignorier ihn einfach. Der Mann ist sicherlich sehr krank”

 

“Aber was, wenn er in dem Supermarkt gefangen gehalten wird, Mama ?”

 

“Das wird er sicherlich nicht. Niemand wird in einem Supermarkt gefangen gehalten, Schau mal, sein Hemd, wie das aus der Hose hinten raushängt. Der ist wahrscheinlich ein bisschen krank im Kopf, Schätzchen”

 

“Ich verlange Caliban zu sprechen. Sofort. Hören sie, ich verlange Caliban zu sprechen, den Marktleiter.”

 

“Selbstverständlich. Aber gehen lassen kann ich sie leider nicht. Warten sie dort bei den Grablichtern und Friedhofsdekorationen. Er kommt gleich zu ihnen”

 

“Guten Tag. Wie kann ich ihnen helfen?”

 

“Ich möchte nach Hause. Meine Familie wird sich sicherlich Sorgen machen. Sie können mich hier nicht festhalten.”

 

“Sie selber haben sich dazu entschlossen, einen letzten Zahlungsversuch zu unternehmen, der fehlschlug. Das werden sie nicht bestreiten wollen”

 

“Ich rufe die Polizei!”

 

“Rufen sie die Polizei, bitte”

 

“Ich habe keinen  Handyempfang in diesem Höllenloch! Haben sie zufällig W-LAN ?”

 

“Nur für Mitarbeiter. Das tut mir sehr leid. Aber noch sind sie kein Mitarbeiter bei uns”

 

“Was heißt denn noch nicht ? Das können sie doch nicht tun. Ich muss aufs Klo ! Ich habe Hunger!”

 

“Das tut mir sehr leid für sie. Aber sie dürfen unter keinen Umständen in den Supermarkt defäzieren oder urinieren. Das ist aus hygienischen Gründen nicht möglich. Zudem dürfen sie keine Waren anfassen, ohne zu bezahlen. Das sollte ihnen klar sein”

 

“Aber dann werde ich an Obstruktion sterben, mich vollscheißen müssen. Ich werde verhungern!”

 

“Sie können ihre App neu installieren. Möglicherweise funktioniert ihr Zahlungssystem nach einem Update”

 

“Das meinen sie nicht Ernst!”

 

“Es tut mir leid, dass ich keine bessere Nachricht für sie habe. So nun wünsche ich ihnen weiterhin einen -auch unter den schwierigen Umständen für sie- möglichst erträglichen Aufenthalt”

 

Schau nur, der Mann da hinten in der Ecke. Die ganze Hose nass. Als hätte er sie sich vollgepisst. Puh! Wie der stinkt. 

“Ich habe Hunger. Ich habe Durst”

 

“Ein Wahnsinniger im Supermarkt. Jetzt lässt man diese Typen schon im Supermarkt betteln. Ist das nicht erbärmlich”

 

“Wir könnten ihm was zu essen kaufen oder was zu trinken ?”

 

“Das ist doch lächerlich. Du weißt doch, dass diese Typen das gute Essen und trinken nur schlecht werden lassen. Die wollen nur Geld für Drogen und Alkohol! Das weiß doch jedes Kind”

 

“Ich habe mal einen gesehen, der einen Burger angenommen hat”

 

“Und was hat er damit gemacht. Hast du gesehen, wie er ihn aufgegessen hat ?”

 

“Nein. Aber er hat ihn auch nicht weggeworfen”

 

“Diese Typen sind doch immer drauf. Die sind doch gar nicht in der Lage normal zu essen. Wenn sie so richtig vollgesoffen sind oder was geraucht oder gespritzt haben, wie die dann mit ihren halb hängenden Augen da rumsitzen, die Münder offen wie Hosenställe. Das sind doch Schweine. Das sind doch keine Menschen mehr”

 

“Schweine sind sehr saubere Tiere”

 

“Ach hör doch auf mit dem Scheiß. Du weißt doch, was ich meine”

 

“Aber der scheint wirklich Hunger und Durst zu haben. Puh wenn der nicht bloß so stinken würde. Das stinkt ja bestialisch”

 

“Bitte. Bitte ich habe Hunger. Habe Durst. Muss auf Toilette”

 

“Lächerlich”

 

“Was ist denn los, junger Mann. Was ist denn bloß mit ihnen. Sie sehen ja schrecklich aus. Als hätten sie seit Tagen nicht gegessen oder geschlafen”

 

“Bitte, bitte werte Dame. Helfen sie mir. Ich werde hier gefangen gehalten. Man lässt mich nicht mehr aus dem Supermarkt heraus! Ich darf hier nichts anfassen, ich darf auch nicht auf Toilette. Ich habe versucht einzuhalten. Jetzt ist alles in die Hose gegangen. Bitt  helfen sie mir”

 

“Ja hören sie mal junger Mann. Hier gibt es doch nirgendwo jemanden, der sie festhalten würde. Schauen sie mal, dahinten sie die Kassen, da brauchen sie nur an den Leuten vorbei und durch die Schranke. Hier. Schauen sie mal. Ich hatte mir ein Brot geschmiert für den Weg. Das können sie gerne haben. UNd hier eine kleine Flasche Wasser”

“Ist das auch bestimmt nicht von hier ?”

 

“Nein, junger Mann. Das habe ich von zu Hause mitgebracht. Ja dann noch alles Gute”

 

“Hmmm. Danke. Oh ist das gut. Das ist so gut. Das ist so gut”

 

“Bitte begeben sie sich zum Ausgang. Es ist gleich 20 Uhr. Wir schließen. Bitte begebe sie sich zum Ausgang”

 

“Ach du scheiße, schau mal dieser Typ, die Hose komplett vollgeschissen! Wie der stinkt. Das ist ja erbärmlich”

 

“Ja da kommen auch schon zwei Supermarktangestellte und begleiten ihn zurück in den Markt. Ich dachte schon, die würden ihn wirklich zu den Kassen durchlassen zu den ganzen Kunden”

 

“Nein, das ist nicht so ein Supermarkt. Die achten hier auf sowas”

 

“Gut”

 

“Opa, schau mal da liegt ein Mann da hinten bei den Friedhofsdekorationen unter den Wühltischen”

 

“Das ist kein Mann, das ist vermutlich nur die Verpackung von den Grabkränzen. Uh wie streng das riecht. Ist ja ein furchtbarer Gestank. Komm, Kleiner”

 

“Opa, das ist ein Mann! Der bewegt sich nicht mehr! Opa, Opa. Schau doch, auch wenn ich ihn trete, bewegt er sich nicht”

 

“Geh mal zurück. Warte, lass mich mal das Taschentuch eben vor die Nase halten. So nun schauen wir mal. Oh Großgütiger! Du hast Recht, das ist wirklich ein Mensch, der sich da halb unter die Pappe verkrochen hat. Hallo, hallo? Können sie mich hören? Hallo ? Der bewegt sich nicht ! Der bewegt sich nicht! Hilfe. Hilfe !”

 

“Guten Tag, mein Name ist Caliban. Ich bin hier der Marktleiter. Sie haben nach mir rufen lassen ?”

 

“Hier, unter den Grabkerzen liegt ein toter Mann! Riechen sie das nicht ? Das ist doch ein bestialischer Gestank! Wie kann denn sowas sein?”

 

“Tatsächlich. Das bitte ich sehr zu entschuldigen. Wir werden uns sofort darum kümmern. Haben sie sonst noch einen Wunsch ?”

 

“Sonst noch einen Wunsch ?”

 

“Kann ich ihnen noch mit unserem reichhaltigen Sortiment behilflich sein. Mit einem Umtausch vielleicht ?”

 

“Nein, nein danke. Sie rufen die Polizei und kümmern sich darum ?”

 

“Selbstverständlich. Schauen sie, da kommen bereits zwei meiner Angestellten und bringen ihn fort. Sie müssen sich um nichts mehr kümmern. Ich wünsche ihnen weiterhin einen wunderbaren Aufenthalt bei uns"

 

“Ich erkenne ihn. Das ist der Mann, der nicht bezahlen konnte. Hat vor meiner Kasse gestanden und immer wieder gesagt, er wolle den Supermarkt nicht eher verlassen, bis es geklappt hat”

 

“Das ist tragisch”

 

“Ja. Er war so höflich und irgendwie erschien er mir so hilflos. Er hatte eine unglaubliche Angst vor seiner Frau. Sagte immer wieder, dass er nicht ohne Einkauf nach Hause kommen kann”

 

“Was war denn sein Problem”

 

“Das Handy hat immer einen Fehler gemeldet. Er könne nicht mit zwei Karten zahlen”

 

“Ja da ist sein Handy. Süß. Er hats noch in der Hand. Hmm. Diesen Todesgriff loszukriegen, Das jagt mir immer wieder Gänsehaut über den RÜcken. Das ist doch makaber, wie fest die Toten zudrücken”

 

“Rigor mortis”

 

“Entschuldigung ?”

 

“Egal. Ja, das ist sein Handy. Warte mal. Das steckt ja in so einer Hülle, da ist noch ein Fach auf der Rückseite”

 

“Tatsächlich. Da steckt eine Karte drin. Hier ist ein Loch. Schieb mal”

 

“Ach, das gibts doch nicht!”

 

“Was denn ?”

 

“Das ist eine Visitenkarte und eine Bankkarte, die da drin steckt!”

 

“Nein. Ach komm. Das meinst du nicht ernst”

 

“Doch. Das ist tatsächlich seine Bankkarte. Die steckte da in der Handyhülle hinter der Visitenkarte. Etwas versteckt Oh der Herr war Bestatter. Interessant”

 

“Das war der Fehler mit den zwei Karten. Ist ja total witzig. Das hatten wir auch noch nicht”

 

“Nein. Ist jetzt aber auch egal. Wir sollten es ihm auch nicht unbedingt sagen, wenn er heute seine erste Schicht beginnt. Die wollen ihn direkt an die Kasse setzen. Ganz schön gewagt, oder. Könnte leicht demotivierend auf ihn wirken, wenn wir ihm das auch noch erzählen”

 

“Ja. Da hast du Recht. Das sollten wir erst einmal für uns behalten. Ach, ich liebe das Leben. Sowas kann sich doch nur das Leben selber ausdenken. Das ist doch so schräg”

 

“Guten Tag. Wie möchten sie zahlen ?”

 

“Mit dem Handy bitte.”

 

“Lass mich, Opa. Ich will mit Karte zahlen!”

 

“Das geht nicht. Ich habe das alles im Auto, Schätzchen. Komm, du kannst das Handy vorhalten”

 

“Okay”

 

“Warten sie bitte noch einen Moment. Ich muss ihren Einkauf erst für die Handykartenzahlung freischalten. So, jetzt bitte”

 

“Nein Opa, das hat nicht geklappt”

 

“Komisch. Du musst das Handy nur hier vorhalten und dann geht es eigentlich von selbst”

 

“Sie müssen ihr Handy bitte auch entsperren vorher”

 

“Ja, hatten wir ja gemacht”

 

“Gut, probieren sie es noch einmal”

 

“Ok Schätzchen, jetzt halt es nochmal dran. Ja, gut so!”

 

“Nein hat wieder nicht funktioniert. Ach, ärgerlich”

 

“So, jetzt wird es leider langsam Ernst. Jetzt müssen sie sich wirklich ein letztes Mal entscheiden, ob sie es wirklich noch ein letztes Mal versuchen, oder lieber nach Hause fahren möchten. Bitte denken Sie gut darüber nach”

 

“Was meinst Du, Schätzchen, sollen wir es nochmal versuchen ?”

 

“Nein Opa, lass uns bitte bitte die Karte aus dem Auto holen”

 

“Ja, da hab ich auch noch genug Bargeld”

 

“Gut, dann machen wir es so. Wir versuchen es nicht nochmal. Wir holen Bargeld aus dem Auto”

 

“Das geht leider nicht. DAnn müssen sie später nochmal neu einkaufen”

 

“Das ist aber sehr kundenunfreundlich. Gut, dann ist es eben so. Auf wiedersehen”

 

“Auf wiedersehen und noch einen schönen Tag”

 

“Das haben sie sehr gut gemacht für ihren ersten Tag bei uns. Haben sie Hunger oder Durst oder müssen sie einmal auf Toilette ?”

 

“Nein, Herr Caliban. Mir geht es gut. Danke für ihre Zustimmung”. 
 

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  • Lustig 6
Geschrieben

Oh mein Gott, @Dionysos von Enno, das nahm ja kein Ende.;-)  Ich musste dringend auf Klo, während des Lesens und Hunger und Durst bekam ich auch. Zum Glück war ich nicht im Supermarkt.

 

Ich glaube, so viel Ausdauer hätte ich nicht beim Schreiben.

 

Gratulation zu deinem riesen Schmunzelwerk!

 

Liebe Grüße, Letreo

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Was für eine abgefahrene Geschichte, lieber Dionysos von Enno,

 

welch ein höflicher Mensch, welch höfliche, wenn auch ungeduldige Kundschaft, welch eine verständnisvolle Kassiererin und welch ein verständnisvoller Marktleiter. Und trotzdem nimmt die Tragödie ihren Lauf bis zum bitteren/glücklichen Ende.

Ich finde, du hast es abgefahrener inszeniert als Monty Python  es hätte tun können.  Die Situation eskaliert dramatisch von einer  skurrilen Situation in die nächste. Die Verzweiflung am System wird immer größer. Und trotzdem bewahrt er die Contenance. Einfach klasse. Und dann die Kommentare der angewiderten Besucher. zusätzlich also noch eine rustikale Milieu-Studie des Mikro-Kosmos  Supermarkt.

Ich habe Tränen gelacht.

Ein wenig stutzig machte mich die plötzliche "Auferstehung" als Kassierer. Da hätte ich mir vielleicht noch einen Übergang vorstellen können,. Sollte der Leser denken, es sei alles nur ein Traum gewesen? Da war ich etwas überfordert.

Trotzdem bin ich restlos begeistert. Wie kommt man auf so etwas?

 

VG, Marvin

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Dionysos,

 

ganz ehrlich? Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich weiß schon, warum ich mir meine Fahrkarten zusätzlich zu der in der Bahn-App. gespeicherten immer nochmal ausdrucke. Bisher habe ich es nicht gebraucht, aber wer weiß. Wenn ich das nicht mache, funktioniert es garantiert nicht....

 

Total abgefahren, zwischendurch dachte ich auch, den Kunden hätte beim Einkaufen die Müdigkeit übermannt und es war nur ein Traum. Aber vielleicht hast du uns auch bewusst in die Irre geführt. Bin gespannt auf die Auflösung. Jedenfalls ist das nicht zwingend Fiktion.

Ich hatte letztens das Problem, dass das Lesegerät meinen Pin-Code nicht anerkannte. Ich habe diese Nummer bestimmt seit 15 Jahren und es war die richtige. Man denkt, man ist im falschen Film...

 

Viele Grüße

Elisabetta

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hi liebe Poetinnen WG Mitbewohner, 

 

erstmal ein großes Dankeschön, dass ihr die Lesemühe auf euch genommen habt und offenbar darin nicht enttäuscht wurdet. Das ist schonmal das Wichtigste! Und: Das waren ja immerhin -Letreo hat es bereits erwähnt- kapitale 2000 Zeichen und damit schon fast die Hälfte meines durchschnittlichen, täglichen Schreibziels. Und es ist rein in Dialog geschrieben. Vor diesem Hintergrund haben mich eure Reaktion sehr gefreut auch deshalb, weil es immer wunderbar ist, wenn einer meinen schrägen Humor stellenweise auch witzig findet. Merci !

 

@Letreo71 Klo, Hunger und Durst sind besonders hängen geblieben und ein schmunzeln dazu. Wunderbar fehlt eigentlich nur noch Sex. Aber der kam ja nun auch nicht vor. Von daher alles gut 😉

 

@Marvin freut mich natürlich, wenn der Meister des skurrilen Humors dem Text etwas abgewinnen kann und sogar Tränen für unseren armen Protagonisten vergossen wurden (auch Freudentränen sind ja schonmal ein Anfang).  Am Ende ist es ein bisschen wie "Hotel California". You can check out any time you like, but you can never leave. Schön, dass Du mir so ein detailliertes Feedback da gelassen hast. Damit kann ich immer viel anfangen! 

 

@Elisabetta Monte herzlichen Dank fürs Lesen. Dein Plädoyer für Netz und doppelten Boden bei allem, was Maschine ist, kann ich nur unterschreiben!

 

mes compliments


Dionysos 

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hello Dio!

Bereits die Rubrikauswahl führt das Ganz ja schon ad absurdum 😉 denn kurz ist es ja wohl wirklich nicht aber gekonnt und fesselnd erzählt, alle Achtung!

Als reine 'Nur zum Telefonieren' Handynutzerin kenne ich glücklicherweise derartige Hoppalas nicht, nur vom Warten in der Schlange, wenn es anderen möglicherweise so ergehen mag.

Das wäre ein cooler Text für einen Poetryslam der bei mir wieder Ende März abläuft - mal schauen, ob ich daran teilnehmen werde, wenngleich mit Lyrik haben die dort eher weniger am sprichwörtlichen Hut 😉

Liebe Grüße in die neue Woche mit breitem Grinsen!
Uschi

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