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Cornelius

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I.

 

Im Städtchen Schilda wird bekannt:

Es ist mal wieder Krieg im Land.

Die Front erreichte schon Salzwedel,

man pokuliert und spaltet Schädel.

Der Schultheiß spricht im Krisenrat:

"Wohl, nun bedarf es rascher Tat!

Ob Freund, ob Feind, des Krieges Meute

ist stets bedacht auf reiche Beute.

Doch wie es jetzt zur Stunde steht,

ists noch zum Handeln nicht zu spät.

Ergreifen wir Fortunas Locke

und retten unsre Kirchenglocke!

Sonst wird samt Klöppel sie und Bolzen

mit Sicherheit bald eingeschmolzen,

um neue Büchsen draus zu gießen

und Munition zum Weiterschießen.

Dies gilt es tunlich zu verhindern.

Wie stünden wir vor unsern Kindern?"

 

Der Schreiner meldet sich zu Wort:

"Der See, der wär ein sichrer Hort.

Lasst uns die Glocke dort versenken,

statt sie den Plünderern zu schenken!"

Der Vorschlag findet viel Applaus:

"Wohlan, wir fahren gleich hinaus!"

Im Kahne wird die schwere Fracht

zum feuchten Rettungsort gebracht.

Das Dorfschulmeisterlein empfiehlt:

"Damit sie wirklich niemand stiehlt,

vermeiden wir die seichten Stellen.

Hier schlägt der See zu klare Wellen.

Dort in der Mitte ist das Wasser

noch tiefer und gewiss auch nasser."

Das Rudern fällt den Herren leicht

und zügig ist das Ziel erreicht.

Der Bürgermeister lupft den Hut

und spricht, erfüllt von edler Wut:

"Den Schlachtenbummlern Pest und Mumps!"

Drauf hört man einen lauten Plumps.

Sie, die sonst sprach mit Engelszungen,

wird klanglos von der Flut verschlungen.

Der Hufschmied zückt geschwind sein Messer,

markiert die Stelle im Gewässer

mit einer Kerbe, die verschmitzt

er in des Bootes Reling ritzt.

"O Schmied, dein Geist ist zu beneiden!"

Doch er entgegnet nur bescheiden:

"Ihr sollt mich nicht zu billig loben,

denn der Gedanke kam von oben."

 

II.

 

Nichts ist gewiss im Bann des Ares,

daran ist sicherlich viel Wahres.

Der Krieg biegt ab vor Schildas Toren.

Die Schelmenstadt bleibt ungeschoren.

Die Herzen kennen nur ein Drängen:

Die Glocke wieder aufzuhängen.

Darum wird bald schon, frisch gepudert,

von Neuem auf dem See gerudert.

Der Bäcker ruft: "Hier ist die Stelle!

Hier unten schlummert unsre Schelle!"

Nur ein paar Ruderschläge weiter

hält sich der Fleischer für gescheiter

und ruft verwegen: "Aber nein!

Vielmehr muss hier die Glocke sein!"

Die Kerbe, die den Bootsrand ziert,

vom Schmiede pfiffig eingraviert,

ist jetzt auf einmal überall.

Man wird meschugge bei dem Fall.

Da stöhnt der Schultheiß kreidebleich:

"O Schmied, das war ein schlechter Streich!

Die Glocke lässt sich nicht mehr finden.

Nun muss ich doch das Sparschwein schinden,

mit dem Gemeindesäckel prassen

und eine neue gießen lassen."

 

Bald hört die ganze Stadt erfreut

der neuen Glocke Festgeläut.

Den armen Schmied, so fromm und stark,

trifft dieser Klang bis tief ins Mark.

Er muss bei Nacht ins Boot sich setzen,

um diese Scharte auszuwetzen.

Er schabt und scheuert mit Gewalt,

doch er vergrößert nur den Spalt.

Kaum ist sein Unglück zu beschreiben:

Sein Schnitzer wird auf ewig bleiben.

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