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In meinem Kopf da seh ich Bilder,
oder sind das Hinweisschilder?
Bilder die ich einstmals malte
und für die ich hart bezahlte.

Bilder die mich stets begleiten,
Freude mir und Schmerz bereiten,
schaffe nicht sie loszulassen,
kann sie lieben, kann sie hassen.

Vielleicht sind es nur Kopien,
die an mir vorüber ziehen,
oder aber Illusionen,
die mir den Verstand nicht schonen?

Gilt es etwas zu beachten,
sie noch länger zu betrachten,
sie zu deuten, zu kapieren,
soll ich mich darin verlieren?

Soll vergeben und verzeihen,
dass sie Gift und Galle speien,
sie aus ihren Ecken zerren,
oder nur den Zugang sperren?

Ich versuch mich zu besinnen,
lausche tief in meinem Innen,
atme ruhig, bleibe fest,
bis es mich in Ruhe lässt.


Dann auf einmal hör ich Stimmen,
nicht nur gute, auch die schlimmen
Stimmen, die mir etwas sagen,
die sich fürchterlich betragen.

Stimmen, die mich sehr verletzten,
mich mit ihrem Argwohn hetzen,
mir in mein Gewissen quatschen,
meine Seele grob betatschen.

Und ich, ich ich ihnen zu,
doch sie geben keine Ruh,
hör was sie mir sagen wollen,
ob sie froh sind, ob sie schmollen.

Sind das auch die Illusionen,
die mir den Verstand nicht schonen?
Gilt es etwas zu bedenken,
die Gedanken umzuschwenken?

Sie zu lenken und zu leiten,
auf die wahrhaft dunklen Seiten?
Oder soll ich sie vergessen,
heile Welt spielen stattdessen?

Ich versuch mich zu besinnen,
lausche tief in meinem Innen,
atme ruhig, bleibe fest,
bis es mich in Ruhe lässt.


Streng mich an und denke nach,
bin vom Denken schon ganz schwach.
Hab die Pillen weggeschmissen,
die ich nahm mit jedem Bissen,

artig meinen Rotz geschluckt,
den ich niemals ausgespuckt,
meinen Frust nie ausgelebt,
der wie Pech nun an mir klebt.

Hab versucht ihn zu verdrängen,
doch das endete in Zwängen,
Zwängen, die mich kontrollierten
und mich vielerorts blamierten.

Schob sie weg, wie Illusionen,
um mir den Verstand zu schonen
und nun gilt es umzudenken,
die Gedanken scharf zu lenken,

mich von ihnen loszulösen,
einfach auch mal rumzudösen,
plötzlich wie ein Kind zu lachen.
Ach, es gibt so viele Sachen.

Seh die lachenden Gesichter,
hier ein Henker, dort ein Richter,
ein gemeiner Herzensbrecher,
ein tief in die Wunden Stecher,

bohrt bis mir das Herze bricht,
Mitleid, nein, das kennt er nicht.
Weshalb soll er mich auch schonen,
scheinbar scheint es nicht zu lohnen,

wenn ein Mensch sein Bestes gibt,
heißt das nicht, er ist beliebt!
Schieb sie weg, die Illusionen,
um mir den Verstand zu schonen.

Und versuch mich zu besinnen,
lausche tief in meinem Innen,
atme ruhig, bleibe fest,
bis es mich in Ruhe lässt.


Will mir nicht den Kopf zerbrechen,
doch ich geb mir ein Versprechen,
mich zu mühen umzudenken,
die Gedanken neu zu lenken.

Werd nach Farben sie sortieren
und mit Markern bunt markieren,
rot für „krass“ und grün für „schräg“.
Ja, das ist ein guter Weg!

Langsam schwinden meine Bilder,
die Gedanken werden milder,
manchmal hilft es laut zu denken
und sie fürsorglich zu lenken.

Nun versteh ich auch die Stimmen,
all die guten und die schlimmen,
die mich immerzu durchdringen,
weil sie mich zur Ruhe zwingen.

Ruhe, die ich dringend brauche,
wenn ich vor Erschöpfung krauche.
Den Verstand mir zu verschonen,
helfen all die Illusionen.

Nein, ich muss mich nicht besinnen,
es ist ruhig in meinem Innen,
atme tief, bleibe fest,
weil es mich in Ruhe lässt.

 

https://drive.google.com/file/d/1kaRrZ2MwVwiGBmPVAJX3WpcntOpATk_K/view

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Geschrieben

Liebe @Letreo71, Deine lesenswerten Zeilen erinnern mich sehr an meine eigenen depressiven Momente und an das, was mir Freunde sagen, wenn ich mit mir selbst hadere: "Wie kann ein Mensch, der andere gerne zum Lachen bringt, so verzweifelt und mit sich selbst im Unreinen sein."

 

Nun ja, der Zug des Lebens rollt weiter und ich muss mich weiterhin selbst aus meinen depressiven Löchern herausholen.

 

Danke für Dein Gedicht - Melda-Sabine

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Melda-Sabine,

 

ich danke dir für deinen wohlwollenden Kommentar! Ich habe den Text gestern auf einem Poetry Slam vorgetragen, mit wahnsinnig viel Herzklopfen und anschließend war ich sowas von erleichtert und glücklich.

 

Liebe Uschi R.,

 

auch dir sei liebst gedankt für deine Worte. Ja, der Reiz es vorzutragen ist groß.

 

Vielen Dank an die stillen Leser für die Likes!

 

Lieben Gruß, Letreo

Geschrieben

 

Liebe Letreo,

 

ein Stimmengewirr, das völlig konfus macht. Als Leser spürte ich die Belastung und schmerzhafte Lähmung, die das Opfer erleidet, folgte schrittweise seinen Bemühungen, die Stimmen zu entwirren, einzuordnen, einen klaren Kopf zu bekommen und Ruhe zu finden. 

 

Ein nachwirkendes Leseerlebnis.   

 

Gruß von gummibaum

  • Danke 1
Geschrieben

Grüß dich @Letreo71,

die Reflexion der Gedankenwelt kann helfen, mit dem einen oder anderen besser zurecht zu kommen, bzw. aufzuräumen.
Dies scheint dem LI aus meiner Sicht hier gelungen zu sein, was mich freut.

Ein toller Text welchen ich gerne gelesen habe. Wie du geschrieben hast, hast du diesen sogar vorgetragen.
Wie wäre es, wenn du dies mal aufnimmst und hier einstellst?

Liebe Grüße

JoVo

  • Gefällt mir 1
  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Letreo,

 

ich bin - wie die anderen Leser auch - tief beeindruckt von deinem Gedicht!! -

 

Zuerst die Bilder, dann die Stimmen - und immer wieder das gleiche Vorgehen: unter den Teppich kehren, sie als Illusionen abtun. Erst, nachdem sie betrachtet und angenommen werden, verschwinden sie. Das LI lernt von der Vergangenheit für die Zukunft, und es kehrt Ruhe ein.

 

 Sehr, sehr gerne gelesen und gestaunt! 🤗

 

Lieben Gruß

von Nesselröschen

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo JoVo,

 

ich freue mich sehr, dass dir der Text gefällt und du ihn für gelungen hältst. Für mich war das im Nachhinein eine Erleichterung. Ich bin deinem Wunsch nachgekommen.

 

Liebes Nesselröschen,

 

ich freue mich sehr über deinen Besuch und deine Worte.;-)

 

Nachträglich auch ein weiteres Dankeschön an die stillen Leser und Liker!

 

Liebe Grüße, Letreo

  • in Love 1
Geschrieben

Guten Abend @Letreo71,

ich danke dir herzlich. 

Und sogar mit Video. 

 

Chapeau, ein besonderer Text, absolut beeindruckend vorgetragen. Klar, dass dem ein großer Applaus gebührte. 

Ich stehe mal auf und schließe mich an. 

Liebe Grüße 

JoVo

  • Danke 1
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

liebe letreo,

 

schon seit der einstellung wollte ich etwas zu dem text sagen, hatte aber gerade keine zeit. jetzt, wo ich endlich dazu komme, ist von den vorkommentatoren quasi schon alles gesagt, so dass ich mich dem berechtigtem lobgesang nur aus ganzem herzen anschließen kann. besonders beeindruckend ist dein vortrag. dem druck des publikumsbeschusses so souverän standzuhalten und so hervorragend vorzutragen, muss man erstmal leisten können. toll !!! :thumbsup:

 

liebe grüße

sofakatze

  • Danke 1

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