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Karnevals-Kind

 

Karneval bin ich geboren,
drum hat der Papa sich geschworen:
„Dies‘ Kind, es hat mein jeckes Gen,
einst soll es auf der Bühne steh‘n.“

 

Denn viele Jahre stand mein Vater
mal mit, doch meistens ohne Kater
im Karneval vor vielen Leuten
auf Brettern, die die Welt bedeuten.

 

Als Büttenredner, Parodist,
da wusste er, wie schön das ist,
wenn’s Publikum ganz ungeniert
den Auftritt mit Applaus quittiert.

 

Mir wurd‘ die Muttermilch versagt,
der Papa, der sprach unverzagt:
„Das Kind braucht Pep, es braucht Humor,
ich präparier‘ das Fläschchen vor!“

 

Im Nuckelfläsch´chen -ja ich schwör‘-
gab’s Milch vermischt mit Kirschlikör.
Die Mama schreit: „Das Kind erbricht!“
Doch meinen Paps, den stört das nicht.

 

Für‘s Häufchen gab es tolle Windeln,
ich sag’s frei raus, ich will nicht schwindeln:
„In meine Windeln -sehr gepflegt-
hat man Konfetti reingelegt.“

 

Ich musste früh schon Spott ertragen
an allen Kindergartentagen,
weil ich -so wie’s der Vater wollte-
´ne rote Pappnas‘ tragen sollte.

 

Da kommt „die Naas“, ein jeder rief,
schon bald hing meine Psyche schief.
Und fiel ich hin, schrie statt „Rabää“
ich kläglich: „Humba täterä!“

 

In unsrer Straße, -mit Radau-
rief ich vom Dreirad nur: „Helau!“
Der Opa meint: „Das Kind ist krank,
dem fehl’n die Tassen wohl im Schrank!“

 

Auch später in der Schule dann,
fing plötzlich ich zu singen an:
„Däm Schmitz sing Frau eß durchgebrannt“,
wenn die an unsrer Tafel stand. 

 

Ja, meine Lehrerin hieß Schmitz,
für die war ich der größte Witz.
„Du nimmst nichts ernst, was ich auch sage,
und machst nur Blödsinn alle Tage!“

 

Auch Algebra, mit 3 mal x,
war auf die Dauer für mich nix.
Der Kreis, das Rechteck, das Quadrat,
die zu berechnen war mir fad‘.

 

Wenn Weihnachten der Pfarrer lief
mit Weihrauchfass im dicksten Mief,
rief ich zum Scherz: „Herr Pastor, rennen!
Ihr Täschchen, das ist schon am brennen!“

 

Und spielte dann der Organist:
„Erlöse uns, Herr Jesu Christ“,
sang ich sehr laut und ohne Noten:
„…und hau‘ dem Pastor auf die Pfoten!“

 

Kurzum, das Ganze war sehr trist,
ich wurde drum ein Humorist,
zuerst im Kinderkarneval
für  Blagen mit ´nem großen Knall.

 

Hielt ich ´ne Büttenrede dort,
dann liefen manche Eltern fort,
weil ich den Kindern -viel belacht-
erklärte, wie man Unsinn macht.

 

Ich ließ mich später darauf ein
und trat in eine Garde ein.
Die Prinzengarde unsrer Stadt
ein Herz für Kokolores hat.

 

Dort machte ich, in deren Mitte,
als Humorist die ersten Schritte.
Oft im Duett, auch mal allein,
ich heimste viele Lacher ein.

 

Heut‘ schreib‘ ich viele lust’ge Reden,
stets mit Humor -etwas für Jeden-.
Darin glossier‘ ich Alltags-Sachen
für Menschen, die gern lauthals lachen.

 

Speziell bei Frust in Krisen-Zeiten
ist’s wichtig, Freude zu bereiten
als Ablenkung vom Alltagstrubel
mit Witz, Humor und jeckem Jubel.


So rundet sich hier mit Bedacht,

das, was der Paps für mich erdacht.
Er fänd‘ es gut und würd‘ nicht wettern,
säh‘ er mich auf den bunten Brettern,…

 

…die ihm die große Welt einst waren,
er wäre stolz nach all‘ den Jahren.
Heut‘ hab‘ ich auf sein Grab bewegt
Konfetti-Schnipsel hingelegt.

 

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@Copyright Text und Bild Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil

 

  • Lustig 3
  • Schön 1
Geschrieben

@Melda-Sabine Fischer

 

 

 

Moin.

 

 

Ich mache dir mal ein Kompliment: "Du bist ein Urvieh."  diese Texte , solang, so gut, verlieren nie an Stärke.

 

Deine Texte, Gedichte klar, die haben tausend Prozent ironische Sahne. Deshalb, bleib wie du bist. Jener Text hier ist ebenso ein Leben auf minimal Sauerstoff Empfang. 

(Klar beim Totlachen, wenig Sauerstoff Empfang, kann es dem Einen oder Anderen aus den Latschen kippen.)

 

 

So, das war es.

 

Daumen hoch.

 

 

 

 

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber @horstgrosse2, herzlichen Dank für Dein wunderbares Lob. Ich schrieb dieses Gedicht im Andenken an meinen Vater, der mich mit sanfter Hand, damals auf die Bühne "gezwungen" hat, um seine karnevalistische Karriere in seinem Sinne weiterzuführen. Eigentlich wollte ich gar nicht. Aber einmal "Publikums-Blut" geleckt - und schon konnte ich viele Jahre nicht genug davon kriegen. 

 

Heute als Rentnerin ist es mit den großen Auftritten vorbei. Ab und an nochmal beim Pfarrkarneval oder mit Lesungen in Seniorenheimen bzw. sonstigen privaten Veranstaltungen. 

 

Und natürlich bleibt das Gedichte-Schreiben für mich ein großer Spaß. 

 

Beste Grüße vom Niederrhein - Melda-Sabine

 

 

Am 12.11.2023 um 00:43 schrieb Pegasus:

Jetzt ist es 00.42 Uhr und ich gehe mit einem herzlichen Lachen ins Bett. 

Ich hoffe, liebe @Pegasus, Du konntest trotzdem gut einschlafen. Ich wäre die Letzte, die Deine Nachtruhe gefährden wollte 😉.

 

Liebe Grüße von Melda-Sabine

 

 

Am 12.11.2023 um 09:43 schrieb JoVo:

or, de krieewelsche Jecke han dat von kleen ahn, einjeflöst jekricht.

So is et, lieber @JoVo un so blievvt et 🤣.

 

Grüsskes von Melda-Sabine

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben
vor 22 Stunden schrieb Cornelius:

und der Schluss hat dazu etwas Rührendes.

Danke lieber @Cornelius. Ich gebe zu, immer wenn ich den Schluss selber nochmals lese oder das Gedicht vortrage, verdrücke ich ab und an ein Tränchen ob der vergangenen Zeit, die ich mit meinem Vater ab und an auch mal zusammen auf der Bühne verbrachte.

 

Du hast das gut erkannt - Melda-Sabine

 

 

Danke auch an @heiku für das weitere Like 👍

  • in Love 1

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