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Seamens Club: Indische Mentalität und andere Merkwürdikeiten


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                     Indische Mentalität und andere Merkwürdigkeiten.

 

Endlich wieder große Schiffe!

Acht Inder und zwei Ukrainer von einem Palmöltanker und drei Filipinos von einem  Bulk Carrier. Die verschwinden fast in der Menge der Palmölleute, die mächtig Betrieb machen:

Step bei Step habe ich mir ein Bild von dem für Inder typischen Verhaltenmachen können:

Fremden gegenüber zeigen sie zunächst eine gewisse Arroganz. Sie provozieren gerne, um herauszufinden, wie weit sie gehen können.Die beiden Ukrainer, der erste Offizier und der zweite Nautische Offizier (richtige Männer) sitzen zunächst unbeteiligt dabei. Ihr Motto...die Horde soll sich ruhig mal austoben.

 

Diese, angeführt von drei jungen Kerls, die wie Piraten aussehen, und sich am liebsten gegenseitig hochschaukeln möchten, bestellen nach langer Prüfung jeweils ein Bier.Vorher haben Sie sich mindestens 3 mal die Preisschilder angesehen, die in unserer Ausstellungsvitrine an jedem Getränk und allen anderen Produkten angezeigt sind, die wir anbieten.

Kein Inder würde etwas bestellen ohne vorher genau zu prüfen, ob es evtl. zu teuer ist. Sie haben oft Schwierigkeiten sich zu entscheiden, gehen nochmal zurück zu ihrem Sitzplatz, diskutieren da untereinander, um dann doch wieder nach vorne zu kommen und meist mehr zu bestellen, als sie angefragt hatten. (Nüsse, Chips oder Schokolade usw.)

Mein Kollege ist überzeugt: Inder sind grundsätzlich geizig. Er ist auf Ceylon aufgewachsen und kennt wohl seine Pappenheimer.

 

Kaum habe ich das Bier auf die Theke gestellt, fragt einer von Ihnen: "Is this the only beer you have?"

Ich antworte: "Warum sollten wir anderes Bier haben, unser Bier ist deutsches Bier, das ist überall gleich gut, weil es nach den gleichen gesetzlichen Vorgaben aus Naturprodukten gebraut werden muss."

"Aber es gibt doch wohl noch anderes Bier in Deutschland", sagt er und schaut mich herausfordernd an.

 "Natürlich sage ich, jede Gegend in Deutschland hat ihr eigenes Bier. Die schmecken zwar unterschiedlich, aber haben immer die gleiche Qualität.Wenn ihr künstliches Bier mit viel Chemie trinken wollt, müsst ihr es in einem anderen Hafen versuchen, in den USA z.B. oder den Niederlanden, die wollen nämlich möglichst viel Profit damit machen."

"Hm" sagt er, wirkt beeindruckt, "Thanks for the information. But the beer is rather cheap here, only

1.50 $. "

Ich: " We are in the Seamens  Club , this is not a public Pub. We are not here to make money with the products, we offer. We want, that you feel home and don´t spend more money, than you can afford.

 But to be very clear, you have to pay, now or later, in Dollars or Euros."

 "Later is better", antwortet er und schaut zu, wie ich einen Strich auf meine Kontrollliste mache.

 

Kaum ist das erledigt fragt er: "Und wie weit ist es zur Stadt?"

Ich sage: "Kommt darauf an, wo ihr hinwollt. Die Innenstadt mit Kneipen und Restaurants könnt ihr zu Fuß in 10 Minuten erreichen, unser großes Einkaufszentrum liegt etwa 20 - 30 Minuten von hier."

"Und wo ist das genau?"

Ich gebe ihm einen Stadtplan, in dem alle Plätze, die für Seeleute interessant sein könnten, in englischer Sprache aufgezeigt sind und erkläre ihm kurz die Systematik.

"Und ihr würdet uns mit dem Bulli auch dahin fahren, kostenlos?"

"Ja, so wie´s in unsere Broschüre angeboten wird und wir holen Euch auch wieder ab, solange es innerhalb unserer Dienstzeit ist"

"Nicht schlecht", sagt er und diskutiert weitere 5 Minuten mit seinen Kumpels darüber.

"Kriegt Ihr uns denn alle mit?" ..."Notfalls fahren wir zweimal" ... wieder lange Diskussion. Danach dreht er mir den Rücken zu, trinkt sein Bier weiter, mampft seine Chips. Können wohl nicht zu einer Entscheidung kommen.

 

"Soll ich Euch Musik machen oder lieber was anderes, Bollywood vielleicht?"

"Fußball" sagt einer der Piraten, möglichst life, das wäre toll".

"Das kriegen wir auf "You Tube" nicht hin ", sage ich," muss meine Frau anrufen, ob es in irgendeinem Programm die U 21 Europameisterschaft gibt."

"Ja, das muss nun auch nicht sein", sagt er etwas verlegen, "Musik tut´s ja auch".

"Willst Du nun Fußball oder nicht?"  "Ja aber, wenn Sie extra Ihre Frau?"...

Ich verliere die Geduld, rufe meine Frau an und schon wissen wir, es gibt das Spiel England gegen Rumänien in Sport 1. Ich suche den Sender, alle sind für etwa 10 Minuten begeistert, dann flacht die Aufmerksamkeit ab, sie düddeln nur wieder rum.

Nur ihre Chefs haben richtigen Spaß, sie sind echte Fußball Fans.

 

Deshalb sage ich nach einer Weile: "Es ist jetzt fast 19 Uhr, das Einkaufszentrum schließt um 20 Uhr, wenn ihr also noch dahin wollt, müsstet ihr Euch jetzt entscheiden".

Wieder große Diskussion: Wegfahren oder lieber bei Bier und Chips im Club bleiben?

Schließlich entscheiden sich sechs Seeleute für das Einkaufzentrum, zwei wollen zu Fuß in die Innenstadt.

Ich verkünde noch mal deutlich, dass noch Rechnungen offen sind und ich deshalb erwarte, dass entweder sofort bezahlt wird oder alle später wieder in den Club kommen (ich weiß ja, dass die Chefs noch im Club sind, die ich mir wegen der Bezahlung notfalls noch greifen kann). Natürlich wollen alle nachher wiederkommen. (da bin ich mal gespannt)

Großes Hallo, dann sind alle mit meinem Kollegen und dem Bulli der Seemannsmission weg, man kann die Stille regelrecht hören.

 

Ich setzt mich zum Chief Mate aus der Ukraine, versuche ein Gespräch über seine Heimat zu beginnen, aber er blockt freundlich und bestimmt ab:

"Möchte lieber nicht drüber reden."

"Ich gehe eigentlich niemals raus in Häfen," sagt er," was soll ich da? Heute bin ich zum ersten Mal von Bord.

(Das erste Mal, denke ich ganz überrascht, erstaunlich oder besser unglaublich).

Meine Jungens ja, die wollen immer nur raus, aber ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe, wie hier oder an Bord."

(Ein Fingerzeig für mich, dass ich die Klappe halten soll?)

 Ich mache einen letzten Versuch: "Wie lange sind Sie schon an Bord?"

"Jetzt schon 4 1/2 Monate"

"Und wo sind Sie schon überall gewesen?"

"Überall und nirgends, Südamerika, USA, Chile, Südafrika, Hongkong und China, Australien, häufiger im Mittelmeer, überall in Europa, vor allem im Norden und Kanada natürlich."

"Und nirgendwo an Land gegangen?"

"Hab ich ja gesagt," sagt er und lächelt dabei belustigt, als wolle er mich auf den Arm nehmen …

(Für mich unvorstellbar, wie jemand auf all die Möglichkeiten verzichten kann, neue Erfahrungen zu machen. Vielleicht gibt es ja einen guten Grund, über den er nicht sprechen will. Auch gut, denke ich.)

 

Nach einer Pause, er: "Dass Sie die U 21 Europameisterschaft für uns organisiert haben, hat mir gefallen, das ist wirklich Service, danke!" und damit wendet er sich wieder dem Spiel und seinem Handy zu, das er zwischendurch auch mal bespricht.

Kurze Zeit später kommt mein Kollege mit den Jungens von Einkaufen zurück und auch die Stadtgänger finden sich wieder ein.

"Und, frage ich, habt Ihr gefunden, was Ihr gesucht habt?" Zustimmendes Gemurmel, zeigen auf einige Einkaufstüten.

"Leider aber keine Mädels hier, oder?"

 

Ich: "Die werden bei uns gegen Abend alle eingesperrt, wegen der Seeleute natürlich". Zustimmendes Nicken, die Vorstellung löst Fröhlichkeit aus.

 

Der 2. Offizier ist auch da, alle haben wieder Platz gefunden, setzen ihre Gespräche bei Bier und Chips fort, es wird feucht fröhlich.Gegen 21.30 Uhr, kurz bevor wir schließen, geht der 2. Offizier zum Gästebuch, schreibt etwas hinein und fordert die Crew auf, sich anzuschließen. Meine Piraten haben keine Lust, albern herum.

"Los, aber dalli jetzt, sagt er," auch die, die nicht schreiben können machen jetzt hier ihren Haken".  Allgemeines Gelächter, aber dann folgen sie brav, stecken noch Passfotos in den Rand eines der Bilder, die an der Wand hängen.

Mein Kollege und ich lassen sie wissen, dass um 10 Uhr Schluss ist und wir sie dann zurück zum Schiff fahren, das ca. 2 km entfernt liegt.

Jetzt plötzlich beginnt der Run auf die Schokolade, Chips und Erdnüsse und natürlich muss das letzte Bier auch noch sein.

Wieder ausgiebige Diskussionen über das Produktangebot und die richtige Produktauswahl. Die Schokoladetafeln gehen von Hand zu Hand, es geht hin - und her, es dauert sicher 15 Minuten, bis jeder seine Ration gefunden und bezahlt hat.

Am Ende schlägt einer der Piraten noch ganz groß zu: 20 Tafeln Schokolade, 2 Beutel Chips und auch noch Nüsse (kriegt einen Karton zum Wegtragen)

"Sieben Bier und 2 Beutel Chips sind noch nicht bezahlt, wer übernimmt die Rechnung?" rufe ich in die Menge, die jetzt unbedingt in den Bulli und zum Schiff will.

Da steht der 1. Mate, der Ukrainer, auf, kommt zur Theke und sagt lächelnd: "Zahl ich, was kriegen sie denn?", legt einen großen Schein auf den Tisch und zahlt den Betrag, der noch offen ist. "Schöner Abend, die Jungens hatten Spaß, danke."

 

"Sind Sie morgen wieder da?", fragt der Pirat, der mich anfangs getestet hat. "Wir wechseln jeden Tag ", sage ich. "Also morgen nicht".

 "Und wann dann?"

"Nächste Woche, Donnerstag".

 "Schade, dann sind wir schon weg, muss ich Ihnen wohl jetzt schon Bye, bye sagen", schüttelt mir die Hand und verschwindet mit den anderen.

 

Th.W.Bubeck

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