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Geschrieben am

 

Sein oder Nichtsein?

 

Ich sehe mein Bildnis auf dem Wasser in ein Zerrbild verlaufen.

Wellenartig verändern sich meine Gesichtszüge, 

werden düsterer und unangenehmer.

Ich haue nicht kämpferisch in mein Konterfei,

um es aufzulösen,

um den Spiegel zu zersplittern.

Ich kämpfe nicht gegen mich selbst,

wie Dorian Gray mit seinem Spiegelbild gehadert 

und alles dafür getan hat, es nicht zu sehen.

Es würde nichts bringen.

Die Wellen meiner Fratze würden sich nur ringförmig

in die Unendlichkeit ausbreiten oder im Spiegel in tausend Splitter zerbersten

und jedes Teil wieder zum eigenen Leben erwecken. 

Ich hätte es dann wie beim Besen in Goethes Zauberlehrling

mit einer ganzen Armee von Zombies zu tun.

Und überhaupt, ich bin es nicht.

Es ist ja bloß mein Spiegelbild, mein Gegenpol.

Ich bin es nicht und doch bin ich es, denn das Leben ist mein Spiegel.

Ich sehe das Leben nur durch die anderen, sie spiegeln mich selbst.

Alleine kann ich es nicht wahrnehmen. 

Ich bin somit auch das, was ich nicht bin, da ich alles bin.

Also heiße ich mein hämisches Grinsen willkommen

und ruhe in meinem Spiegelbild.

Alles darf sein.

Das warme Sonnenlicht spiegelt sich auf dem Wasser, erhellt die Stelle,

wo eben noch die Grimasse war.

Sie ist verschwunden.

Aus dem ruhigen und glatten Spiegel scheint nur noch das Licht.

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Geschrieben

Hallo @Kirsten

 

ein schöner erhellender Moment ist dein Gedicht. Ich würde sogar sagen, ein er -und einleuchtender. 

Ich stelle mir jemanden vor der weiß das er bald sterben wird, aufgrund einer Krankheit. Wie würde er auf das Leben blicken? Was für Gedanken würde er denken? Was dabei fühlen? Vielleicht genau das was du in deinem Text beschreibst. Die Welt als bloße Kulisse und gefühlt hinter den eigenen Augen ein ewiges schweigsames Nichts. Ein leeres Dunkel aus dem nichts mehr herausdringt was einmal eingetaucht. Dies Wahrnehmend, weil es unmittelbar bevorsteht, wäre alles wirklich nur wie Kulisse, wie Wellen auf der Oberfläche. Und alles was wahrgenommen dem Dunkel gegenüber völlig bedeutungslos, einschließlich der eigenen Existenz. Daher auch irgendwie tröstend. Dennoch bleibt eine unglaubliche Einsamkeit zurück, die niemand wird nehmen können, vielleicht nur etwas lindern. 

 

Du fast mit deinem Text die Essenz der Achtsamkeit zusammen die die fernöstlichen Lehren praktizieren. Nur noch das Licht ist hier dann die Transzendenz zu einem erleuchteten Wesen oder zumindest einem bewussten Leben und nicht bloß traumwandlerischen herumirrens nach Serotonin und Endorphinen, durch allerlei Ablenkungen verschiedenster Art. Zugleich ist dieses helle Licht sein immer mit einer Haltung verbunden die einem sehr viel abverlangt. Je heller, desto mehr. Ein Nein zu allem für ein Ja zu allem. Paradox. Und das wir uns in unseren Reflexionen wiederfinden, würde ich auch zustimmen. So wie der Mond durch das Sonnenlicht sein eigenes erhält. 

 

Dankeschön für einen inspirierenden Moment der mich hier hat nachdenklich werden lassen. Deinen Gedanken konnte ich gut folgen. Nur wer dieser Dorian Grey sein soll, weiß ich nicht...

 

LG JC

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Geschrieben

Hallo lieber JC,

 

vielen Dank für deine interessanten und lieben Worte und danke für die Likes.

Gerade, wenn das Leben nicht so toll ist, wenn man beispielsweise krank ist oder sogar sterbenskrank, kann es enorm helfen, sich bewusst zu machen, dass das Leben ein Spiegelbild ist, ein Spiel oder Tanz im großen Ganzen und dass

man den Schmerz oder die Angst nur auflösen kann, wenn man diese Illusion versteht. Dagegen ankämpfen macht es nur noch schlimmer, weil man praktisch gegen sich selbst kämpft. Insofern ist die Akzeptanz von nicht so schönen Situationen hilfreich. Es hört sich vielleicht ziemlich komisch an, aber ich glaube, wenn man seinen Frieden mit etwas macht, es sogar willkommen heißt als ein Teil seines Selbst, kann es sich auflösen und man wird hoffentlich wieder gesund oder wenn nicht, geht man jedenfalls friedlich auf die andere Seite.

Ich glaube auch, dass wir in unserem Herzen mit etwas Höherem verbunden sind und wenn wir uns damit wieder bewusst verbinden und Vertrauen haben, dass dann nur Gutes passieren kann und verstehen , dass wir und alle anderen dies auch sind, dass wir viel mehr sind, als wir glauben, dann können wir hoffentlich einen Quantensprung machen.

Dann wird sich das Leben und wir uns total verändern. All die Kriege und Verbrechen sind noch Ausdruck des Nichtbewusstseins der meisten Menschen. Aber viele Menschen wachen jetzt auf. 

Ich freue mich riesig, dass ich mit diesem Gedicht/Text zum Nachdenken anregen konnte.

Alles Liebe,

Kirsten

 

 

 

Sorry , hab ich vergessen: Dorian Gray ist die Hauptfigur des Romans " The Picture of Dorian Gray" von Oscar Wilde. Es ist eines meiner Lieblingsbücher. ( das Bildnis des Dorian Gray)

 

Okay, es war ein Porträt, aber so ähnlich wie ein Spiegelbild.

Sein Porträt (sein Spiegelbild) altert, wird immer häßlicher, wird zur Fratze, weil er schön und jung bleiben will, den unschönen Teil nicht sehen möchte. Er versteckt das Bild und glaubt, er hat es geschafft, seinem Spiegelbild zu entkommen. Aber es holt ihn am Ende ein.

 

 

 

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Geschrieben

Lieber JC und liebe Kirsten

Diese Kommunikation ist anregend und verpflichtet zum nachdenken und reflektieren des Gesagten.

"Aus dem ruhigen und glatten Spiegel scheint nur noch das Licht" und der Frieden, den diese Welt so dringend braucht.

Danke

Kupfi

 

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