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Geschrieben am

 

In blaue Leinen gehüllt, trägt der Nordwind sie zu Ihm

Eine alte Krone aus Dornen schmückt das Haupt

Von der Wärme verlassen, bereit zu schlafen

Im Schatten der Sonne, wo sie Ihm begegnet ist

 

Entkräftet wie ihre Blüte, sinkt das Haupt

Wo salzige Tränen den Sand benässen, stechen Keime aus

Felder von Sahara Lilien

Ihre Liebe ist Gift für andere die sie verehren

Unberührbar bleibt sie schön

 

Im Sand liegend, vergiftet durch sich selbst

Von Tausend Dornen umwachsen das Grab

Lavendel duftender Leib

Selbst der Tod kann nicht widerstehen

Und der Schmerz der nie weicht, liebt sie noch immer

Eine Akazienallee führt zu ihrem Altar

Seiner Oase der Giftpflanzen

 

Sie gebar Ihm keine Kinder

Es verblieb eine Narbe am Unterleib

Trug keine Knospen mehr an seiner Seite

Nur müde bittere Blätter

Und Milch aus Oscherzweigen

Trank ohne Zweifel

Fruchtlos verwelkt

Als sie die Augen schloss

Und die Nacht in ihrer Seele versiegelt war

 

 

 

„Der Seth-Zyklus Teil II“

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Geschrieben

Hallo Joshua,

 

Wirklich schöne sprachliche Bilder, ein gekonnt flüssiger Text , auch,wenn ich mit den Inhalten, der

Mythologie persönlich wenig anfangen kann.

Trotzdem hat das Athmoshärische  mich berührt.

 

LG

Tobuma

  • Danke 1
Geschrieben

Hi Tobuma. 

 

Vielen Dank fürs vorbeischauen. 

 

vor 20 Stunden schrieb Tobuma:

auch,wenn ich mit den Inhalten, der

Mythologie persönlich wenig anfangen kann.

Allgemein bezogen? Oder nur auf dieses Thema hier? 

Mythologie ist verdammt lehrreich was das Verstehen von psychologischen Dramen angeht. Der griechische Olymp? Eine Fundgrube für soziale Dramen und Charakterstudien! Ebenso viele andere Sagen anderer Völker. Betrachtet man es mit der psychologischen Brille, ergeben sich viele spannende Beobachtungen. Vor allem für Skript-Analytiker. 

 

Das Thema hier behandelt auch ein psychologisches Drama. Als Grundton hab ich mir die Geschichte vom Wüstengott Seth und seiner Gemahlin Nephthy (Übrigens auch seine Schwester!) genommen, und daraus eine eigene geformt. Als Metapher die Sahara Lilie, also etwas schönes lebendiges, in einer unwirklichen gnadenlosen Umgebung, der Wüste. Doch nur dort kann sie existieren, erfährt aber nie so etwas wie Glück und bleibt an seiner Seite in ihrer Trauer gefangen. Sie sind eins, aber können in ihrer Liebe zueinander nicht aufgehen, sondern sich nur verbrauchen. "Die Keime stechen aus, wo salzige Tränen den Boden benässen", Vermehrung von Trauer, die Sahara Lilien als Symbol selbst, in dieser Geschichte, für die Personifizierte Trauer. Am Ende blieb sie auch ohne Kinder, denn er war unfruchtbar, oder kaum fruchtbar - Personifizierung der Wüste. 

 

Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen? Ist nur meine Sicht. Und der Leser hat natürlich seine eigene. 

Und irgendwie haben alle recht und nicht. 

 

LG JC

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hi Joshuan,

Vielen Dank für deine gut nachvollziehbare und erhellende Erklärung, die mir den gedanklichen Hintergrund für dein gekonntes Gedicht näher gebracht hat.

Was mein Verhältnis zur Mythologie  angeht, so habe ich die Geschichten als Junge, egal ob griechische und deutsche Heldensagen oder Märchen, natürlich wie Abenteuergeschichten gelesen, da es bis 1960 eigentlich keine wirkliche Kinderliteratur gab.

Man kann es heute kaum glauben, aber ich bin noch in einer Zeit geboren, als die Stadt Köln in Schutt und Asche (80%) lag und Deutsche Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft ausgemergelt die Reste ihrer Familie suchten.

Danach war Realismus angesagt, keine Zeit zum Träumen, Abitur und Studium schaffen, dabei regelmäßig in den Ferien am Bau oder in der Fabrik arbeiten, um eigenes Geld zu haben und unabhängig von zuhause zu werden. Da wurden die Kinder noch nicht von der Realität abgeschirmt.

 

Die realen Konflikte und sozialen Dramen habe ich dann in den Aufgabenfeldern der Psychologie: Betreuung schwer erziehbarer Kinder/Sexualforschung/ Vergewaltigung/Tötungsdelikte von Partnern u.s.w. hautnah miterleben und bearbeiten dürfen, später als Konfliktlöser, Berater und Manager fast 40 Jahre  in der Grossindustrie, die selbst viele interne Konflikte erzeugt , aber natürlich auch bei ihren Mitarbeitern und deren Familien auslöst.

 

Meine Form der Bearbeitung war dann nicht die reine Beschreibung der Konflikte, wie bei den alten Griechen, die ihre persönlichen Vergehen und Familiendramen in Ersatzform den Göttern externalisieren und zuschreiben konnten, sondern der Versuch die Gründe, Auslöser und Gesetzmäßigkeiten zu verstehen, die Menschen dazu bringen das zu tun , was sie tun.

 

Helfen und Verhalten ändern kann man nur ,wenn man auch ein Erklärungs -  Denkgerüst oder Modelle hat, aus denen heraus man gezielt Einfluss nehmen kann. Das setzt, wie in der Dichtung, genaues Beobachten, Einfühlen, Verdichtung, Abstraktion, Umwandeln , Verkehren und Mitdenken voraus.

Die Gestalt und Ganzheitspsychologie , Morphologie (Goethe) und Psychoanalyse( Freud/Jung), die ich studieren durfte, hat dann auch Anklänge an Kunst, Geheimnissvolles, Unerklärliches, Unbewußtes Wirken, Überdeterminiertheit, wie man es  im mythischen Denken finden kann.

 

Leider sollen wir heute nur noch das denken dürfen, was sich zahlenmäßig (Diktatur der Mathematik) darstellen läßt, aber nur einem Teil (oft nur einem unwichtigen Teil) der Realität gerecht wird.

Deswegen werden die wissenschaftlichen Ergebnisse gerade in den Humanwissenschaften auch immer banaler. 

Da kommen wir beide dann wieder zusammen, allerdings mit unterschiedlichen Denkansätzen und aus unterschiedlichen Richtungen (Entwicklung  und Erfahrung) .

 

Deinen Abschlusssatz: "Irgendwie haben alle Recht und auch nicht." verstehe ich so, dass der Sinn des Lebens gerade aus der Vielfalt der individuellen Gedanken und Sichtweisen (Luxus des Lebendigen) erwächst. Es geht nicht um  "Richtig oder Falsch" , sondern das "und auch".

Wären wir nicht auf der Suche nach immer neuen Lösungen,die aus der Gedankenvielfalt entstehen, würde es keinen Fortschritt geben, würde das Leben irgendwann absterben.

Hoffentlich habe ich dich jetzt nicht allzu sehr mit meinen Gedanken zugeschüttet.Das ist das Problem 

der Schriftform, die es dem Adressaten  immer erst im Nachhinein erlaubt, einzugreifen.Schöner wäre es wirklich,wenn man einen echten Dialog haben könnte.

 

Liebe Grüße zu später Stunde

 

Thomas/Tobuma

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