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Rainer Maria Rilke ~ Wenn es wieder Mondnacht wird (1902)


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Wir wollen, wenn es wieder Mondnacht wird,

die Traurigkeit zu großer Stadt vergessen

und hingehn und uns an das Gitter pressen,

das von dem versagten Garten trennt.

 

Wer kennt ihn jetzt, der ihn am Tage traf:

mit Kindern, lichten Kleidern, Sommerhüten, –

wer kennt ihn so: allein mit seinen Blüten,

die Teiche offen, liegend ohne Schlaf.

 

Figuren, welche stumm im Dunkel stehn,

scheinen sich leise aufzurichten,

und steinerner und stiller sind die lichten

Gestalten an dem Eingang der Alleen.

 

Die Wege liegen gleich entwirrten Strähnen

nebeneinander, ruhig, eines Zieles.

Der Mond ist zu den Wiesen unterwegs;

den Blumen fließt der Duft herab wie Tränen.

Über den heimgefallenen Fontänen

stehn noch die kühlen Spuren ihres Spieles

in nächtiger Luft.

 

Rainer Maria Rilke

Bild: Ferdinand Knab German Artist (1834-1902)

Music: Music for Videos

Rezitation: Uschi Rischanek

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