Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

 

Vaters Hand auf den Gedichten.

Als wenn er sie beschützen müsse.

Wer weiß, wovon sie ihm berichten,

der er so selig in dem Sessel ruht.

Von Omas warmen Feenküssen.

Von Jesus, angelehnt, mit staubig schweren Füßen.

Oder von Wallenstein. Und Männern

ohne Mut.

 

Oder schaut er Malte Laurids Brigge

Der einen Liebesbrief zerpflückt

auf einer Brücke:

 

Wo hat sie sich versteckt, die Liebe

 

Vielleicht hinter den flatternden Lidern.

In den leichten Seufzern zwischen seinen Atemzügen.

Irgendwo in diesen alten, müden Gliedern,

den dunklen Pflügen über seinen Lippen,

die niemals einen Fluch erwidern.

Dem träumerischen Wippen

zu Schuberts schönsten

Abendliedern

Und den Lügen:

 

Die Welt braucht keine Helden

 

Die Hand ruht so auf den Gedichten,

als wollte er sie noch im Schlaf behüten.

So wie sie Eins sind, er und die Geschichten, 

so wünschte ich,  so fänden mich die Mythen,

wenn meine Hand ins Leere greift.

  • Gefällt mir 1
  • Schön 8
Geschrieben

hallo dionysos,

 

das LI ist ein guter, nein, ein exzellenter beobachter. wie genau es den vater wahrnimmt, in seinen kleinsten regungen und seufzern bis hin zu den vermuteten gedanken oder träumen. und wie schön das LI hier sein wissen über den vater nutzt, um die möglichkeiten dieser gedankenwelt einzugrenzen - und so teilhaben zu können oder besser noch, es gleich zu tun und mitzuträumen. es liegt verehrung in dieser beschreibung und eine fast greifbare sehnsucht. aber auch wenn man meint, sein gegenüber sehr gut zu kennen, sind gedanken und träume eben nicht einsehbar. und so fasst am ende ernüchternd, aber folgerichtig die hand des LI ins leere auf der suche nach der wahrheit, den großen gedanken und geschichten, die der vater bereits in sich trägt.

 

mal wieder ein grandioses gedicht!

 

liebe grüße

sofakatze

  • Gefällt mir 1
  • Danke 1
Geschrieben
vor 15 Stunden schrieb sofakatze:

und so fasst am ende ernüchternd, aber folgerichtig die hand des LI ins leere auf der suche nach der wahrheit, den großen gedanken und geschichten, die der vater bereits in sich trägt.

 

Vielen Dank, liebe SK, für deinen so interessanten und wohlformulierten Blick auf den Text, die profunde Durchdringung und das Teilen des Nachklangs, den er in dir gefunden hat.. Merci ! 

 

mes compliments


Dio 

  • Gefällt mir 1

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.