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Rainer Maria Rilke ~ Leda (1907/08)


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Leda - Rainer Maria Rilke

 

Als ihn der Gott in seiner Not betrat,

erschrak er fast, den Schwan so schön zufinden;

er ließ sich ganz verwirrt in ihm verschwinden.

Schon aber trug ihn sein Betrug zur Tat,

 

bevor er noch des unerprobten Seins

Gefühle prüfte. Und die Aufgetane

erkannte schon den Kommenden im Schwane

und wusste schon: er bat um Eins,

 

das sie, verwirrt in ihrem Widerstand,

nicht mehr verbergen konnte. Er kam nieder

und halsend durch die immer schwächere Hand

 

ließ sich der Gott in die Geliebte los.

Dann erst empfand er glücklich sein Gefieder

und wurde wirklich Schwan in ihrem Schoß.

 

Rainer Maria Rilke, Herbst 1907, Paris, oder Frühling 1908, Capri

Bild: Demelsa Haughton

Music: Rion_Riz

Rezitation: Uschi Rischanek

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