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Sommerende

 

Wenn sich sonngetränke Azaleen
leis zum Sommerende neigen -
langsam Blätter niederwehn -
fallen sie ins große Schweigen.

 

Traumgetrag'ne Blütenzeiten
schauen bang in fremde Räume -
o, wie laut getönt bestreiten
wir die allerhellsten Träume.


Malen uns in schönsten Farben
ein prächtig neues Erblühen,
nachdem die Azaleen starben,
nach all den Sommermühen...


***

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Geschrieben

Hallo, Holger,

 

ich versuche zu verstehen, was der Poet 'durch die Blume' sagt. - 🙂

 

Der Sommer ging so schnell vorbei, unsere Träume erfüllten sich nicht; wir blickten zuversichtlich in noch "fremde Räume", sprachen allzu laut von der gewünschten Zukunft. 

 

Wir trösten uns (immer) mit dem nächsten Sommer, doch, wie die Azaleen nach all den Mühen doch sterben, ist es fraglich, ob wir - ebenso nach all unserem Mühen - unsere Träume im kommenden Jahr erfüllt sehen werden.

 

Ein trauriger schicksalhafter Ton schwingt mit.

 

LG Nesselröschen

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Geschrieben

 

Hallo Nesselröschen,

 

zunächst möchte Dichtung - abseits von der Selbstspiegelung des Dichters beim Verfassen des Gedichtes - beim Leser individuelle Bilder in den Gedanken erzeugen, die auf der persönlichen Ebene Freude erzeugen mögen. - Das beschreibt ganz unabhängig von der Intention des Verfassers die Vielfalt der Wahrnehmung eines Gedichtes, die niemals in einer Diskussion infrage gestellt werden sollte.

 

Mit Deiner Erlaubnis skizziere ich ein Bild meiner Intention:

 

Das Gedicht ist ein Appell und eine Mahnung dahingehend, das Geschenk des Lebens in

blühendem Glücke zu schätzen und zu ehren - wie die Azaleen sich hin zur Sonne hin öffnen,

bis sie sich dereinst neigen, dem Unabänderlichen entgegen. - So melancholisch all das

klingen mag, so vehement besingt das Gedicht das Glück des Lebens - das ist der tiefere Sinn.

 

Daß uns der Glaube (malen uns in schönsten Farben - ein prächtig neues Erblühen) einen

Ausweg aus der Sinnlosigkeit von Allem schenkt, findet sich in der Analogie des "kleinen Todes"

der Azaleen - klein deshalb, weil die Triebe neu ausblühen werden (die Auferstehung). - Der

Antipode dazu ist Gottfried Benn in seinem Gedicht "Es gibt nur zwei Dinge": "...es gibt nur zwei

Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich."

 

"Das große Schweigen" meint die Ungewissheit nach dem Zustand der Seele nach dem Tode des Menschen

und aller Natur.

 

Das war, in aller Kürze, eine Erklärung des Werkes aus Sicht des Verfassers, das Empfinden des Lesers

kann gerne davon abweichen.

 

Herzlichst,

Holger

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