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Geschrieben am

 

 

Dahlienweiß steht ruhig im schattigen Grün und bewegt sich

nicht im geringsten und späht ein Silberreiher und späht und 

späht und späht und er späht, (potzblitz!  - es reimt sich) sein Blick geht

bogengespannt hinab, aus gefiederter Stille zum Teich und

Schnapp! - das Fischlein entwischt ihm nur knapp!

 

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Geschrieben

hi Mi, 

 

soweit ich das beurteilen kann, hast auch Du, bei deinem epischen Hexameter, der uns in einen Kampf "Um Leben und Tod" am Bach oder Fluss so gekonnt und stilsicher entführt, nicht gänzlich auf den Spondeus im fünften Fuß verzichtet und damit selbst bei stichischer Betrachtungsweise, Eintönigkeit in der Anlage der Form vermieden. Bravo !

 

Hierzu korrespondiert die Geschichte um den Reiher oder Kormoran wundervoll, wobei man nicht ganz sicher ist, ob das Objekt seiner Begierde kurzzeitig vom Fisch (zum Glück für Ferdi war es kein Frosch 😉 zum selbstbetrachtenden Reim in der Ideenwelt (potzblitz!)  aus der Welt der Phänomenologie (zum Teich) wechselt und damit die Jagd scheitern lässt, oder ob es eine hintergründige Form des Schicksals war, die unser FIschlein vor dem terminalen Medienwechsel (vom Wasser in die Magensäure) gerettet hat. Spannend bleibt auch die Belastung der Hypothese: "Knapp daneben". War es wirklich ein "Knapp daneben" oder ein "knapp entkommen", das hier noch einmal das Fischlein entkommen ließ ? 

 

Bei zwei Kleinigkeiten hatte ich ein paar Probleme mit dem Bild selbst (nicht mit der Logik, die für mich in der Traumlogik eines Gedichtes nicht stringent kausal und durchaus synästhetisch-holistisch sein darf)  Wie stelle ich mir vor  "dahlienweiß" zu stehen und wie ein Blick "Bogengespannt" hinab ? 

 

Ein wunderbar dynamisches Werk, in dem sich verschiedene Ebenen sehr geschickt vermischen. 

 

mes compliments

 

Dio

Geschrieben

Lieber Di,


 

ich freue mich, dass du diese Verse, die schon eine ganze Weile in meinem Memo-Ordner standen und standen und standen und erst durch etwas reimerischen Unsinn (Unsinn lockert ja gerne mal den Geist) wieder in Bewegung kamen, so bereichernd kommentierst. 

 

Ich kann zum Glück auf deine Frage (Wie man sich dahlienweiß stehend vorstellen kann?) mit deiner eigenen Antwort antworten: Natürlich synästhetisch-holistisch! 🙂 

 

Was den Spondeus im fünften Fuß betrifft:  Hast du dich da vielleicht verzählt? Normalerweise bin ich ja dafür zuständig.


 

Ja und "knapp entkommen" wäre  auch ein passender, fischmitfühlender Titel gewesen, nur hat sich beim Schreiben im Hintergrund  u.a. der Gedanke bemerkbar gemacht, dass ein Reim im Hexameter  eigentlich die Regel verfehlt und synchron zum Silberreiher "knapp daneben" geht.

Asche auf mein Haupt! - aber der Regelbruch musste aus genannten Gründen sein, sonst wären diese Verse nicht in dieser Art aus dem Urteich gefischt worden.

 

Mit bestem Dank,

Mi

 

 

 

Geschrieben

Hi Mi, 

 

vor 9 Stunden schrieb Miserabelle:

standen und standen und standen

 

sic! Die Parallele zu unserem Silberreiher (späht und späht und späht) ist herrlich !

 

vor 9 Stunden schrieb Miserabelle:

etwas reimerischen Unsinn

 

Ich finde das eine großartige Idee, weil man bei lesen den Eindruck hat, das "Wundern über das Reimen" würde auf die Erlebnisebene unseres Silberreihers "durchschlagen" und dieses leichte Zögern verursachen, das letztlich die Jagd scheitern lässt. Insofern habe ich es also als einen wunderbar frischen Kunstgriff erlebt und keineswegs als Unsinn, zumal der Reim  so etwas spielerisches hat und unseren Reiher noch sympathischer macht. 

 

vor 9 Stunden schrieb Miserabelle:

Was den Spondeus im fünften Fuß betrifft:  Hast du dich da vielleicht verzählt? Normalerweise bin ich ja dafür zuständig.

 

Beim nachprüfen stelle ich fest, dass ich mal wieder kläglich versagt habe, beim Versuch mit Formalismus zu glänzen. Ich bin schon weg (bevor Claudi meine dilettantischen Versuche entdeckt 😉

 

vor 9 Stunden schrieb Miserabelle:

aber der Regelbruch musste aus genannten Gründen sein, sonst wären diese Verse nicht in dieser Art aus dem Urteich gefischt worden

 

Und diese sublime, fast ätherdurchfühlende Begleitung der originellen Verse auf einer hintergründigen Ebene ist einer der Gründe, warum ich Deine Sachen so mag. Es ist ein großes Vergnügen gewesen, hier mal etwas längeres wieder von Dir kredenzt zu bekommen. EIn großer Genuß !

 

mes compliments

 

Dio

 

 

Geschrieben

 

Hallo Mi,

 

stehe anscheinend mal wieder auf dem Schlauch, da ich keine Ahnung habe, von welchem Reim da die Rede sein soll. Vielleicht hilfst Du mir was weniges auf die Sprünge. Steht/späht? In diesem Fall wäre erstens zu erwähnen, dass das lange E nicht auf Ä reimt, und zweitens steht nicht betont ist und also drittens im Vortrag als Gleichklang nicht wirklich ins Gewicht fällt.

 

Ansonsten spielte Dio wohl auf den letzten Vers mit seinen fehlenden zwei Füßen an, die in der Tat nicht leicht zu erklären sind – ein Fragment, das trotzdem unbedingt raus musste?

 

Grüßend

 

E.

 

Geschrieben

Hallo Miserabelle,

Schmunzelverse mit schönen Bildern skizziert, finde ich in deinem Gedicht.
Und natürlich - „potzblitz“ - einen wilden, unbezähmbaren Geist.
Reime im Hexameter (hinab – schnapp – knapp // steht ~ späht), eine Stippvisite der Verfasserin höchstselbst mitten im Werk und, so scheint mir, die wertvolle Fähigkeit, sich auch mal selbst ein wenig auf die Schippe nehmen zu können. :wink:


Bilder, die ich besonders schön und gelungen finde:

Zitat
vor 20 Stunden schrieb Miserabelle:

Dahlienweiß steht ruhig im schattigen Grün

 

 

Zitat
vor 20 Stunden schrieb Miserabelle:

sein Blick geht

bogengespannt hinab, aus gefiederter Stille zum Teich

 



'Knapp daneben' gilt in diesem Fall wohl lediglich für Reiher und Fischlein. Deine Verse betrachte ich als gelungen. Auch dein Metrum scheint mir stimmig (wenngleich meine Einschätzung mit Vorsicht zu genießen ist) und dein Gedicht lässt sich fließend lesen. - Der letzte Vers, der halbe Hexa(?) oder Penta(?), hat doch einen Namen?   Hab vergessen, wie der heißt. 

🌻
Gern gelesen.
LG, Berthold

Geschrieben

Hallo Di,


 

ich habe mich  ja bei den Versfüßen  auch gerne ausführlich verzählt. Mittlerweile schreibe ich mehr nach Gefühl und prüfe nur ob die Anzahl stimmt. Von daher hätte es gut sein können, dass sich da tatsächlich ein Versus spondiacus verbirgt und ich musste das selber erst einmal prüfen. 

 

Ich freue mich riesig darüber, dass die Verse diese  mehrschichtigen Resonanzen ermöglichen.


 

Hallo Endeavour

 

fein, dass du vorbeischaust. Naja ob man das nun Reim oder unreiner Reim nennt, ich gehe davon aus, dass auch solche Lautähnlichkeiten in Erzählversen  tabu sind. Außerdem enthalten sie ja auch echte Reime.

In der  Kombination des Hexameters mit einem anderen Vers sehe ich dagegen kein Problem. Das sorgt für Abwechslung und Schwung.

 

 

Hallo Berthold,

 

wie schön dass du das Scherzhafte ansprichst und weitere Eindrücke da lässt. Bei dem gelungenen Feedback hier im Faden werden die Verse erst richtig lebendig. 🙂


 

Ich habe mal bisschen geschaut, welche Verskombinationen für den Hexameter (neben den Pentameter) üblich sind und bin u.a. auf den Hemiepes (wie du schon vermutet hast: ein halber Hexameter) gestoßen. Dafür bräuchte es dann eine Versfuß weniger und das klänge dann so:


 

bogengespannt hinab, aus gefiederter Stille zum Teich und

 

Schnapp! - das Fischlein ist weg!


 

Das hat auch was! 

So ist es nun ein ⅔ "Fast -Hexameter" geworden.

 

Erfreute Grüße,

Mi

Geschrieben

 

Hallo Mi,

 

in der Tat sollte die Bewegung in Bewegungsversen die erste Geige spielen; ein ähnlicher Fall wurde, wenn ich mich recht erinnere, ja schon diskutiert. Die Reime nach Deiner Intervention im dritten Vers korrespondieren in diesem Zusammenhang natürlich in erster Linie mit dieser Zäsur und machen einen Vers wie den letzten, glaube ich, erst möglich.

 

Ansonsten sind der Kombination des Hexameters mit anderen Versen, denke ich, keine Grenzen gesetzt und V5 als V2 und V4 hätte keine Fragen offen gelassen …

 

Gruß

 

E.

 

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