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Geschrieben am

Seitdem ich ein Kind war,
hatte ich einen kleinen Fleck hautfarbener
Schupppen
an der Innenseite meines Oberschenkels,
meiner Kniekehle und einer meiner Fingerspitzen.

Manchmal frag ich mich,
ob ich menschlich bin.
Ich bin mir ziemlich sicher,
ich kann nicht menschlich sein.

Unsere Urahnen waren Fische, irgendwann,
Warum nicht wir und warum wir?
Wir reden über Organe die uns unterscheiden
und Organe die uns einen.

Ein Urtrieb, ein Verlangen, ein Zwang,
jeden Abend muss ich für mehrere Stunden
auf dem Boden meiner Dusche sitzen
und heißes Wasser wie Teer über mich rieseln lassen
und dann kaltes Wasser wie zärtliche Küsse über mich fließen lassen.

Ich kann mir nicht anders helfen,
es ist Komfort im Zwang,
unfrei zu sein, befreit mich.

Ich will mich verändern, mich häuten, Schuppen abwerfen.

Ich will gleich bleiben, reinpassen,
meine Schuppen übermalen,
jemand menschliches sein.

Ich will schwimmen,
stehen, laufen,
schwimmen,
fallen, zerschellen,
schwimmen,
ertrinken und atmen.

Ich würde so gerne am Strand leben, hätte ich Geld,
ich wäre glücklich, hätte ich Geld,
und das Verlangen glücklich zu sein
und den Glauben an Glück,
nicht verloren.

Mein Hals hatte nie Kiemen bis jetzt,
aber jetzt hab ich Kiemen, glaube ich,
es macht mich komisch
glücklich,
und gleichzeitig,
realisier ich nur,
ich bin noch mehr ein Freak.

Vielleicht sind es auch nur kleine Schlitze,
die ich mir im nächtlichen Wahn,
- schlaftrunken, traurig und sehnsüchtigst -
in den Hals geschnitten habe.

Ein wenig später fällt mir erst auf,
meine Fingerkuppen haben sich aufgelöst,
und wie Blumen sind mir kleine Flossen gesprießt.

Ich kriech zum nächsten Bach,
keuchend unter Rückenschmerzen,
ich glaube meine Finne wächst,
ich spür das Blut wie das Wasser in der Dusche
erst heißer Horror danach kalter Schauer
und dann lieg ich im Wasser:

ein Fisch.

Ich kann endlich atmen
und dann schwimmen,
nur nicht stehen
oder gehen.

Ich wünschte ich wäre ein Mensch,
oder wenigstens ein Tier ohne Erinnerung,
oder wenigstens menschlicher als zuvor.

Unglücklichkeit
macht sich breit.

Irgendwann sehe ich einen wurmlosen Haken,
ein trauriger Versuch einen Fisch zu fangen,
und kein richtiger Versuch.
Ich schwimm dran vorbei, starrend, zu nah,
und der Haken trifft wie eine Kugel in mein Auge,
und erblindet mich,
und ich spüre wie er in mein Fleisch eindringt,
und mein Auge sich mit Wasser füllt.

Vielleicht ist es besser so.

Und jetzt häng ich dort,
ausgeweidet, tot,
an einem Stand
und Menschen wollen mich kaufen,
und mich genussvoll verzehren.

Und ich biete mein Fleisch an,
unfreiwillig freiwillig,
ich bin nur ein Ergebnis
und der Prozess.

Ich hoffe niemand erinnert sich daran
mich gegessen zu haben.
Ich hoffe niemand erinnert sich an
mich.

Ich kann nur glücklich sein
im Gedankentod.

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Geschrieben

Hallo Ava,
da steckt sehr viel drin von Wünschen und Ängsten, die uns wohl überwiegend in Traumfantasien beschäftigen.
Ob sich noch Fischgene in unserer DNA befinden weiß ich nicht, auch wenn das Leben wohl einst aus dem Wasser ans Land kam.
Besonders eindrucksvoll finde ich das Bild mit dem Angelhaken, denn wie oft werden wir versucht nach dem scheinbaren Glück zu greifen, das letztlich aber ins Verderben führt.
LG
Perry

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