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Wenn es längst zu spät ist

 

Dein Bild zeigt, du warst wunderschön.
Jetzt bist du nicht mehr da.
Ist das eine Tatsache?
Vielleicht bist du in glücklichen körperlosen Sphären,
so will ich es glauben,
wie ein Kind an den Weihnachtsmann glauben will.
Aber vielleicht ist da nur
ein schrecklich gähnendes Nichts,
das fürchterlicher saugt, als ein
schwarzes Loch?
Das so sehr Nichts ist, dass selbst das Wort Nichts
keine Buchstaben mehr hat.

Warst du Materie und bist nun Antimaterie?
Mag sein, es ist berechenbar, mit
Formeln, die meinen Verstand so sehr übersteigen.

 

Dein Bild im Esszimmer lacht mich an,
als dürfte ich dich zum Essen erwarten.
Wie oft hatten wir das?
Wie oft aßen wir stumm?
Wie oft hielten wir es für sinnlos, von unseren
Erlebnissen des Tages zu berichten?
Fände ich nur ein Buch, in dem jede Minute deines Lebens beschrieben stünde.
Es wäre meine Bibel, für die Zeit, die mir bleibt.

 

Wie gering schätzt man die Gewohnheit,
weil sie so gewöhnlich ist?
Man wird so lässig und verliert den Augenblick aus den Augen.
Ergreift nicht das Greifbare, weil es greifbar ist.
Erst das Unfassbare versuchen wir zu fassen.
Aber wir sind Toren, denn es ist und bleibt unfassbar.
Das ist das Gesetz, das wir doch eigentlich kannten.
Dachten wir, uns richtet es nicht?

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Geschrieben

Hallo Mojo182, schön, dass du diesen Text geschrieben hast. Die, die ihn lesen werden vielleicht auf etwas hingewiesen, was im Hier und Jetzt so schnell vergessen wird, zumindest wünsche ich mir das. Denn, wenn es längst zu spät ist, nützt es nichts mehr. Ich kann mich in diesen Text sehr gut hineinfühlen.

 

Lieben Abendgruß, Letreo 

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Geschrieben

Liebe @Mojo182,

 

wir sind ständig umgeben von Selbstverständlichkeiten, deren Wert und Würde sich uns erst erschließt, wenn sie nicht mehr vorhanden sind. Und trotzdem verfallen wir immer wieder in dieses Muster der Achtlosigkeit. Hinterher sind wir sprachlos ...

 

Dein Text berührt mich in der liebevollen Weise, in der Du das zum Ausdruck bringst.

 

Liebe Grüße,

Athmos

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Geschrieben

Hi Mojo,

 

Dein Kernsatz ist so fein formuliert:

Man wird so lässig und verliert den Augenblick aus den Augen.
Ergreift nicht das Greifbare, weil es greifbar ist.
Erst das Unfassbare versuchen wir zu fassen.

Das muss ich sagen: So gut es anfangs war, mit jedem Lesen wird Dein Gedicht noch besser und besser!

 

Liebe Grüße,

Athmos

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