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Geschrieben am

windgeschützt

 

in deine abgründe zu blicken

als gesprächsersatz

geballte fäuste zu sehen und stampfende kinderfüße

mir vorzustellen

 

wie der wind sie davonträgt

bis sie in der ferne schrumpfen

wie sie freundliche grübchen in die wolken drücken

und er die bösen worte

schüttelt und siebt, bis sie hell und klar sind

 

lässt mich für einen augenblick

das kind in dir sehen, das sich auf die brust schlägt

und kein wort mehr verliert

über schmerz, bumerang

und ausgleichende gerechtigkeit

 

doch das gesagte bleibt, hängt über mir wie eine fratze

zersetzt sich und fügt sich neu zusammen

kehrt zurück wie ein bienenschwarm, breit gefächert, schwarz, drohend

es soll nicht verletzen, doch das tut es

 

ich bin die erde, auf der du trampelst

bin der stab an deiner hand

knie mich nieder zu deinem kind, bin sein kumpel, sein freund

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Geschrieben

Hallo Nesselröschen,

das LI spürt das wütende, verletzte Kind in dem erwachsenen Mann. Versucht zu verstehen und will diesem zornigen Kind  Freund und Kumpel sein, obwohl die Worte des erwachsenen Mannes sie sehr treffen. So ungefähr habe ich dein Gedicht verstanden.

Dein Gedicht hat mir sehr gefallen

Liebe Grüße Josina

 

 

Geschrieben

Liebe @Josina

 

ich befürchtete, dass man u.U. an ein reelles Kind denkt, und freue mich, dass du das innere Kind erkannt hast. Ja, genauso wollte ich es verstanden haben. Vielen herzlichen Dank fürs Gefallen!

 

Lieber @Létranger, danke, dass du Gefallen findest an meinem Gedicht! Du sprichst die letzten beiden Zeilen an: Du hast recht, was ich meine, ist nicht klar ausgedrückt und stiftet beim Leser Verwirrung. Dein Vorschlag liest sich gut, ist aber viel milder als beabsichtigt und deutet mit dem Wunsch in die Zukunft; ich meinte eher die Vergangenheit und wollte, dass es hart klingt und einigermaßen vorwurfsvoll. Vielleicht fällt mir noch was ein, das es dem Leser ermöglicht, beim Geschehen in den "Abgründen" des lyrischen Du zu bleiben bzw. bei seinem kindlichen oder sehr wohl auch kindischen Anteil.

 

Herzlichen Dank auch für die Likes: @Herbert Kaiser, @Donna 
und @sofakatze - habe übrigens das gleiche Sofa ... 😉

 

 

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Geschrieben

hallo nesselröschen,

 

vor 5 Stunden schrieb Nesselröschen:

habe übrigens das gleiche Sofa ... 😉

 

ist nicht wahr! liegt sich bequem drauf, was? :thumbsup:

 

allerdings wollte ich auch noch was zu deinem gedicht sagen. 

ich mag den titel in seiner zweideutigkeit. einmal beziehe ich ihn auf den ersten vers, d. h. das LI blickt aus einer windgeschützten position heraus auf die abgünde des LD, kann den wind oder sogar sturm, der ihm aus diesem abgrund entgegenschlägt/weht, deshalb besser aushalten und ist deshalb auch in der lage, diese vorstellung einer auflösung des wutwindes zu entwickeln. die windgeschützte position ergibt sich für mich daraus, dass das LI als erwachsener agiert, das LD aber wie ein kind, deshalb hat es die schwächere position. zum anderen lese ich in der zweiten strophe in der vorstellungskraft des LI, wie der wind die wut davonträgt, der wind also das LI in deren vorstellung tatkräftig unterstützt/beschützt. der titel ist also für mein empfinden sehr gut gewählt. 

 

zu denken gab mir auch der v2. 'als gesprächsersatz' steht da so nüchtern da und sagt doch so viel aus. das LI kann also nicht mit dem LD reden, während dieses sich in seiner 'wut- und trotzphase' (möchte ich es mal in analogie zu dem inneren kinde nennen) befindet. eigentlich müssten sich beide aussprechen, denn es sind wohl kränkungen vorgefallen. aber das ist in dieser lage einfach nicht möglich und so finde ich es bemerkenswert vom LI, dass es die fähigkeit hat, sich in den anderen hinein zu versetzen, seine gekränktheit wahrnehmen kann und ein gewisses verständnis erlangt, warum das LD aus dieser position heraus verbal um sich schlägt, um das gegenüber ebenfalls zu kränken (was ich hier ausführe, hast du gekonnt mit drei worten im gedicht gesagt: bummerang, ausgleichende gerechtigkeit). 

 

den bienenschwarmvergleich in s4 mag ich sehr, denn das gesagte des LD sticht ähnlich intensiv in das LI, schmerzt an vielen kleinen stellen. trotz des verständnisses kehrt der gedanke daran immer wieder zurück und sticht erneut zu.

 

und so versucht das LI, zu dem gekränkten kind vorzudringen und ihm klar zu machen, dass, wenn es sich genauso verhalten würde, so kindisch wütend und nicht gesprächsbereit, der bienenschwarm in beiden nie zur ruhe kommt. mit ein bisschen pech ist die beziehung allergisch gegen bienenstiche und geht daran zugrunde ...

 

ein wunderbares gedicht, in dem mit wenigen gezielten worten so viel erzählt wird und vom leser mühelos nachempfunden werden kann!   

 

liebe grüße

sofakatze

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Geschrieben

Liebe sofakatze,

 

wie schön du das mit dem Wind herausgearbeitet hast, und auch sonst, wie du mein Gedicht analysierst, das macht mir große Freude!

 

Ich sehe auch in der vorletzten Strophe die Windstille, weil das Gesagte drohend in der Luft hängt; auf den Bezug in den anderen Strophen hast du mich gebracht. 🙂

 

Ich danke dir und wünsche dir einen schönen, "schnurrigen" Tag! 😉

 

Nesselröschen

 

Danke, @Carolus und @J.W.Waldeck für die Bekundungen!

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