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Nachdem ich hier im Forum einen Neustart unter neuem Pseudonym hingelegt habe, werde ich wohl erst mal weniger Lyrik schreiben und mehr Prosa bzw. Essays. Das Löschen meines alten Accounts war eine Handlung im Ausnahmezustand, und der neue steht für einen neuen Lebensabschnitt.
In meinem ersten Beitrag „ Die Essenz meiner Gedankenwelt“, mit dem ich grundsätzlich zufrieden bin, wies ich auf mein altes Projekt Demian S Lunaris hin, mit diesem Absatz war ich allerdings überhaupt nicht zufrieden, denn wie früher schon oft schrieb ich um den heißen Brei herum, war nicht ehrlich. Ich habe diesen Teil des Beitrags nun über die Bearbeitungsfunktion gelöscht.
Ich denke, meine Texte haben, früher wie heute, eine Relevanz durch eine Sicht „von außen“ auf die Gesellschaft und können deshalb jedem, der sich darauf einlässt, etwas geben. Ich habe immer betont, dass sie für sich sprechen sollten. Wenn man meinen Hintergrund kennen würde, so fürchtete ich, würde man sie weniger ernst nehmen.
Nun denke ich aber, auch ermutigt durch eine Gruppe in meinem Umkreis, die Anti-Stigma Aufklärungsarbeit betreibt, dass ich mich nicht länger verstecken sollte. Auch auf das Risiko hin, dass man meine Texte dann einfach abtut.

Also, ich leide bereits seit über 20 Jahren an paranoider Schizophrenie. Drei Psychosen hatte ich in dieser Zeit. 2001 (mit 22 Jahren), 2007 und 2022. Ja, in einer Psychose ist man in einem Ausnahmezustand, aber dazwischen ist die Gedankenwelt relativ normal. Das ist ein erster Punkt, den viele nicht wissen. Nach jeder Psychose muss man zwar kognitive Abstriche machen, wird weniger belastbar, es leidet die Konzentration, der Antrieb usw. aber man ist nicht dauer-verrückt. Und man kann auch durchaus trotzdem eine stabile Grundpsyche haben, letztendlich ist es „nur“ eine Stoffwechselstörung des Gehirns und es gibt mittlerweile ja sehr gute Medikamente (die leider keinen 100%-igen Schutz vor wiederkehrenden Psychosen bieten, aber immerhin war ich mehr als ein Jahrzehnt Psychose- und Klinik-frei).
Eine Psychose, zu der Wahnüberzeugungen und meist auch Halluzinationen (meistens Stimmen) gehören, ist sicherlich auch ein tiefer Einblick in die Seele, auch oft mit starker Spiritualität verbunden. Daraus kann man hinterher aber auch kreative Energie ziehen.
Ein wichtiger Faktor, der mir auch diese Außenseiter-Sicht ermöglicht, sind die Mitmenschen. Man fällt ja schon auf in mancher Nachbarschaft, wenn man nicht jeden Morgen das Haus verlässt. Wie die Menschen mit mir umgehen, entlarvt sie oft, obwohl ich durchaus auch Menschlichkeit erfahren habe. Wenn ich die Diagnose nenne, macht es das nicht besser, weil die Leute damit nichts anfangen können und weil sie den Begriff nur in den Medien hören, wenn ein psychisch Kranker andere verletzt oder Schlimmeres. Das ist ein Zerrbild, es lässt sich leicht statistisch widerlegen, dass wir grundsätzlich gefährlich sind, aber die fast ausschließliche Berichterstattung bei solchen Anlässen prägt die Vorurteile der Menschen.

Momentan stabilisiere ich mich langsam wieder, auch wenn ich noch recht angeschlagen bin von dem letzten Gewitter im Kopf. Ich lebe nun erst mal in einer betreuten WG und weiß nicht genau, wie es langfristig weiter geht. Auch diese dritte Psychose hat mein Leben ordentlich auf den Kopf gestellt. Das Schreiben hilft jedenfalls.
Zum Inhalt meiner Texte noch etwas: Auch wenn die Gedanken für manche fremdartig wirken, so sind sie nicht aus der Luft gegriffen. Ich „bediene“ mich dabei verschiedener Einflüsse, von Taoismus bis Nietzsche, Hesse, oder auch bestimmte Musik-Texte aus „meinen“ Szenen Metal und Gothic. Eben kein Mainstream. Das bin ich nun wirklich nicht.
Mein nächster Schritt ist nun, meine Homepage zu reaktivieren und die Texte, die ich als Demian S Lunaris schrieb wieder zugänglich zu machen. Wie gesagt, dieses Projekt steht für einen vergangenen Lebensabschnitt, deshalb will ich das Pseudonym nicht mehr benutzen. Aber ich stehe noch dazu, es ist mir wichtig.
Wenn es soweit ist, gebe ich im Forum Bescheid. Beim neuen Pseudonym ist der Name Programm, ich brenne mehr den je für dieses Leben und meinen Neuanfang. Und für das Schreiben.

Geschrieben

Guten Tag "In Flammen",

 

viele Menschen kennen psychische Ausnahmezustände; ich gehöre auch dazu.

Bis in die Psychose bin ich nicht gegangen -- aber haarscharf daran vorbei "gekratzt" mehrere Male.

Ich habe mal gelesen, dass jedeR zwanzigste Mensch im Laufe seines Lebens mit der Psychiatrie in Kontakt kommt.
 

Wenn mehr Menschen offen über ihre seelische Befindlichkeit sprechen würden, könnte auch eine ganz andere Art von "Gesprächskultur" entstehen - wo man_frau sich ohne Maske begegnen kann.

Wo nicht die eigenen Erfolge, die Schullaufbahn der Kinder , der Vorzeigepkw oder der letzte Wochenendtrip nach London thematisiert wird, sondern "Wie geht es Dir" - und dies nicht als die übliche Floskel, sondern mit einem warmen und tiefen Interesse an dem Menschen, mit dem ich gerade spreche. Es ist das Wichtigste, was wir haben - unsere Menschlichkeit.

 

Menschen in psychischen Extremzuständen abzuwerten zeugt von Unkenntnis der menschlichen Seele und vermutlich auch von Angst.

 

Danke für Deine Offenheit  - sie kann ein Türöffner sein .

 

viele Grüße

 

Sternenherz

 

 

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