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Als die Erdenmutter liebte

...war Bewusstsein Einklang und Seele Vielfalt.

- ein alternatives Märchen für Groß und Klein -


Unter einem großen Pilz hockte der Schürzenträger

und langweilte sich, indes schwere Tropfen

auf das farbige Dach seines Hüttenpilzes plumpsten.
Unten am Korkstrand, toste das Meer im Sturm und die frische Seeluft

ließ die Möwen aufgeregt kichern, indes sie armlange Fische

aus den Wellen zogen.

Hinterrücks erhob sich eine Riesenmulde und etwas wie grüner Wald
wiegte sich bedächtig und voller Leben.
Wie die Mähnen von seltsamen Wesen im Sommerwind...
Bevor das Leben größer wurde, war es viel kleiner

und manchem winzigen Geschöpf haftete bis in die späteren Zeitalter

etwas magisches an, flutet doch in ihm das geheime Glück

instinktiven Wissens, um die Sprachen der Pflanzen.
Das Wesen einer Pflanze berühren, sich genau so langsam zu bewegen und
auf sie einwirken, sich entsprechend zu entwickeln, wie man sie gerne braucht,
dies war die Kunst der winzigen Holks, vom Volke der großen ewigen ACHT.
Sie selbst verstanden sich als Knospenwesen und jeder sah sehr unterschiedlich aus,

je nach seinen Zügen, Träumen und Vorlieben.
Niemand erinnert sich später an sie, denn wie viele kleine Welten im Verborgenen,
ging auch die Ihrige an einer Begegnung zugrunde,  deren Antrieb nicht das Leben
und sein Gedeihen im Wesen trug...

Indes unsere Geningenieure die uralte Erinnerung im Wesen des grünen Lebens
auslöschen und nicht zu ersetzende Schäden an lebendigen Arten
vorantreiben, welche seit Jahrmillionen sich bewährt haben,
wussten die Holks Pflanzen zu Dinge zu formen, die weich blieben und lebten.
Manche schaukelten sich auf Wiegen und faulenzten,
während der dichte Dschungel um sie herum, die Früchte zuwachsen ließ,
wieder andere träumten von fernen Reichen hinter der großen Erhebung,
woraus Geräusche drangen, welche seltsam zirpten, flatterten und blökten.
Eines Tages hielt es ein kleiner Knuppser nicht mehr aus!
Er wollte weiter hoch hinaus und begann auf seinem bunten Dachhaus
ein bestimmtes Wiegen und sein Summen ließ den großen Pilz erzittern.
Die ganze sternklare Nacht hockte er so und in den Morgenstrahlen
ragte der Pilz über die Sandbank.
So blickte er auf ausgedehnte gelbe Hügel, im nebligen Staube wirbelnder Winde,

mit fahlen Schemen im Hintergrund,

welche den Himmel zu einer lehmigen Pergamenthaut wandeln schienen

und die Sonne in die aufgedunsene Euter

eines verblichenen Muttertieres...


Doch vor dem plätschernden Wasserfall um eine kleine Oase, gewahrte er Riesen,
die mit wolligen Tieren Fangen spielten.
Jedenfalls hielten sie diese am Kragen und schnitten dort herum.
Auf einmal floss Blut und ein jämmerliches Geröchel plärrte auf.
Dann warfen sich Hunderte auf den Boden und reckten sich gen Himmel,
indes einer den Stock wütend zu Boden schlug und ein Feuer entzündete.
Sie murmelten mit wütenden Stimmen und es klang nach hungrigen Rachen,
die ihr Ra-Rach! dem verängstigten Zuschauer entgegenwarfen.

Der winzige Knuppser quiekte schrill vor Schreck und versteinerte vor Angst,
denn bärtige, zottige Mummfratzen starrten stumm zu ihm herum.
Einer rief in seiner verhaspelten, gutturalen Sprache etwas von einem Heubel und
alle zeigten auf ihn und brüllten: Heubel!
Dann fing der alte Pelzträger an, seinen Stock zu schütteln

und alle stürmten auf ihn zu, wie ein Horde Stechläuse auf eine Traubenkuh,

prall von süß Gegorenem.
Außer sich, wusste der Winzling keine Lösung, als ins Geratewohl runter zu springen

und landete nach etwa hundert Metern auf der Palmwiege eines Schimmelknilchs,

welcher erschrocken piepste und dann wütend zeterte.


Hastig machte er sich aus dem Acker und tauchte hinein, in sein friedliches Pilzland,
wo jeder träumend auf buntem Dache darauf wartete, die nächsten Früchte
reifen zu sehn.
Hinter ihm flog ein Monstrum von einem Felsbrocken herab und lies den kauzigen
Schimmelknilch verstummen.
Auf ihm prangten noch die blutigen Abdrücke zweier Hände, welche wohl
von demjenigen Aasfresser herrührten, der so großmäulig das Tier getötet hatte.
Auf jeden Fall wollte niemand mehr wissen, was hoch oben geschah.
Seitdem zirkuliert das Sprichwort: die da oben hätten zu viel Sonne abbekommen
und darob den Schatten weg.
Ihre beispiellose Grausamkeit muss daher rühren, das sie Dinge ständig
nicht in Ruhe gedeihen ließen, so wie es ihrem Wesen entsprang...
Alles Gefundene wird angeeignet, bis nichts mehr da ist,
was noch frei, ja ungestört sich entfalten vermag.
Denn ihre bleichen Bauten waren die Grenze zu einer endlosen Wüste,
die ihren Taten folgte, wie eine trauernde stumme Mutter
ihren toten Kindern...



© j.w.waldeck 2009

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