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San Cuan De La Cruz - La noche oscura del alma

(Johannes vom Kreuz - Die dunkle Nacht der Seele)


 

Zur Nacht, in tiefer Dunkelheit
ist Sehnsucht mir im Herz entbrannt
oh welches Glück ist Einsamkeit
als ich entflohen, unerkannt

dem Haus, das längst schon Ruhe fand

 

Im Dunkel, doch in Sicherheit
erstieg ich Stufen, die geheim
verhüllt durch mein Gewand, bereit,

oh welches Glück hat mich befreit
ins Dunkel aus dem schlafend Heim

 

Erfüllt von Glück und Seligkeit
ganz heimlich, denn man sah mich nicht

durchwanderte ich ohn' Geleit
die Nacht, geführt allein vom Licht
das mir im Herzen strahlt so weit

 

Von ihm geführt gelangte ich

ganz sicher durch das Unbekannt
zu ihm, der längst erwartet' mich
in dem ich meine Heimat fand
wo ich nur wähnte karges Land

 

Du halfst mir, dass den Weg ich find
du Nacht, ins freundlich Morgenrot
und warst mein sanfter Rückenwind
zum Liebsten, bist was mich nun bind'

an ihn, der mir die Liebe bot

 

In meinem Schoß, der drum erblüht
den ich bewahrt für ihn allein
dort schlief er an mein Herz geschmiegt

beschenkt, von meiner Hand gewiegt
erfüllt von Zedernduft, so rein

 

Als mich der sanften Brise Hand
-ich breitete in ihr sein Haar-
vom Zinnenkranz am Nacken fand
und rührte mich, so wunderbar
dass jeder Sinn mir gleich entschwand

 

Verlor ich mit vergess'nem Sinn
mich dort in des Geliebten Blick
und alles schwand, ich gab mich hin
ließ zwischen Lilien zurück
was Sorge war, dass neu ich bin.

 

 

-

 

 

Vielleicht hat ja jemand Lust, sich mit etwas Feintuning an dem Versuch zu beteiligen. Dem Original werden die Verse wohl eh nicht gerecht, aber möglicherweise wird ja noch was Schönes draus 😅🤗

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

 Lieber Anaximandala,

 

ein zarter und gefühlvoller Text, der sehr intensiv nachtönt. Eine Frau, die im Schutz der Nacht, mit dem Licht der Liebe im Herz, heimlich zu ihrem Liebsten gelangt und Erfüllung findet. Ich kenne den Urtext nicht und mir fehlt momentan leider die Zeit für ein "Feintuning". 

 

Sehr gern gelesen.

LG g

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Gummibaum,

 

vor 40 Minuten schrieb gummibaum:

 Lieber Anaximandala,

 

ein zarter und gefühlvoller Text, der sehr intensiv nachtönt. Eine Frau, die im Schutz der Nacht, mit dem Licht der Liebe im Herz, heimlich zu ihrem Liebsten gelangt und Erfüllung findet. Ich kenne den Urtext nicht und mir fehlt momentan leider die Zeit für ein "Feintuning". 

 

Sehr gern gelesen.

LG g

 

 

Vielen lieben Dank schonmal für deine Worte und Interpretation!

Im Ursprung soll das Gedicht wohl eine Metapher sein für eine mystische Vereinigung der Seele mit Gott, aber ich kann deine Deutung sehr gut nachvollziehen, einfach des sinnlich-erotischen Charakters der Zeilen und ich schätze mal es fehlt nicht viel an kleinen Änderungen, um meine Zeilen vollständig zu dieser menschlichen Vereinigung zu machen - eine interessante Idee eigentlich -

 

Lies bei Gelegenheit gerne das Original, vielleicht hast du ja Ideen, ich wprd mich freuen!

Wenn du konkret nach der Übersetzung von Melchior, Freiherr von Diepenbrock suchst, findest du auch eine schöne Übersetzung (die ich zum Glück erst gefunden hab nachdem ich mit meinem Versuch fertig war. Hätte ich direkt eine gelungene Fassung gesehen, hätte ich wohl selbst garnicht gewerkelt 😅)

 

 

LG Delf

Geschrieben

Dass es ursprünglich um Gott geht, ist klar. Ich dachte, du hattest Neues im Sinn.

 

Ich hab mir das Gedicht von San Cuan De La Cruz nun in Spanisch angeschaut. Deines ist inhaltlich und formal eine Übersetzung, die sogar das Reimschema einhält. Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen, aber eine schöne Herausforderung. Ich hatte schon bei jüngeren und ungereimten spanischen Gedichten (Neruda, Borges) Probleme, in der Übersetzung die Stimmung richtig wiederzugeben.

 

LG g   

  • Danke 1
Geschrieben

Also eigentlich hatte ich das nicht, zumindest bis zu deinem Kommentar 😄

 

Und ca 5 Minuten auf Social Media haben mir gereicht um zu entscheiden, dass mir der Text in dieser Fassung doch besser gefällt 😅

 

Zitat

Zur Nacht, in tiefer Dunkelheit
ist Sehnsucht mir im Herz entbrannt
oh welches Glück ist Einsamkeit
als ich entflohen, unerkannt
dem Haus, das längst schon Ruhe fand

 

Im Dunkel, doch in Sicherheit
erstieg ich Stufen, die geheim
verhüllt durch mein Gewand, bereit,
oh welches Glück hat mich befreit
ins Dunkel aus dem schlafend Heim

 

Erfüllt von Glück und Seligkeit
ganz heimlich, denn man sah mich nicht
durchwanderte ich ohn' Geleit
die Nacht, geführt allein vom Licht
das mir im Herzen strahlt so weit

 

Von ihm geführt gelangte ich
ganz sicher durch das Unbekannt
zu ihr, die längst erwartet' mich
in der ich meine Heimat fand
wo ich nur wähnte karges Land

 

Du halfst mir, dass den Weg ich find
du Nacht, ins freundlich Morgenrot
und warst mein sanfter Rückenwind
zur Liebsten, bist was mich nun bind'
an sie, die mir die Liebe bot

 

In meinem Schoß, der drum erblüht
den ich bewahrt für sie allein
dort schlief sie an mein Herz geschmiegt
beschenkt, von meiner Hand gewiegt
erfüllt von Zedernduft, so rein

 

Als mich der sanften Brise Hand
-ich breitete darin ihr Haar-
vom Zinnenkranz am Nacken fand
und rührte mich, so wunderbar
dass jeder Sinn mir gleich entschwand

 

Verlor ich mit vergess'nem Sinn
mich dort in der Geliebten Blick
und alles schwand, ich gab mich hin
ließ zwischen Lilien zurück
was Sorge war, dass neu ich bin.
 

 

Ich wär auf jeden Fall gespannt auf Meinungen, lieber thementreu oder abgewandelt? 

*Vielleicht hab ich ja auch thementreu Gott gegendert 🤔

 

Zitat

Ich hab mir das Gedicht von San Cuan De La Cruz nun in Spanisch angeschaut. Deines ist inhaltlich und formal eine Übersetzung, die sogar das Reimschema einhält. Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen, aber eine schöne Herausforderung. Ich hatte schon bei jüngeren und ungereimten spanischen Gedichten (Neruda, Borges) Probleme, in der Übersetzung die Stimmung richtig wiederzugeben.

 

Dankesehr! 

Ja am Reimschema hab ich auch wirklich  beißen müssen, es hätte sicherlich an einigen Stellen außerhalb vom Schema noch elegantere Lösungen gegeben, aber es war ja zum Glück möglich 🙂

 

Ich mache sowas hin und wieder ganz gerne, schöne Sprüche oder Fließtexte zu verreimen, Deutsch lässt sich Gott sei Dank relativ flexiebel biegen, beugen und brechen 😄 aber ohne diese Vorarbeit wäre es in der Form wohl kaum möglich gewesen.

 

 

LG Delf 

Geschrieben

Hallo Anaximandala

 

Zitat

 

Zur Nacht, in tiefer Dunkelheit a
ist Sehnsucht mir im Herz entbrannt b
oh welches Glück ist Einsamkeit a
als ich entflohen, unerkannt b

dem Haus, das längst schon Ruhe fand b

 

 

xXxXxXxX

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Gleich zu beginn wird der 4 hebige Jambus als Metrum festgelegt

das Reimschema ist a, b, a, b, b

 

Zitat

 

Im Dunkel, doch in Sicherheit a
erstieg ich Stufen, die geheim c
verhüllt durch mein Gewand, bereit, a

oh welches Glück hat mich befreit a
ins Dunkel aus dem schlafend Heim c

 

 

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xXxXxXxX

xXxXxXxX

xXxXxXxX

xXxXxXxX

 

hier tritt das Reimschema aus der Vorgabe und wandelt sich zu a, c, a, a, c

 

Zitat

 

Erfüllt von Glück und Seligkeit a
ganz heimlich, denn man sah mich nicht d

durchwanderte ich ohn' Geleit a
die Nacht, geführt allein vom Licht d
das mir im Herzen strahlt so weit a

 

 

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xXxXxXxX

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xXxXxXxX

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Das Reimschema erkenne ich jetzt, es greift stets den a-Reim der Endung "eit" auf und ist in dem Sinne alternierend, auch wenn sich seine Position verschiebt

Reimschema a, d, a, d, a

Ich frage mich ob mit einem Wechsel, welcher irgendwann passieren muss, auch inhaltlich eine Änderung einhergeht.

 

Zitat

 

Von ihm geführt gelangte ich e/d?

ganz sicher durch das Unbekannt b
zu ihm, der längst erwartet' mich e/d?
in dem ich meine Heimat fand b
wo ich nur wähnte karges Land b

 

 

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Und da ist er, der Wechsel und ich meine zu erkennen, dass es Rückläufig ist, das gefällt mir.

Der b-Reim aus Strophe 1 wird aufgegriffen und entweder wird ein e-Reim eingeführt, oder der d-Reim von Strophe 3 beibehalten. Vorerst sehe ich im Reimschema

e(d), b, e(d), b, b

Ich bin noch unschlüssig ob e- oder d-Reim, da zwar Vokaler Gleichlaut mit Kehliger Konnotation "ich" besteht, aber der t-laut nicht zugegen ist um phonetisch und abschliessend als klanglich gleich zu gelten.

Mal schauen ob Strophe 5 das aufgreift falls diese ebenfalls Rückläufig im Reimschema ist.

 

Zitat

 

Du halfst mir, dass den Weg ich find g
du Nacht, ins freundlich Morgenrot f
und warst mein sanfter Rückenwind g
zum Liebsten, bist was mich nun bind' g

an ihn, der mir die Liebe bot f

 

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Das Reimschema nimmt Bezug auf Strophe 2 (abaab), aber es ist anders und zeigt mir, dass die vorige Strophe demnach ein e-Reim war. Sie wollte gleich klingen, aber sich weich aus dem Schema heraus bewegen, ohne es tonal groß zu stören. Es entstehen erstmals neue Reime, welche eventuell inhaltlich begründet sind, da neue Wege beschritten werden.

g, f, g, g, f

 

Der Grundton des 4 hebigen Jambus bewahrt dabei immer die Form und könnte für die eigene Haltung einstehen.

Stets aus allem im Leben das möglichst Beste und positive heraus nehmen.

Solche Personen neigen dazu sich ausbeuten zu lassen, da sie auch nur das positive im Gegenüber erwarten.

Für sie gibt es kein negativ, außer sie bekommen es zu fühlen und selbst dann versuchen sie noch etwas positives daraus für sich zu sehen. Nach dem Leitspruch "Nicht in Problemen, sondern in Lösungen denken." und "für alles Schlechte, kommt immer auch 3 mal Gutes zurück." und "die Hoffnung stirbt zuletzt" welcher vermutlich der bekannteste Leitspruch von 3 Möglichen ist.

 

 

Zitat

 

In meinem Schoß, der drum erblüht h
den ich bewahrt für ihn allein i
dort schlief er an mein Herz geschmiegt j

beschenkt, von meiner Hand gewiegt j
erfüllt von Zedernduft, so rein i

 

 

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Reimschema h, i, j, j, i

(blüht-schmiegt-wiegt) eine Assonanz und zwei reine Reime. Inhaltlich könnte ich es mir erklären als etwas "Neues" das im Schoß heran wächst. Etwas das noch nicht als "ganzes" aufzufassen ist.

Ich habe hier aber ein leichtes Logikproblem insofern ich nur auf den Kontext achte, ohne die Metaebene zu berücksichtigen und falls ich zu oberflächlich lesen würde.

Die Strophe sagt: "Im Schoß, an mein Herz geschmiegt. Das Herz ist für gewöhnlich nicht im Schoß zu finden.

Es muss also als Metapher stehen, da es anatomisch nicht korrekt ist.

Als Metapher selbst finde ich es aber sehr spannend formuliert. Es assoziiert Cunnilingus/bzw Verkehr und verschiebt "Liebe" auf den eher triebgesteuerten Aspekt. Das Herz kann ja auch als Mittelpunkt des Fühlens betrachtet werden. Ich kann Kopfschmerzen haben und mir Wort-wörtlich das Herz im Schädel pochen.

Beim Sex, jeglicher Art, fließt bekanntlich alles Blut zu einem gewissen Punkt. Geschlechter unabhängig.

Zudem hat Zedernduft als ätherisches Öl die Eigenschaft, die Durchblutung anzuregen.

Ich glaube die Strophe spricht demnach von einem gezielten Kinderwunsch.

Sie gefällt mir ausgesprochen gut. Auch im Reim, welcher etwas heranwachsendes als "Gleichklang" darstellt.

 

 

Zitat

Als mich der sanften Brise Hand b
-ich breitete in ihr sein Haar- k
vom Zinnenkranz am Nacken fand b
und rührte mich, so wunderbar k
dass jeder Sinn mir gleich entschwand b

 

xXxXxXxX

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xXxXxXxX

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Reimschema b, k, b, k, b (Vorgabe wie in Strophe 3, nur ohne dessen Reim)

Ich muss gestehen, das ist mir in dieser Strophe tatsächlich zu kryptisch, ich komme nicht dahinter was "in ihr sein Haar breiten" meinen soll.

Das Schaudern kommt schon durch, aber diese eine Zeile will mir nicht klar werden. Sorry.

Soll es ein Wurzeln/Splicen/Splitten darstellen? Ein Weitergeben eigener Gene oder sowas? Es wirkt als käme hier die "Erlösung" und sein Höhepunkt. In der Vorstrophe wurde aber schon gezeugt bin ich der Meinung.

Ich habe das Gefühl der Text braucht diese Strophe nicht unbedingt und könnte auch wunderbar ohne sie funktionieren.

 

Zitat

Verlor ich mit vergess'nem Sinn l
mich dort in des Geliebten Blick m
und alles schwand, ich gab mich hin l
ließ zwischen Lilien zurück h
was Sorge war, dass neu ich bin. l

 

xXxXxXxX

xXxXxXxX

xXxXxXxX

xXxXxXxX

xXxXxXxX

 

Reimschema l, m, l, h, l

Wird hier auf h-Reim in Strophe 6 zurück geblickt? (erblüht-zurück) ich Frage mich ob die Assonanz gewollt war, oder ob ich wieder zu viel sehe und Überinterpretiere. Ich fände es aber interessant durch den Auseinander liegenden Reim eine indirekte Verbindung darzustellen.

Dieser h-Reim ist im gesamten Text der einzige seiner Art. Somit fällt er mir ins Auge...

Schade nur das damit der m-Reim (Blick) ohne Partner bleibt. Er steht alleine.

 

Das Wort Lilien hätte ich fast als Diphtong gewertet, aber ich habe mich entschieden es dem Jambus zugunsten und auch seines Aufbaus als 3-silbig zu verwenden.

 

Interessant das gerade die Lilie, welche symbolisch oft als Todesblume assoziiert wird, in diesem Text erscheint der vom Zeugungsakt spricht und das Ende somit offen lässt. Entweder stellt es "den kleinen Tod" dar (ekstatischer Höhepunkt) oder den tatsächlichen Tod vom kleinen h-Reim. Es trägt eine gewisse Tragik. Vielleicht ist das der Grund warum der m-Reim alleine ist, seine/ihre bessere Hälfte ist nicht mehr zugegen? 

 

Mir gefällt der Text sehr gut.

Nur die Wortverwendung wirkt hin und wieder etwas zu gekünstelt und dick aufgetragen meiner Meinung nach.

Du hast diesen hang zum Theatralisch überzogenen Satzlaut, oft vermisst man dabei das natürliche und man bekommt den Eindruck man wäre mitten in einem Drama.

Mir hat es trotzdem sehr gut gefallen. Ein schöner Text.

 

 

Ps: ich hab leider keinen Plan was die Überschrift bedeutet XD

 

Pps:

Zitat

 

San Cuan De La Cruz - La noche oscura del alma

(Johannes vom Kreuz - Die dunkle Nacht der Seele)

 

Ich glaub ich weiß es doch, ich sollte nur lesen.

 

Lg Mono

  • Danke 1
Geschrieben

p.s.:

Die Übersetzung von Melchior, Freiherr von Diepenbrock, ist weiter vom Original entfernt als deine. Dass ich zunächst dachte, eine Frau sucht und findet ihren Liebsten, war besonders durch deine Übersetzung von „pecho“ als Schoß statt als  Brust bedingt. 

  • Danke 1

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