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Geschrieben

Hallo, Athmos

Für diese Zeilen möchte ich dir einfach nur danke sagen. Ich weiß nicht, ob du aus eigener Erfahrung schreibst, aber ich erlebe es. Und ich liebe dieses Kind, habe jedoch eine unwahrscheinliche Angst vor der Zukunft

es grüßt dich 

Pegasus

  • Danke 1
Geschrieben

@Pegasus

 

Liebe Pegasus,

 

das Gedicht beschreibt die Geburt unseres zweiten Kindes und die Gedanken die mir durch den Kopf gingen.

Die gesamte Schwangerschaft war schwierig, aber nicht im biologischen Sinn. Ständig wurde meine Frau von ihrem Arzt bedrängt nach dem Feinultraschall weitere Untersuchungen durchführen zu lassen, weil der eine Wahrscheinichkeit erbrachte, dass der Embryo Trisomie 21 hat, die er mit 4% einschätzte. Der psychische Druck wurde andauernd aufrecht erhalten, obwohl wir beschlossen hatten, dass keine Abtreibung und deshalb auch keine weiteren diesbezüglichen Untersuchungen infrage kommen. Unser Beschluss hatte 2 Gründe:

1. Eine Fruchtwasserbiopsie ist nicht risikolos, und wir kennen Fälle, in denen sich herausstellte, das das Kind "gesund" war, aber die Frauen es anschließend verloren. Die persönlichen Schuldgefühle hatten sie danach zugrunde gerichtet. Genauso bedrückend ist auch die Entscheidung für eine Abtreibung. Wenn ein Kind im Mutterleib sterben sollte, weil es zu stark "behindert" ist, dann ist das natürlich auch sehr schlimm, aber als Betroffene müssen wir daran keine persönliche Schuld tragen.

2. Die Wahrscheinlichkeit erschien uns zu gering, als dass daraus überhaupt eine Konsequenz abzuleiten wäre. Allerdings denke ich im Nachhinein, dass die Wahrscheinlichkeit eine "politische" Angabe war, die der Arzt wählte, um nicht haftbar gemacht werden zu können.

Alle unsere Entscheidungen haben wir in dieser Zeit gemeinsam getroffen, und mir war dabei wichtig, dass meine Frau stets das letzte Wort dazu hatte. Meine Aufgabe sah ich darin, sie nach Möglichkeit zu unterstützen. Der Druck des Arztes hörte erst auf, nachdem wir ihn nach Kräften "zusammengestaucht" hatten (ja, es wurde sehr laut ...), worauf er darauf hinwies, dass er gesetzlich dazu angehalten sei beizutragen, dass keine behinderten Menschen geboren werden.

Wir haben unsere Entscheidung nie bereut. Ein Kind mit Trisomie 21 erfordert natürlich eine sehr hohe Aufmerksamkeit und eine intensive Gesundheitssorge. Das ist vor allem am Anfang sehr wichtig. Andererseits, wenn ich erlebe, wie unbefangen unser Sohn auf Menschen zugehen und sie in seinen Bann ziehen kann, habe ich mich schon oft gefragt wer von uns beiden der eigentlich Behinderte ist.

 

Dank auch an @Cornelius @JoVo @sofakatze für die Likes.

 

Liebe Grüße,

Athmos

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