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Geplärr

 

Das Kleinkind Leonie von Bock
wohnt über mir im 3. Stock.
Sie nervt oft durch ihr Wehgeschrei,
von morgens acht bis nachts um drei.

 

Kriegt sie nicht das, wonach sie trachtet
und wird von Mama nicht beachtet,
dann plärrt sie markerschütternd laut,
was mich aus meinen Socken haut.

 

Ihr Plärren geht durch Mark und Bein
scheißt sie sich ihre Windeln ein.
Dann brüllt das Gör in einer Tour,
von bravem Kleinkind keine Spur.

 

Doch wie der Herr, so auch´s Gescherr!
Von Papa Bock gibt’s auch Geplärr,
wenn abends Bier im Kühlschrank fehlt,
schon ist er von Krakeel beseelt.

 

Dann stimmt auch Mama Bock mit ein,
es plärrt sich nicht sehr gut allein.
Der Lärm im 3. Stock ist kläglich,
um nicht zu sagen ganz unmöglich.

 

Jetzt deutlich hörbar ein Gezeter
im Nachbarhaus vom dicken Peter.
Das Essen ist dem Kind entglitten,
es wird beruhigt durch neue Fritten.

 

Der Knabe ist recht selten friedlich
und wenn er plärrt, ist das nicht niedlich.
Mit Rosenkohl zum Mittagsmahl
wird sein Geplärr zur echten Qual.

 

Bei einem Teller Haferbrei
erhebt sich laute Schreierei.
Bei Pizza aus der Tiefkühltruhe
herrscht allerdings dann wieder Ruhe.

 

Man plärrt woanders auch zuweilen,
ein Tinnitus kann Dich ereilen.
Das Plärren kann den Hörsturz wecken
und manche Harmonie verschrecken. 

 

Oft gibt´s im Bundestag Karamba,
man kann auch sagen Rambazamba.
Dann geht man sich an die Krawatten,
das nennt man Bundestagsdebatten.

 

Die AfD kann stets nur johlen,
sie plärren ihre Scheißparolen
und wollen stets nur provozieren,
das geht dem Bürger an die Nieren.

 

Es plärrt zur Messe auch Frau Bolte,
die gern im Chorus singen wollte.
Der Chorgesang führt zum Verdruss,
denn ihr Geplärr ist kein Genuss.

 

Der Pastor ließ mit jähem Schreck
recht irritiert die Wandlung weg.
Der Leib des Herrn blieb schnödes Brot,
der Wein blieb Wein vom Winzer Roth.

 

Es plärrt am Bahnsteig eine Dame
(im wahren Leben eine zahme):
„Es kommt mein Zug nie pünktlich an,
mit dem ich Köln erreichen kann!“

 

Sie zetert laut und sehr vernehmlich,
die Bundesbahn sei viel zu dämlich,
zu ändern ihr Geschäftsgebaren.
„Ich werde wieder Auto fahren!“

 

Geplärr ist stets erbarmungslos,
um nicht zu sagen rücksichtslos.
Womöglich bin ich zu sensibel,
doch steter Lärm ist mir ein Übel.

 

Drum habe ich mir jetzt geschworen:
„Das Ohropax kommt in die Ohren!“
Dann kann Geplärr mich nicht mehr stören,
wenn dann wer plärrt, kann ich´s nicht hören.

 

 

@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Liebe Melda-Sabine,

 

wieso hat hier noch niemand kommentiert? Vielleicht sind alle noch betäubt von der Lärmorgie, die du hier so virtuos schilderst...

 

Mit Vergnügen (und heftigem Kopfnicken zwischen den Zeilen) gelesen.  Es würde sich aber empfehlen, die Lärmschutzstöpsel schon vor der Lektüre in die Ohren zu stopfen. Vielleicht magst du einen entsprechenden Warnhinweis anbringen...

 

Einen ruhigen Abend wünscht

Cornelius

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber @Cornelius, ich freue mich immer wieder über Deine humorvollen Kommentare, besten Dank dafür. 

 

Man muss wissen, dass ich ein totaler Frühstücksfan bin und man mich fast täglich in einem guten Frühstückslokal vorfindet. Mich wundert es immer wieder -egal wo ich dort sitze-, dass ich meist Eltern mit Kleinkindern anziehe, die dann an am Nebentisch Platz nehmen. Also nichts gegen kleine Kinder, verstehe mich bitte nicht falsch. Aber ich stelle häufiger fest, dass die Eltern ihren Kleinen freien Lauf lassen und sie tobend und plärrend durch das Lokal laufen lassen. Meine Eltern hätten mich bestimmt ermahnt, doch ein wenig ruhiger zu sein. Auch treffen sich dort immer wieder Mütter (die Väter sind wohl arbeiten, hoffen wir mal), die ihre Babys mitbringen. Nicht nur das die Kinderwagen die Durchgänge blockieren, auch das Geplärr ist nicht von leiser Natur. Aber die Babys können ja nichts dafür. Wenn sie Hunger haben, wird halt geplärrt. Nun ja - ich war ja auch mal Baby. Wie ich mich damals verhalten habe, kann ich heute nicht mehr sagen. Aber wie gesagt, ich habe wohl eine starke Anziehungskraft auf Eltern bzw. Mütter mit Kindern an den Nebentischen. ES SEI IHNEN ABER GEGÖNNT! 

 

Nur damit Du weißt, warum ich dieses Gedicht schrieb. Ich musste mich damit einfach einmal abreagieren.

 

Nochmals besten Dank für Dein Lob und Deinen wohlwollenden Kommentar - Beste Grüße vom Niederrhein! Melda-Sabine

 

Ein herzliches Dankeschön auch für das weitere Like von @Alter Wein

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Liebe Melda-Sabine,

 

nicht nur in Deinem Gedicht, auch in Deinem obigen "Kommentar zum Kommentar" erkenne ich fast Wort für Wort eigene Erlebnisse wieder.

 

An freien Vormittagen kehre ich gerne in einer beliebten Gasthausbrauerei ein, wo es schon mal sehr ähnlich zugehen kann wie von Dir beschrieben.

 

Ein guter Ort, um Inspiration zu holen... Was die (bunt gemischten) Gefühle gegenüber den lieben Kleinen und auch deren Eltern angeht, können wir beide uns anscheinend die Hand reichen.

 

Habe auch schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt, "Erlebnisse" und Empfindungen dieser Art in einem Gedicht zu verarbeiten, dachte dann aber stets: Nein, lass das lieber mal die Melda-Sabine machen. 

 

Voilà...

 

Schönen Abend und einen genussreichen Sonntag wünscht

Cornelius

  • in Love 1

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