Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

Ich spielte Klavier in nächtlichen Stunden,                                          

um dich zu locken, damit du erscheinst,                               

hab mir dabei die Finger zerschunden,                                                 

und glaubte gewiss, dass du um mich weinst.                                    

 

Mein Blut floss wie Honig über die Tasten                                           

und bahnte sich seinen Weg vor dein Haus.                                       

Als just die letzten Sterne verblassten,                                                  

trat einer deiner Verehrer heraus.

                                                              

Es hat mein Stakkato ihn sehr überrascht.                                           

Und wie hat ihn mein Scherzo vernichtet!                                           

Ich hab noch sein letztes Stöhnen erhascht                                        

und es flux zur Ballade verdichtet.                                                          

 

Überall wird dieses Lied bald erklingen,

in jeder Hütte und jedem Palast.

Auch da, wo du wohnst, wird man es singen,

damit einen Grund zum Weinen du hast.

  • Gefällt mir 1
  • Schön 3
Geschrieben

Hallo Marcel,

 

das finde ich sprachlich und inhaltlich sehr ansprechend! Auch scheinst du ein gutes Rhythmusgefühl zu haben. Rhythmisch lassen sich deine Verse recht gut lesen. Die würde ich so als Knittelverse belassen und nur ganz, ganz wenig dran feilen, damit sie für das Publikum noch etwas lesefreundlicher werden. Ein völlig glattgebügeltes Metrum würde hier vermutlich nur schaden und dem Gedicht einiges von seinem Charme nehmen.

 

Ich zeichne mal in den ersten beiden Strophen die betonten Silben ein:

 

Ich spielte Klavier in nächtlichen Stunden,                                          

um dich zu locken, damit du erscheinst,                               

und hab mir dabei die Finger zerschunden,                                                 

ja, glaubte gewiss, dass du um mich weinst.                                    

 

Mein Blut floss wie Honig über die Tasten                                           

und bahnte sich seinen Weg vor dein Haus.                                       

Als just die letzten Sterne verblassten,                                                  

trat einer deiner Verehrer heraus.

 

Das liest sich wunderbar! Wie du siehst, hat jeder Vers genau vier betonte Silben (Hebungssilben). Das ist eine recht grobe, aber zuverlässige Ordnung, an der man sich beim Lesen orientieren kann. Fast alle Verse beginnen unbetont, außer V3, bei dem es etwas unklar ist. Man könnte zwar auch auf "mir" betonen, aber dann klingt es leicht unnatürlich. Mit einem "und" am Versanfang wäre die Unklarheit beseitigt.

 

Möchtest du das mal für die anderen Strophen versuchen? Sollte es nicht klappen, sag gerne Bescheid. Vielleicht haben ja auch noch andere Mitglieder Lust, ein bisschen zu fummeln, z.B. Alex? Wie gesagt, da fehlt gar nicht mehr viel Schliff.

 

Ich bin sehr angetan!

 

LG Claudi

Geschrieben

Hi Marcel, Hi Claudi, 

Habe das gute Stück gestern schon gelesen. Mir fehlte nur die Zeit und die Lust mal genauer hinzuschauen. Allerdings fiel mir auf, das es sich sehr gut liest. Es hat diesen, ich nenne es mal, Boomerangeffekt. Es schwingt immer wieder schön zurück. Schön! 

 

Am 10.6.2023 um 14:02 schrieb Marcel:

Mein Blut floss wie Honig über die Tasten                                           

und bahnte sich seinen Weg vor dein Haus.                                       

Als just die letzten Sterne verblassten,                                                  

trat einer deiner Verehrer heraus

 

Hier würde ich auch minimal eingreifen. 

 

Mein Blut floss wie Honig, sanft, über die Tasten

und bahnte sich seinen Weg vor dein

Haus.

Als just die letzten Sterne verblassten, 

trat einer von deinen Verehrern heraus. 

 

 

 

Klingt für mich noch runder. Sonst finde ich es echt gut. 

 

LG Alex 

Geschrieben

Hallo, Claudi,

 

vielen Dank für Deine Tipps!

 

Ich habe jetzt mal Deine Vorschläge aufgenommen, und auch Strophe 3 und 4 ein wenig geändert - hoffentlich nicht verschlimmbessert. Beim lauten Lesen scheint es zumindest nicht zu haken.

 

Moritat vom Nachtpianisten

 

Ich spielte Klavier in nächtlichen Stunden,                                          

um dich zu locken, damit du erscheinst,                               

und hab mir dabei die Finger zerschunden,                                                        

ja, glaubte gewiss, dass du um mich weinst.                                       

 

Mein Blut floss wie Honig über die Tasten                                           

und bahnte sich seinen Weg vor dein Haus.                                       

Als just die letzten Sterne verblassten,                                                  

trat einer deiner Verehrer heraus.

                                                              

Wie hat mein Stakkato ihn überrascht!                                

Und wie hat ihn mein Scherzo vernichtet!                                           

Ich hab noch sein letztes Stöhnen erhascht                                        

und flux zu einem Canto verdichtet.                     (hier bin ich nicht ganz zufrieden)                                 

 

Überall soll dieses Lied bald erklingen,

in jeder Hütte und jedem Palast.

Auch da, wo du wohnst, soll man es singen,

damit einen Grund zum Weinen du hast.            (ein wenig beigebogen, um das "DU" zu betonen - wie                                                                                     manchmal im "Buch der Lieder"; Heine möge mir verzeihen!) 😉

 

Liebe Grüße, Marcel

 

 

Hallo, Alexander,

 

mit dem "sanften Honig" vermag ich mich nicht so recht anzufreunden, bin mir auch nicht sicher, ob das einsilbige Adjektiv den Rhythmus wirklich verbessert. Falls dem aber so sein sollte, dann würde ich dem Honig eher "zäh" als Eigenschaft zuordnen. Zum Vereher: "einer deiner..." klingt vielleicht nicht so elegant, aber "einer von deinen..." macht die Zeile nach meinem Gefühl zu lang; ich würde es gern bei den zehn Silben belassen.

 

Ich freue mich, dass ihr euch die Mühe macht, mir auf die Sprünge zu helfen. Das ist spannend!

 

Liebe Grüße, Marcel

Geschrieben

Hallo Jungs,

 

prima, jetzt sind wir ja schon zu dritt! Lasst uns nochmal einen Schritt zurückgehen und die jeweils vier Hebungen pro Vers abklopfen. Ich habe ja nun schon die betonten Silben in den ersten beiden Strophen fett gemacht und lass jetzt mal die Beine baumeln. 

 

Marcel, willst du es mal versuchen? Wenn du noch nicht so weit bist, ist das kein Beinbruch. Es wäre nur gut, eine Rückmeldung zu bekommen, wo wir dich abholen können. Ansonsten können wir die Arbeit ja Alex aufs Auge drücken. 😄

 

Sanft gefällt mir in dem Honigvers übrigens auch nicht. Überhaupt bin ich keine Freundin von unnötigen Adjektiven.

 

Am 11.6.2023 um 14:56 schrieb Marcel:

bin mir auch nicht sicher, ob das einsilbige Adjektiv den Rhythmus wirklich verbessert. Falls dem aber so sein sollte, dann würde ich dem Honig eher "zäh" als Eigenschaft zuordnen. Zum Vereher: "einer deiner..." klingt vielleicht nicht so elegant, aber "einer von deinen..." macht die Zeile nach meinem Gefühl zu lang;

 

Silbenzählen ist hier keine geeignete Maßnahme. Hier haben wir ja kein gleichmäßiges Metrum. Aber du hast gut aufgepasst! Ein einsilbiges Adjektiv möchte betont werden und am liebsten auf eine Hebungsposition. Man könnte es zwar zur Not in die Doppelsenkung drücken, aber dem Rhythmus, den wir ja ganz bewusst etwas markanter haben wollen,  würde es hier eher schaden.

 

Die Überarbeitung der dritten Strophe finde ich gut. Du meintest wahrscheinlich "flugs"? 

 

LG Claudi

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Marcel:

bin mir auch nicht sicher, ob das einsilbige Adjektiv den Rhythmus wirklich verbessert. Falls dem aber so sein sollte, dann würde ich dem Honig eher "zäh" als Eigenschaft zuordnen. Zum Vereher: "einer deiner..." klingt vielleicht nicht so elegant, aber "einer von deinen..." macht die Zeile nach meinem Gefühl zu lang;

 

Silbenzählen ist hier keine geeignete Maßnahme. Hier haben wir ja kein gleichmäßiges Metrum. Aber du hast gut aufgepasst! Ein einsilbiges Adjektiv möchte betont werden und am liebsten auf eine Hebungsposition. Man könnte es zwar zur Not in die Doppelsenkung drücken, aber dem Rhythmus, den wir ja ganz bewusst etwas markanter haben wollen,  würde es hier eher schaden.

Geschrieben

Hallo, Claudi,

 

mal sehen, was ich verstanden habe:

 

Wie hat mein Stakkato ihn überrascht!                                

Und wie hat ihn mein Scherzo vernichtet!                                          

Ich hab noch sein letztes Stöhnen erhascht                                       

und flugs zu einem Canto verdichtet.                                                    

 

Überall soll dieses Lied erklingen,

in jeder Hütte und jedem Palast.

Auch da, wo du wohnst, soll man es singen,

damit einen Grund zum Weinen du hast.

 

Jetzt bin ich aber mal gespannt; mein Gefühl ist gut.

 

Liebe Grüße, Marcel

Geschrieben
vor 15 Stunden schrieb Marcel:

Wie hat mein Stakkato ihn überrascht!                                

Und wie hat ihn mein Scherzo vernichtet!                                          

Ich hab noch sein letztes Stöhnen erhascht                                       

und flugs zu einem Canto verdichtet.                                                    

 

Überall soll dieses Lied erklingen,

in jeder Hütte und jedem Palast.

Auch da, wo du wohnst, soll man es singen,

damit einen Grund zum Weinen du hast.

 

Wie hat mein Stakkato ihn überrascht!                                

Und wie hat ihn mein Scherzo vernichtet!                                          

Ich hab noch sein letztes Stöhnen erhascht                                       

und flugs zu einem Canto verdichtet.    

 

Du siehst, im zweiten Vers wechsele ich die Betonung von "wie", weil wir jetzt daran gewöhnt sind, die Verse unbetont zu beginnen (man nennt es Gewohnheitsmetrum). Man könnte es aber auch anders lesen.

 

Dies ist wirklich eine schwierige Übung für dich! Mit freier Füllung zu arbeiten (= sich nur an der Hebungszahl zu orientieren) ist eigentlich was für Fortgeschrittene. Bei so schwierigen Metren muss man darauf achten, die Silben möglichst eindeutig zu setzen. Besser lesbar wäre sicher eine deutlichere Variante, z.B.

 

und schließlich hat ihn mein Scherzo vernichtet.

 

Die nächste Strophe beginnt mit einem sehr ungünstigen Wort. Überall kann sowohl auf der ersten als auf der dritten sowie auch auf beiden Silben betont werden. Du hast es hier mit doppeltem Auftakt, also vorne zwei unbetonten Silben verwendet. Das ist möglich. Nur haben wir diese Situation sonst in keinem der vorangegangenen Verse, was das Lesen erschwert.

 

Ich würde den Satz umstellen, z.B.:

 

Das (mein) Lied soll überall nun erklingen,

in jeder Hütte und jedem Palast.

Auch da, wo du wohnst, da soll man es singen,

damit einen Grund zum Weinen du hast.         

                          

Reimsilben sind immer betont! Auf unbetonte Silben kann man nicht reimen. Der Reim soll ja herausklingen.

Geschrieben
vor 54 Minuten schrieb Claudi:

Das (mein) Lied soll überall nun erklingen

Also wenn ich diesen Satz rein jambisch lasse, das „nun" und „weil" streiche, finde ich ihn immer noch passend zur restlichen Strophe. Entweder ich liege richtig oder ich hab nen falschen Rhythmus? Bin jetz doch ein wenig verwirrt 😅

Geschrieben
vor 6 Minuten schrieb Alexander:

Also wenn ich diesen Satz rein jambisch lasse, das „nun" und „weil" streiche, finde ich ihn immer noch passend zur restlichen Strophe.

 

Ja, das ginge auch. Wären noch ein oder zwei andere rein jambische Verse drin, wäre das aber besser. So durchmischt, wie der Rest ist, finde ich die Mischvariante hier passender.

Geschrieben

Hallo, Claudi, Alexander,

 

damit bin ich ganz zufrieden:

 

Moritat vom Nachtpianisten

 

Ich spielte Klavier in nächtlichen Stunden,                                          

um dich zu locken, damit du erscheinst,                               

und hab mir dabei die Finger zerschunden,                                                        

ja, glaubte gewiss, dass du um mich weinst.                                       

 

Mein Blut floss wie Honig über die Tasten                                           

und bahnte sich seinen Weg vor dein Haus.                                       

Als just die letzten Sterne verblassten,                                                  

trat einer deiner Verehrer heraus.

                                                              

Wie hat mein Stakkato ihn überrascht!                                

Und wie hat ihn mein Scherzo vernichtet!                                           

Ich hab noch sein letztes Stöhnen erhascht                                        

und flugs zu einem Canto verdichtet.                                                    

 

Dies Lied soll überall nun erklingen,

in jeder Hütte und jedem Palast.

Auch da, wo du wohnst, da soll man es singen,

damit einen Grund zum Weinen du hast.

 

Liebe Grüße, Marcel

  • Schön 1

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.