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Gedankenverloren taumelte sie wie in Zeitlupe jede einzelne Treppenstufe hinunter. Es war ziemlich dunkel und die Glühbirne schon seit einer halben Ewigkeit kaputt. "Natürlich der Hausmeister", murmelte sie leise vor sich hin. Von oben leuchtete ihr ein fahler Lichtschein, der durch den Spalt der halboffenen Tür mühsam hervorzukriechen versuchte, den Weg. Es waren unzählige Stufen bis ganz nach unten. Ein Schritt nach dem anderen, immer schön vorsichtig, aber dabei möglichst schnell, um voranzukommen, ein schier unmögliches Unterfangen.

 

Quietschend fiel die Tür ins Schloss. Mit einem Schlag war es stockdunkel. Etwas oder jemand war da, sie konnte es spüren. Sie versuchte, die emporsteigende Panik irgendwie zu kontrollieren. Ganz behutsam, Schritt für Schritt, einen Fuß vor den anderen setzend, bewegte sie sich vorwärts. Bloß nicht stolpern und den eigenen Standort verraten. Ihr Herz pochte. Von oben waren nun tatsächlich Schritte zu hören, etwas oder jemand näherte sich. Ihr Atem stockte. Einatmen, ausatmen funktionierte nicht mehr richtig. Keuchend tastete sie sich weiter voran. Sie hatte beinahe die unterste Stufe erreicht, da ertönte von der Seite plötzlich ein kreischendes Miau und kurz darauf gab es einen lauten Schlag.

 

Sie öffnete langsam wieder die Augen und ertastete leicht benommen ihre Umgebung. Offenbar lag sie rücklings inmitten von Scherben und einer Pfütze aus einer undefinierbaren, flüssig-klebrigen Substanz. "Blut", dachte sie sofort. Instinktiv leckte sie an ihrem rechten Zeigefinger. Etwa auf mittlerer Höhe der Treppe machte etwas oder jemand hektisch eine Taschenlampe an. "Was ist passiert?", rief ihr eine tiefe, aber bekannte Stimme entgegen. Inzwischen saß sie aufrecht auf dem kalten und klebrigen Kellerboden, den Blick nach oben gerichtet. Sie hielt beide Hände in Höhe des Lichtkegels der Taschenlampe, die Substanz leuchtete knallrot und tropfte zähflüssig von ihren Händen. Auf ihrem Gesicht war von oben ein schemenhaftes Grinsen zu erahnen. "Erdbeermarmelade", kicherte sie.

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