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Geschrieben am

07.07.2023

 

Ein Hochgefühl

 

Im Sonnenrot, im Abendschein
wächst eine Kraft und macht mich jung.
Mein Gang hat diesen feinen Schwung
zurück, beseelt von Holderwein.

 

Ach Funkelstern, ach Mondjuwel!
Befreit vom Denken, von Vernunft
sehn' ich nach der Zusammenkunft.
Geh' ich in meinen Träumen fehl?

 

Ein Schattenkind bist Du? – Für mich
bist Licht Du, das voll Wärme fliegt,
ein Hochgefühl, das nie versiegt
in meinem Sein, das fast verblich.

 

Nimm mich im fahlen Lichterschein,
Du! Schatten, der die Sonne bringt,
uns schenkt, was nie allein gelingt:
In trauter Tiefe eins zu sein.

 

        S. Athmos Welakis

  • Schön 7
Geschrieben

Was für ein feines Gedicht, lieber Athmos. Was gibt es Schöneres als für jemanden das Licht zu sein. Deine Zeilen kommen leichtfüßig und doch mit einer wunderbaren Tiefe daher. Das ist für mich Poesie vom Feinsten.

 

Liebe Grüße Juls 🙂

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Athmos,

 

das ist dir sprachlich und rhythmisch sehr schön gelungen! Kompliment! Für S2 V3 hätte ich noch einen Pinselstrich in Blau beizusteuern:

 

Ach Funkelstern, ach Mondjuwel!
Befreit vom Denken, von Vernunft
ersehn ich die Zusammenkunft.
Geh' ich in meinen Träumen fehl?

 

Dann wäre es metrisch deutlicher und die Grammatik korrekt. 

 

LG Claudi

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Julie, Claudi, lieber Endeavour, und jetzt auch lieber gummibaum,

 

vielen Dank für eure Zusprüche (?) und die Kommentare. Vergangene Nacht wollte das Gedicht einfach raus. Ich konnte nicht warten. Es ist also noch ganz warm.

Jetzt, da ihr drauf zeigt, fällt mir auch auf, das "sehnen" rückbezüglich ist und sich das "sich" liebeskrank gemeldet hat 😊. Eure Vorschläge sind nicht schlecht, ich muss mich aber noch mehr mit ihnen vertraut machen. Momentan habe ich noch den Wunsch "nach der Zusammenkunft" zu erhalten und dafür nach einem Ersatzwort für "sehnen" zu suchen, weil das meiner ursprünglichen Überlegung (bisher) noch eher entspricht (!?). Ich denke, ich lasse diesen Punkt im Augenblick noch offen, und vielleicht gibt es noch eine Anregung.

Das nächste Gedicht lasse ich dann wieder etwas länger mit mir abhängen, bevor ich es laufen lasse. Dieses "Hochgefühl" war aber zu drangvoll ...

 

Liebe Julie, herzlichen Dank. Ich freue mich!

vor 3 Stunden schrieb Darkjuls:

Was für ein feines Gedicht, lieber Athmos. Was gibt es Schöneres als für jemanden das Licht zu sein. Deine Zeilen kommen leichtfüßig und doch mit einer wunderbaren Tiefe daher. Das ist für mich Poesie vom Feinsten.

 

Liebe Claudi, das ist ein ehrenwertes Kompliment, obwohl (oder: weil?) das Gedicht nicht ganz perfekt ist. Das Gefühl ist offenbar rübergekommen.

vor 2 Stunden schrieb Claudi:

das ist dir sprachlich und rhythmisch sehr schön gelungen! Kompliment!

 

Lieber Endeavour, bei uns heißt es: "Nix g'schwätzt is' g'lobt g'nug". Danke für deine ausgesprochene Zustimmung.

vor 1 Stunde schrieb Endeavour:

Gar nicht übel

 

Deine Empfindung, lieber gummibaum, ist eine schöne Zusammenfassung, die mir gefällt.

vor 23 Minuten schrieb gummibaum:

Licht von Venus und Mond verbindet mit der Sonne und entfaltet die Seele am Abend.

 

 

Liebe Grüße, ich lass mir was einfallen,

Athmos

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber Athmos, vielleicht passt "hoff ich auf die Zusammenkunft" zu Deinem Gefühl und in das Gedicht? Oder "wünsch ich mir die Zusammenkunft" oder "träum ich mir die Zusammenkunft", "Geh ich in meinen Wünschen/meinem Hoffen fehl"?

Dir fällt sicher noch das richtige Wort für Dein Gefühl ein.

 

Liebe Grüße Juls

 

Geschrieben

@Claudi

Liebe Claudi, ich habe lange über Deinen Vorschlag nachgedacht.

 

Während ich ein Gedicht schreibe und unmittelbar danach fühle ich mich irgendwie high. In dieser Phase fehlt mir aber der Abstand, klar (d.h. unvoreingenommen, neutral) zu denken. Das Abklingen braucht seine Zeit. Ich gehe jedes Gedicht bestimmt hundert mal durch, um es immer wieder zu erfühlen und sicherzustellen, dass es "richtig" ist. Erst danach normalisiere ich mich wieder vollständig. Hier war dieser Prozess natürlich besonders auch von Deinem Input geprägt.

 

Ich bevorzuge meine Ursprungsvariante etwas mehr. Nicht wegen Grammatik und Rhythmus, da gebe ich Dir völlig recht. Aber die Aussage ist zwischen beiden Varianten etwas unterschiedlich:

  • In deinem Vorschlag "ersehn' ich die Zusammenkunft" spüre ich bereits eine gewisse Festigung. Die Zusammenkunft steht eigentlich nicht infrage, eine etwaige Hinderung beruht offensichtlich im Wesentlichen auf einem zeitlichen oder örtlichen Abstand.
  • Die Urversion "sehn' ich nach der Zusammenkunft" tendiert meiner Meinung nach mehr dahin, die Zusammenkunft sei noch keine beschlossene Sache, sondern ein Wunschtraum. Genau damit korrespondiert aber der folgende Vergewisserung suchende Vers "Geh' ich in meinen Träumen fehl?".

Die stärkere Offenheit der Situation, das Ungewissere, trifft aus meiner Sicht besser. Das fehlende Reflexivpronomen impliziert dabei eine Art Selbstschutz des LI: Sollte die Zusammenkunft nicht stattfinden, dann mache ich (als LI) mir vor, dass ich gar nicht explizit "mich" gemeint habe, sondern den Wunsch nur als allgemeinen Gedanken sehe. In diesem Sinne sehe ich die Grammatik als Werkzeug, das dem Inhalt zu dienen hat, und "beuge" sie (... ursprünglich unbewusst, wie ich schon äußerte) 😉

 

Vielleicht bohre ich hier objektiv gesehen nur an letzten Nachkommastellen herum. Ich bin gespannt auf Deine Meinung!

 

Liebe Grüße,

Athmos

 

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb S. Athmos Welakis:

Ich bin gespannt auf Deine Meinung!

 

Sehr interessant, lieber Athmos. Begründen hättest du deine Vorliebe für die Originalfassung gar nicht müssen. Aber es ist dennoch spannend zu erfahren, wie du hier denkst.

 

Zwischen sehnen und ersehnen besteht für mich kein Unterschied. Mir scheint, dass das Sehnen doch noch nicht ganz das richtige Wort ist, wenn du das Bedürfnis hast, es durch das fehlende Reflexivpronomen abzuschwächen. Eine weitere Möglichkeit wäre noch, "sehnen" und "träumen" zu tauschen:

 

Ach Funkelstern, ach Mondjuwel!
Befreit vom Denken, von Vernunft,
erträum ich die Zusammenkunft.
Geh ich in meinem Sehnen (Wünschen) fehl?

 

Das ist jetzt aber nur Spielerei, auf die du nicht näher eingehen musst. Auf rationaler Basis lässt sich so eine persönliche Vorliebe sowieso nur schwer vermitteln. Es ist vollkommen okay, wenn du momentan nichts ändern möchtest. Der erwähnte Abstand zum Text stellt sich meist auch nicht so schnell, sondern erst nach einigen Wochen ein. Lass dir Zeit! Es geht ja hier nicht um gravierende Fehler. Es ist nur eine Nuance.

 

LG Claudi

Geschrieben

Liebe Claudi,

ich hatte keine Rechtfertigung im Sinn ...

Das mit "Geh' ich in meinem Sehnen fehl?" lassen wir übrigens lieber 🙂. Ich war erst von "Wünschen" zu "Träumen" umgestiegen, um die Beziehung zur Nacht mit Funkelstern und Mondjuwel stärker zu betonen ...

 

Danke für Deine Beschäftigung mit meinem Thema!

 

Liebe Grüße,

Athmos

 

Geschrieben

Nur noch eine Frage: Warum schreibst du das "du" eigentlich groß? Viele machen es, weil sie es von Briefen und anderen persönlichen Nachrichten so gewöhnt sind. Im Gedicht ist es eigentlich nicht üblich.

Geschrieben

@Letreo71

 

Liebe Letreo, ich freue mich besonders für diesen Satz:

vor 13 Stunden schrieb Letreo71:

Sehr schön und passend hierfür, der umarmende Reim.

 

In gewisser Weise trifft das nämlich auch auf das Gedicht im Ganzen zu: Es brandet auf, kulminiert genau in der Mitte in den zwei Fragen

Am 7.7.2023 um 15:20 schrieb S. Athmos Welakis:

Geh' ich in meinen Träumen fehl?
 

Ein Schattenkind bist Du?

und ebbt ab in Zweisamkeit, die zwar (noch) nicht eindeutig vollzogen ist, aber dadurch auch den Leser (die Leserin natürlich auch😊) einbezieht in die Reise zum "wir". Eingebettet in Einleitung und Schluss bilden die beiden mittleren Strophen Spiegel, die jeweils auch übertragen vom LI auf das LD aufgefasst werden können: als gegenseitiger Wunsch und gegenseitige Erfüllung, nicht sich selbst herauszustellen, sondern "erkannt" zu werden.

Die beiden Fragen selbst stellen Selbstzweifel der Protagonisten dar. Ich denke, das genau das wichtig für eine gesunde Gemeinsamkeit ist: nicht völlig von sich selbst überzeugt zu sein, sodass der Blick offen bleibt für den anderen. Damit kommt die Liebe zum anderen zurück als Liebe des anderen und erreicht damit Dimensionen, die die Liebe zu sich selbst nie kennen kann.

 

Liebe Grüße,

Athmos

  • Schön 1

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