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Schicksal? Tyche?

Zufall? Fatum?


Wie frei der Wille
weiß keiner, der glaubt,
sein Schicksal selbst
bestimmen zu können.

 

Wie einer Mutter erklären,
wenn Krebs ihre Tochter
In blühendem Alter dahinrafft?
Wer hat, was ihr im Leben
widerfährt, sich ausgedacht?

 

Wer schreibt das Drehbuch,
führt Regie, verarbeitet
dazu Daten, wählt
Hauptpersonen aus,
teilt ihnen ihre Rollen zu?

 

Wer führt dir Siechen, 
Welken, Sterben
eines geliebten Körpers
vor Augen, lässt allein, einsam
dich in Trauer zurück?

 

Sind wir unfähig,
Unvorhergesehenes,
Unausweichliches,
Unwiderstehliches zu erkennen?

 

Schicksal, Tyche, Zufall, Fatum,
hilflose Worte, mit denen wir
unsere Unfähigkeit kaschieren,
hinter die Kulissen unseres Lebens
schauen zu können,

 

um den/die Marionettenspieler,
den allmächtigen Gott, 
die launische Göttin, 
irgendeine höhere Macht
wahrzunehmen, zu benennen.

 

Wo bleiben der menschliche Wille,
wo, die Freiheit zur Selbstverwirklichung?

 

Wer weiß das schon?

  • Gefällt mir 2
  • Traurig 1
Geschrieben

Vielen Dank, lieber @Carolus, für Deine bewegenden Worte. Es ist wohl die Hilflosigkeit, die uns in unserem Verlorensein zu Erklärungsversuchen treibt. Ich musste beim Lesen Deines Gedichts an meine Schwägerin denken, die inzwischen vor fast fünf Jahren verstorben ist, als ihr Sohn gerade ein Jahr alt war. Mit diesem, seinem Vater und meiner Familie habe ich die letzten Tage zum Jahreswechsel am Meer verbracht.

Ich wünsche Dir alles Gute und ein schönes neues Jahr, VLG

Peter

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Peter,

hab Dank für Deine einfühlenden Worte. Bin erst heute Nachmittag nach Hause zurückgekehrt, habe eine gehbehinderte, alleinstehende alte Dame besucht, die erst vor kurzem ihre Tochter durch Krebs verloren hat, hab ihr im Haushalt und u.v.a. mehr geholfen, was ihr und mir sehr gutgetan hat.

Auch ich hab meine Liebste vergangenes Jahr durch Krebs verloren und vermag mich ein wenig in Deine Empfindungen einfühlen.

 

Ich wünsche Dir von Herzen

ein Jahr voller vieler kleiner und größerer Inseln der Freude!

 

Carolus

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber Carolus,

auch mir wurden in meinen 59 Jahren immer wieder wichtige und geliebte Menschen genommen. Mal durch den Tod. Mal einfach durch Trennungen, Wegzüge etc. Mit der Zeit wurde ich bezüglich des "Rechts" auf Selbstverwirklichung zu einem Zyniker. In meinen Augen haben wir unser Leben nie wirklich "im Griff". Nur Einzelne haben mal mehr, mal weniger Glück im Leben und jeglicher Erfolg, jegliches private kleine Glück kann dir von einem Tag auf den anderen wieder entrissen werden, ohne daß du es verhindern könntest. Und wir werden - zumindest in diesem Leben - niemals eine Antwort darauf bekommen, ob es hier eine "höhere Macht" gibt, die mit eigenen Absichten die Strippen zieht, oder ob doch nur Gott Zufall die Welt regiert.

So wurde ich zu einem Agnostiker. Allerdings zu einem durchaus betenden Agnostiker. Ich richte meine Gedanken an einen Gott, über dessen Existenz ich nichts weiß und nichts wissen kann. Und dann kommen auf einmal überraschend oft Antworten.

beste Grüße

Rüdiger

  • wow... 1
Geschrieben

Lieber Rüdiger,

- bezüglich des "Rechts" auf Selbstverwirklichung zu einem Zyniker.

- haben wir unser Leben nie wirklich "im Griff".

- jegliches private kleine Glück kann dir von einem Tag auf den anderen wieder entrissen werden

- niemals eine Antwort darauf bekommen, ob es hier eine "höhere Macht" gibt...

- meine Gedanken an einen Gott, über dessen Existenz ich nichts weiß und nichts wissen kann...,

 

ich kann Dir zu den Inhalten der fünf Zeilen, Zeugnisse Deines spirituellen Werde-(Werte-)gangs, nur gratulieren, denn sie stimmen im Wesentlichen mit meinen Vorstellungen überein.

Ich möchte hier Peter zitieren: "Es ist wohl die Hilflosigkeit, die uns in unserem Verlorensein zu Erklärungsversuchen treibt." Diese Einsicht bewirkt Demut, Dankbarkeit und Bescheidenheit.

 

Herzlichen Dank für Deinen überzeugenden, "glaubwürdigen" Beitrag!

Lieben Gruß

Carolus 

 

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