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Geschrieben am

4:30 Uhr 

Meine Ohren weigern sich gekonnt gegen den ohrenbetäubenden Reiz den mein Wecker verursacht 

Schließlich hat es ne Weile gedauert bis ich endlich einschlief in dieser Nacht 

Doch ich vertraue auf die Stimme die mir zuspricht und versichert es sei das beste 

Und verdränge dabei gezielt die Tatsache, dass es die ganze Zeit das war was mich verletzte 

Der Fakt dass ich nicht ehrlich bin, nicht zu mir selbst oder zu irgendeinem anderen 

Ich red mir ein es geht mir gut 

Und dann find ich‘s lächerlich, bin traurig und belächle mich und werd erdrückt von einer Emotions-Flut 

Die Gefühle brodeln in mir auf, entfachen ein Feuer so heiß wie ne Glut und stellen mir die Frage wieso ich die sein muss, die sich das alles antut; 

Dabei könnte es so leicht sein 

Ich könnte meine Bedürfnisse priorisieren, meine Werte und Normen einfach verlieren und  mich zum Mittelpunkt meines Lebens machen 

Das könnte theoretisch auch ziemlich gut klappen, bloß dass es dann nicht mehr ich wäre 

Sicherlich ginge es mir gut und gleichzeitig wäre da eine sehr große Leere

Der Teil der mich ausmacht, der immer an mich und meine Ziele geglaubt hat wäre praktisch wie verschwunden und übrig bliebe eine Facette von nur noch mehr Lügen umbunden 

 

Das Gefühl gebraucht zu sein, nicht nutzlos in der Irre schwebend sondern einer Sache wirklich vertraut zu scheinen 

Genau das gibt mir die Kraft aufzustehen 

4:30 und eigentlich keine Lust zu gehen doch das High was ich verspüren werde ist fast wie die Luft zum Leben 

Denn es gibt nichts was ich gut kann oder was mir Freude bereiten könnte 

Stattdessen nur Unsicherheiten und der Blick in den Spiegel der mich beklemmt wenn ich mich dann so selber sehe und realisiere mir fehlt zu mir selbst so viel Liebe und Nähe 

Und um dem entgegenzuwirken kommt mir eine außerordentlich dumme Idee 

Ich höre einfach auf zu essen in der Hoffnung dass ich mich in absehbarer Zeit dann lieber anseh 

Und dass dem nicht so sein wird, weil es sich nicht um mein Aussehen sondern meine Einstellung zu mir selber dreht verdränge ich auch 

4:30 und der Hunger meldet sich ganz plötzlich 

Nicht schleichend sondern fast vorsätzlich, setzt er ein um mich zu quälen 

Doch die Qual spornt mich an, gibt mir das Gefühl dass ich immerhin diese Sache gut kann und bringt mich soweit mir zu sagen ich hänge einfach noch einen Tag dran 

Die Tage sind kurz aber die Nächte noch kürzer, ich bekomme langsam das Gefühl dass sich etwas ganz gewaltig aus dem Gleichgewicht bewegt und dass ich nicht mehr rational beurteilen kann was in mir eigentlich vorgeht 

Unabhängig vom Schwindel der ein treuer Begleiter meines Alltags ist, bin ich davon überzeugt dass mein Leben seine Ordnung ziemlich vermisst 

Ich vernachlässige meinen Körper, aber noch viel mehr mich selbst 

Die Müdigkeit versuche ich zu überwinden und sage mir leise dass du das schon aushältst 

Doch die Wahrheit ist, ich hab Angst 

Angst davor mir einzugestehen, dass ich es nicht kann, es ist für mich leichter noch mehr Lasten auf mich zu nehmen statt einfach mal mit jemandem zu reden und ihm zu sagen ich halte an 

Drücke jetzt den Pausen-Knopf für keine Ahnung wie lang und gehe auf mich selber ein 

Doch warum ist es so schwer und wieso krieg ich’s nicht hin ich meine was genau verbietet mir so zu sein wie ich bin und trotzdem auch an mich zu denken, nicht nur allen anderen meine Kraft zu schenken und meine Taten nach ihren Bedürfnissen zu lenken 

Ich will gut genug sein, bin ich es für andere dann bin ich es auch für mich 

Noch so eine Sache die ich mir einrede denn eigentlich wenn ich ganz ehrlich bin versuche ich nur zu verhindern dass mein Selbstwertgefühl komplett zerbricht 

 

All diese Dinge zerren an mir und engen mich ein, ich wünschte ich wäre normal so schwer kann das doch nicht sein 

Und nachdem ich diese Tatsachen erfolgreich für einige Stunden verdrängt habe stelle ich mit entsetzen fest dass ich die halbe Nacht schon wieder nicht gepennt habe 

4:30 und es wird auf einmal ganz schön leise

Denn meine Taten ändern sich nicht sondern malen stattdessen lieber Kreise indem sie sich immer wieder auf‘s neue abspielen

Während ich mir nichts mehr ersehne als diese für immer zu verabschieden 

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