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Deutschland, ich lieb' dich, oder ich hass' dich.


Daniel Walczak

Empfohlene Beiträge

– Präludium –

 

Deutschland, ich lieb‘ dich, oder ich hass dich,

Oder tu nichts von beidem.

Oder die Wahrheit, sie lieget dazwischen,

ich will mich kaum entscheiden.

 

Hass, das ist ein starkes Wort,

und Liebe sowieso.

Wär‘ häufig gern an and’rem Ort,

doch bin nur zu Hause froh!

 

Und das trotz all der Menschen hier,

vielleicht auch grad‘ deswegen?

Sie lächeln nicht, sie grüßen kaum

auf Straßen, Gassen, Wegen.

 

Kollegen sind besonders hart,

am Arbeitsplatze täglich

man redet über dies und das,

doch dann sucht man vergeblich

 

Gespräche, wenn man sich mal trifft,

ganz außerhalb der Arbeit.

Verübeln kann man’s ihnen nicht,

Gesichter merken - die ew’ge Schwierigkeit!

 

In and’ren Ländern war ich schon,

in Spanien und bei den Griechen.

Da grüßt man jeden, den man sieht

nicht nur, um hinten reinzukriechen.

 

„Das ist die deutsche Mentalität“,

das hört man überall!

„Dafür können wir and’res gut:
zum Beispiel Bier und Fußball!“

 

Der Fußball, der ist wahrlich gut,

Titel sind deutscher Brauch.

Das Finale in Russland, das war stark!

Der Sieg in Katar auch!

 

Es gibt nur eins, was eher noch

Pokale uns beschert,

und das sind unsre Trainer wohl,

die Zahl ist sehenswert.

 

83 Millionen sind‘s mittlerweil‘,

welch eine stolze Zahl!

Und wenn man nett sie fragen würd‘,

sie träten auch den Ball.

 

Und auch das Bier im Vaterland,

das ist so gut gebraut,

und sehr gesund muss auch es sein,

wird’s selbst an Kinder verkauft.

 

Das Gute an der Sache mit Bier,

ist jemand hackedicht,

dann wirst du dich beschweren kaum,

er auf der Straß‘ nicht spricht.

 

Die Deutschen, sie sind wunderbar,

ernst wird es jedoch nur,

wenn’s Thema lautet „Politik“,

oder „Bürotemperatur“.

 

Die Politik und Fußball, ja,

die zwei verschieden‘ Sachen,

die haben wohl gemeinsam nur,

dass jeder könnt‘ sie machen.

 

 

– I –

 

Wenn ich so durch das Lande geh‘,

aus Düsseldorf ich komm,

dann streife ich zu allererst

durch Köln, noch weit vor Bonn.

 

Erkennbar gut aus weiter Ferne

an seinem dunklen Dom.

die Kölner denken allesamt,

er mache Köln zu Rom.

 

Und Rom, das sei hinzugefügt,

bevor ein Kölner grimmig schaut:

Hat mit dem Dom gemeinsam, wohl,

dass beides nicht an einem Tag erbaut.

 

Das große Gerippe inmitten der Stadt,

gehüllt in Eisengerüste,

erfüllt der Christen kaum noch heut,

eher der Touristen Gelüste.

 

Wenn doch ein Christe sich verirrt

zum Dom, im Jahr einmal:

zu Weihnachten, bewundert er

den treuen Kardinal.

 

Der gute Herr, der Kardinal

es läutet der dicke Peter,

wann immer ihm jemand den Rücken kehrt,

doch dazu weiter später.

 

Der Dom ist Köllens ganzer Stolz,

wer kann es ihm verdenken?

Sucht man nach weit’rer Attraktion,

man muss den Hals verrenken.

Da gibt es hübsche Viertel noch,

ganz unten, weit im Süden.

Zu Chorweiler das Herz schnell pocht,

natürlich aus Vergnügen!

 

Ja, Köln, das ist ein Phänomen,

im positiven Sinne,

wenn anderswo „Alaaf“ wer ruft,

man sagen würd‘, er spinne!

 

In Köln, da kann man über sich lachen,

„sei witzig, sei nicht schlau!“

Doch der Humor, der endet rasch,

wenn rausrutscht ein „Helau.“

 

Was soll ich tun? Ich komm nunmal

aus Düsseldorf am Rhein!

Doch nicht nur Köln, auch wir hier oben

Können spaßig sein!

 

Hat Köln den Dom aus Glas und Gerüst,

so haben wir; oje!

Eine breite Straße mit Läden des Luxus,

man schimpft sie die Königsallee.

 

Einst wurde hier Friedrich Wilhelm der Vierte

der Pferdeäpfel Opfer.

Als er marschierte zum Jägerhof,

da war er kaum mehr tapfer.

 

Um lind zu stimmen das Königshaus

da kam man auf eine Idee:

Man nannte die Straße zu seinen Gunsten

fortan die Königsallee.

 

 

Bis heute also erinnert noch

Der Name der Gasse ganz zart

ans historische Achtzehnachtundvierzig;

ans Pferdeäpfel-Attentat.

 

Inzwischen bewirft man auf dieser Allee

wohl kaum einen König mehr.

Es fühlen sich manche in einigen Läden

wohl wie ein Kaiser, eher.

 

Die Leute ohne Obdach auch,

am Rand des Weges sitzen.

doch schau nur zügig die Straße hinab,

dann sieh‘st kein Armutsblitzen.

 

Das Leid, das da am Graben sitzt,

das musst du nicht ertragen.

Du leidest schon genug derweil,

beim werken an Montagen.

 

Und überhaupt, was wollen sie,

die armen Leut‘ dort unten?

Du hast doch schon genug zu tragen,

die ganzen Taschen, die bunten!

 

Da bleibt kein Platz für Mitleid für

die armen Kreaturen.

Das kommt davon, wenn man nur bettelt,

statt zu lernen für Klausuren.

 

Die Leute hier, die gehen stracks

die weite Straße runter.

Das Portemonnaie voll Scheine, bunt,

die Tüten, die sind bunter.

 

 

Und die sind voller hübscher Dinge,

Auf die kein Mensch verzicht‘.

Zum Beispiel wicht‘ge gold‘ne Ketten,

nur Demut ist es nicht.

 

Doch Demut, davon gibt’s genug

unter der Menschenbande.

Man sieht sie manchmal mit ihrem Hund,

dort sitzen, am Straßenrande.

 

Was bleibt zu sagen, was ist die Lehre

aus diesen vergang‘nen Strophen?

Das Dorf an der Düssel und dieses Köln

sind’s beides Katastrophen?

 

Nicht ganz, denn beide Städte haben

doch etwas je für sich.

In Düsseldorf, da kann man kaufen,

drum geht’s doch eigentlich.

 

Zu Köln derweil, da sei gesagt,

die Stadt ist schöne sehr.

Die Orgel und die beiden Türme,

Moment, da gibt’s noch mehr?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

– II –

 

Wenn du mal einen Deutschen triffst,

dann sprich über Musik!

Über Bücher, Lieder, allerlei,

bloß nicht über Politik.

 

Die Politik, die ist zurzeit

ein wenig außer Form.

Egal wer heut am Pulte steht,

im Aug‘ ist er ein Dorn.

 

Im Streite jeder Aktionär

kämpft mit dem Bauerntrampel.

Es fliegen Fetzen durch Berlin,

es blinket wild die Ampel.

 

Am Rednerpult im Bundestag

wir hören manche Leier.

Ein Torwart von den Bayern einst

forderte: Wir brauchen Mut!

 

Uns Deutschen geht es wirklich schlecht,

längst nicht mehr wunderbar,

woanders läuft es besser wohl;

schau nach Amerika!

 

Da gibt es nicht die Qual der Wahl,

aus hunderten Parteien.

Dort gibt es nur die reine Jugend

in den polit’schen Reihen.

 

In Deutschland aber, das ist hart,

da gibt’s die Liberalen,

die Union, Grüne, die ganz rechts

und auch die ganz Sozialen.

Wie soll man sich bei dem Offert

denn nur rechtens entscheiden?

Wie soll man wählen einen Mann,

ohn‘ sich ins Fleisch zu schneiden?


Kein Wunder, dass so viele sagen,

die Demokratie’s nicht echt!

Auf Schildern man leset „Diktatur“

da geb ich natürlich Recht!

 

Ich find‘ es gut, dass jeder nun

sich von der Seele schreit,

man dürfe die Meinung nicht erzähl‘n,

in aller Öffentlichkeit.

 

Ein jeder brüllt zur Welt hinaus,

man würde sofort zensiert!

Ich glaube, die da oben haben

selbst das uns allen diktiert.

 

Wenn ich denn sagen könnt, was ich dacht,

weißt du, was dann gewesen?

Dann könntest du diese Zeilen hier

ganz selbstverständlich lesen.

 

Doch leider wurden, es ist ein Jammer,

die Verse dir verborgen.

ich wünschte, du wüsstest, was ich hier schrieb,

stattdessen machst du dir Sorgen.

 

Um uns’re Zukunft, uns Demokratie,

das kann ich nur zu gut verstehen.

Denn wären wir wirklich Demokraten,

manch‘ Partei wär‘ nicht mehr zu sehen.

 

 

Und ganz schlimm ist auch die Kultur

mit lauter Extremisten

wer Umwelt schützt, ist Sozialist

und Auto fahr’n die Faschisten.

 

Ein Wunder, wie die Demokratie

doch scheinbar gar nichts lernt;

erlaubt sie sogar Menschen im Land

in Texten einen Stern.

 

„Gendersternchen“ nennen sie das,

die schlimmen Terroristen!

Was kommt als nächstes, Homo-Ehe?

Oder gleich Abschusslisten?

 

Es mag ganz rechts noch eine Partei

im Stillen existieren.

Wie sie genannt, das weiß ich nicht,

der Staat ließ sie blockieren.

 

Dann gibt’s noch neben den Hochbegabten

aus den rechten Ecken

die andere Seite, liebevoll

auch manchmal genannt „Zecken“.

 

Erst Freitags, heute jeden Tag

sie auf der Straße kleben.

Politiker auf ihren Posten,

die kleben friedlich daneben.

 

Was soll das denn, die Verse hier?

Gibt’s auch noch eine Lehre?

Tja, die Moral von der Geschicht,

das Dichten ist mir Ehre.

 

 

Fühlt sich nun einer angegriffen

und kaum mehr akzeptiert,

so sorg dich nicht, lehn dich zurück,

ich werd‘ ja eh zensiert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

– III –

 

Berichtete ich eben nun

von Düsseldorf und Köllen,

so lass mich weiterreisen nun,

durch Deutschlands schönste Höllen.

 

Im Westen von den beiden Städten

wo man fast Poffertjes frisst,

da finden wir den Dom zu Aachen,

zumindest er fertig ist.

 

Doch geht die Reise weiter ins Land

der deutschen Mitgesellen,

so landet man schnell in Frankfurt am Main,

im Zentrum des Finanziellen.

 

Weit auf das Land erstreckt es sich,

das Monstrum aus Beton.

zu übersehen diese Stadt,

das ist keine Option.

 

Ganz vorbildlich agiert man hier

am hübschen Hauptbahnhof.

Ein jeder lässt sich impfen dort,

und wird zum Philosoph.

 

Nein, Spaß auf Seit‘, ich halte nichts

von Drogen sowieso.

Zu groß ist mir der Nebenwirkung

starkes Risiko.

 

Die Droge, die ich brauche nur,

ist unser schönes Köln.

In dieser Stadt fühl sogar ich

mich als schönen Gesell’n.

Fährst weiter abwärts an Franken vorbei

ins wahrlich echte Bayern,

du stellst schnell fest, die Leute hier,

die haben viel zu feiern.

 

Mit freien Tagen hat man’s hier

wohl wirklich nicht zu knapp.

Doch mit der Bildung geht’s deshalb

noch lange nicht bergab.

 

Bewundern tu ich diese Leut,

die neben andren Sachen,

auch mit dem Bairisch und dem Deutsch

beherrschen zweierlei Sprachen!

 

Als Deutscher schau ich mit Respekt

in dieses ferne Land.

Ein Bayer winkt mir nett zurück

und dann ins Zelt er verschwand.

 

Geht’s höher dann in den deutschen Osten,

oje, wo fang ich an?

Zumindest sind die Straßen hier

besser als nebenan.

 

Woran dieses nur liegen mag?
Ich weiß es wahrlich nicht.

Es ist fast, als wäre ein Finanzzuschlag

des Westens ewige Pflicht.

 

Doch außer altem Mauergestein

gibt’s hier noch mehr zu bieten.

zum Beispiel gibt es im Vergleich

zu München bezahlbare Mieten.

 

 

Ein mancher sagt, das Ostdeutschland,

das sei auf ewig radikal.

Zu widersprechen wag ich nicht

zumindest nicht dies‘ eine Mal.

 

Schau’s dir doch auf der Karte an,

du musst den Kopf anregen;

ganz links da liegt der Westen, stolz,

der Osten rechts gelegen.

 

Doch was mich wundert, immerzu

an ostdeutschen Gebieten

das ist gar nicht die Politik,

das sind auch nicht die Mieten.

 

Mich überrascht es jedes Mal,

wenn ich im Osten bin,

dass dieser Teil von Deutschland scheint

mir doch gar nicht so schlimm.

 

Wir wandern weiter aufwärts nun,

begeben uns gen Norden.

nach Mecklenburg-Vorpommern, sag,

was ist denn das geworden?

 

Ich fühle mich ja gar nicht nun

wie auf ´nem and’ren Posten.

Stattdessen fühle ich mich so,

als wär ich noch im Osten.

 

Beinah‘ als wäre dieser Teil

ein Stück vom Ostdeutschlande.

Doch warte, nein, das kann nicht sein,

hier gibt es einen Strande.

 

 

Tja, lieber Westen, sowas gibt’s

bei euch ganz sicher nicht.

der Osten hat die Ostse und

euch bleibt die Zahlungspflicht.

 

Ein Weg durchs ganze Land war dies,

von Düsseldorf zur See.

Ein‘ Abfluss hat das Lande auch,

man nennt ihn wohl die Spree.

 

Er spült den ganzen Müll der Nation

aus München bis Schwerin

in Richtung unser aller Haupstadt,

ins wundersam‘ Berlin.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

– IV –

 

Ja im Berlin, wo nach wie vor,

die bunten Fetzen fliegen.

Wie gut, dass sich so mancher Held

niemals lasset verbiegen.

 

„Das lassen wir nicht mit uns machen“,

so schimpft er schwarz-rot-gold.

und hält ein Banner in die Luft,

mit Inhalt „Wir sind das Volk.“

 

Bedauernswert, dass dieser Mann

ganz offenbar nicht kannt‘

dass in so einer Diktatur

er direkt wird verbrannt.

 

So brennt er nun auf offener Straß‘

und mit ihm, eingerollt

brennt lichterloh sein Banner kaputt

die Aufschritt: „Ich war das Volk.“

 

Auf seiner Asche tanzet nun

mit allerlei klugem Geschwätz

ein grus’liger alter Manne herum,

es ist der Herr Grundgesetz.

 

„Wie kannst du nur, du alter Freund“

so hört man einige schreien.

„Du bist doch ein Verbündeter,

das solltest du jedenfalls seien!“

 

Herr Grundgesetz, der schien erstaunt

und hielt umgehend inne.

Und fragte daraufhin das Volk:
„wollt ihr, dass ich gewinne?“

„Schützen sollst du uns, Gesetz“,

so sprach das Volk zu ihm.

Herr Grundgesetz, der ward verwirrt:
„Jetzt soll ich mich verzieh’n?“

 

Doch nicht nur die Bevölkerung,

auch in der Politik,

da ruft man „Nur wir sind das Volk“

Genauso, nur in schick.

 

Wie dumm wär‘ es, wenn die Partei

nun populistisch wäre.

Doch dann wär’n sie schon längst verbannt,

in Diktaturatmosphäre.

 

Viel wichtiger ist gerade doch,

was hier die Grünen machen?!

Sie schreiben sicher Bücher ab

und and’re kluge Sachen.

 

Ich hörte, dass sie schaffen Frieden

mit Panzern und Kanonen.

In fremden Ländern, dauerhaft

langfristig wird’s sich lohnen!

 

Wann gab es jemals Frieden denn

in einem andren Land,

so ganz ohn‘ Waffen, Panzerfaust,

durch ein‘ Waffenstillstand?

 

Und während Grüne fleißig ihre

Wahlversprechen halten,

wir blicken etwas weiter rechts

bei unsren, lieben Alten.

 

 

Die Union erfährt es oft,

auch wenn es ziemlich schmerzt,

es herrschen viele Zeiten, grad,

doch leider niemals März.

 

Sie meckern ganz zurecht herum,

und stellen sich die Frage,

in aller gar christlichen Welt,

was sind schon sechzehn Jahre?

 

Und dazu war’n sie nicht allein,

die Abwahl war auf Raten;

gemeinsam mit ihnen im sinkenden Boot

die treuen Sozialdemokraten.

 

Die stellen wohl den Kanzler heut‘,

ein waschechtes Genie,

wenn es um Emotionen geht

und blanke Euphorie!

 

Man sagt, er habe sogar mal

gelächelt im Geheimen.

Das war wohl, als die Nachricht kam,

der Laschet wird's, alleine.

 

Doch mittlerweile hat der Herr

nur umso mehr zu lachen.

Der Schlingel macht doch ab und zu

ganz wilde, freche Sachen.

 

Was ist schon ein Finanzskandälchen

als Bürgermeisterchen?

Der Gute dachte sich dabei

„Oh Scheibenkleisterchen!“

 

 

Das ist doch alles halb so wild,

viel wichtiger ist doch,

dass eines nicht ins Auge geht;

ein Haushaltskassenloch.

 

Doch dafür sind verantwortlich

die Neoliberalen.

Die könnte ich beschimpfen, jetzt,

doch ließ ich mich bezahlen.


Es soll wohl auch noch ganz weit links

ein‘ weit’re Gruppe geben.

doch jede Splitterschaft aufzuzählen,

das wäre wohl daneben.

 

Im Allgemeinen bin ich froh,

dass unser Volk so ahnungsreich,

all diese Jobs zu übernehm‘,

Herr Grundgesetz wird kreidebleich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

– V –

 

Wir setzen unsre Reise fort

nur schnell weg aus Berlin!
Ich habe schon genug von dort,

wo geht’s als Nächstes hin?

 

Ich hörte, es gibt noch ein Gebiet,

durch dieses fließt die Ruhr!

Man nennt es wohl das Ruhrgebiet,

Erfinderfreude pur!

 

Dort gebe es Zechen und Stollen und Kohle

und manch ein Fußballverein

wär‘ fast mal Meister geworden zuletzt

nur dann sollt‘ es einfach nicht sein.

 

Gut, dass ich diesen Ort nun kenn‘

würd‘ ihn auch sehen wollen,

doch habe ich nach Weihnachten

genug zunächst von Stollen.

 

Es gibt noch eine Stadt im Land,

die ich nicht abgehandelt.

doch ist das gar nicht weiter schlimm,

da nach wie vor verhandelt,

 

ob diese Stadt denn existiert,

in Deutschland, auf der Welt.

Die Gläubigen nenn‘ es ganz zärtlich

ich glaube „Bielefeld.“

 

Nur halte ich nicht viel von Sachen,

die für mich nicht bewiesen.

naiv könnt‘ ich nicht steh’n vor Gott

mit einem reinen Gewissen.

Ich glaube nur, was sichtbar ist,

und nicht bloß rumerzählt.

Die anderen bestraft der Herr,

wenn er sein Richtbeil hält.

 

Drum geh‘ ich in die Kirche auch,

um mich dort zu beschweren

beim Herrgott über Märchen und

ich bitt‘ ihn, zu erklären,

 

wie Menschen kommen auf solche Gedanken

auf solche skurrilen Ideen,

das ist ja so, als würd‘ ich sterben

und wieder auferstehen.

 

Nein, niemand hat das je geschafft,

und sonst wär‘ er ein Held.

Drum soll mir auch kein Mensch erzähl’n,

es gäbe Bielefeld.

 

Der Herrgott antwortete mir rasch,

das mag ich so an ihm;

er sprach zu mir, zu glauben blind,

das wär‘ nicht legitim.-

 

Drum soll ich auch nur glauben, was

ich wahrlich sehen kann.

Ein jeder, der was and’res tut,

der ist ein Hampelmann.

 

Drum ging ich raus, von Gott erhellt,

der niemals mich vergisst.

Stattdessen bin ich wegen ihm

nun frommer Atheist.

 

 

Denn Atheisten, wissen wir,

die sind das hohe Volk.

Sind unfehlbar und ganz gewiss

vom Herrgott so gewollt.

 

Im deutschen Land, da sind sie heut‘

die stärkste Konfession.

einst hielt man viel vom Herrgott

und der christlich‘ Religion.

 

Wer braucht denn heut‘ noch einen Gott,

der über einem schwebt?

Der hat Zeit, der kann warten bis,

du auf dem Bette liegst.

 

In deinen letzten Atemzügen,

da darf er gern‘ erscheinen.

Doch vorher nicht, auf keinen Fall,

erst, wenn wir um dich weinen.

 

Dann brauchst du auch ganz schnell, oh Schreck

ein‘ Pfaffen an der Seite.

Der letzte Worte spricht für dich

dich auf dem Weg begleite.

 

Doch warte, in dem Tunnel, da

siehst du ein helles Licht.

Und eigentlich, da hofft man jetzt,

auf Trost und Zuversicht.


Doch du, du bist ein Atheist

der nie an Gott gedacht.

Drum drückst du nun die Daumen fest,

und hoffst, du nie erwachst.

 

 

Wie peinlich wäre es, vor Gott

am Himmelstor zu steh’n

und zuzugeben, dass du geirrt,

ihn dabei anzuseh’n.

 

Als Deutscher auch noch, welch ein Jammer,

da wär‘ es doppelt schlecht.
Denn sogar Herrgott weiß, die Deutschen

die haben immer Recht.

 

Da ist der Tod die bess’re Wahl

als dieses zu ertragen.

Viel wicht’ger als Erlösung ist,

auf ewig recht zu haben.

 

Doch vielleicht ist das Sterben auch

das Beste auf der Welt.

Denn nur hinter dem Himmelstor,

da schaut man Bielefeld.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

– VI –

 

Was könnt‘ ich schwadronieren nur

über die Religiösen,

über die Atheisten auch,

die guten und die bösen.

 

Stattdessen möchte ich derweil

was and’res mal befluchen.

ich möchte mich, wie heißt es gleich,

am Neuland nun versuchen.

 

Denn immerhin gibt’s heute doch

die schöne Möglichkeit

Kontakt zu haben immerzu

mit jedem, jederzeit.

 

Was gibt es Schön’res überhaupt

als rumzudiskutieren

mit Menschen, die man nie geseh‘n

um sich zu amüsieren.

 

Am meisten fürcht‘ ich mich vor den‘,

die mir so überlegen.

Der jedes Fach der Welt studiert

um damit anzugeben.


Die jede Info überall

ganz kritisch widerlegen.

Und wissenschaftlich, geisterfüllt

ihr Wissen übergeben.

 

Die alle Daten brav geforscht

bevor sie sie erzählen

empirisch überprüft zudem

um niemanden zu quälen.

 

Und haben sie auch immer Recht,

die allerlei berichten!

Es leben schließlich nur noch die,

die auf den Pieks verzichten.

 

Geimpfte sind schon lange tot,

Gechippte sowieso.

Und dieses ganze Schutzkonzept,

das war ein Griff ins Klo!

 

Ich habe gute Nachrichten

an die Verschwörungssippe;

vielleicht seid ihr gar nicht verrückt;

vielleicht ist’s nur ne Grippe!

 

Wer blind sagt, was auf Facebook steht

und and’re stolze Quellen,

nur der ist frei, ja das sind wohl

die Intellektuellen.

 

Wer jedoch tut, was Wissenschaft

und Forscher fordern, brave,

der hat den Schuss noch nicht gehört,

das sind die wahren Schafe.

 

Am schönsten finde ich jedoch

die ganz große Verschwörung.

Die Erd‘ ist flach, kein bisschen rund,

warum gibt’s da Empörung?

 

Ich stimme zu, ich halte dies

auf keinen Fall für Mist!

Der Grund dafür, warum ich’s tu,

ich bin ein Optimist.

 

 

Die Erd‘ ist flach, sie wollen uns

sie nur für rund verkaufen.

Piloten, Astronauten auch,

alle auf einen Haufen.


Die Politik ist mit im Boot,

die spielen auch ganz oben.

Die deutsch‘ Regierung sowieso,

die uns doch stets belogen.

 

Was gibt es schön’res bitte sehr,

als solch Zusamm’arbeit?

Sie wird uns helfen auch bei den

Problemen uns’rer Zeit.

 

Wenn alle Welt so gut im Team

arbeitet gegen uns,

das Klima wandelt sich erneut,

diesmal zu uns’rer Gunst.

 

Auch Kriege werden sicherlich

ganz bald beendet sein.

Die Russen und die Ukrain‘

gemeinsam trinken Wein.

 

Was für ein endloses Geschick

und schön, dass alle Welt

in diesem Punkt, zu täuschen uns,

so gut zusammenhält.

 

Was hat das nun mit uns zu tun,

mit Deutschland, uns’rem Fall?

Dazu gesagt sei nur ein Vers:

Dumme gibt’s überall.

 

 

Es gibt den schönen deutschen Spruch,

den ich sehr oft gelesen:

„Wird der Bürger unbequem,

ist er plötzlich rechtsextrem.“

 

Es geht bei diesem schlauen Text

um Aufstände des Volkes.

Und wahrlich ist es kein Delikt

wenn man auf sein Land stolz ist.

 

Nein, unverschämt ist es sogar,

ein‘ Menschen so zu nennen:
„Rechtsextrem“ ist es doch nicht,

um’s liebe Reich zu flennen.

 

Und rechtsextrem ist man auch nicht,

nur weil man fröhlich trage

das alte Banner der Nation;

die Reichesadlerflagge.

 

Nein, rechtsextrem, das ist man erst,

wenn man in einem Lande

Partei’n verbietet, deren Führer

spricht vom Denkmal der Schande.

 

Das gab es einst, zu finst’ren Zeiten,

als alles ward zensieret.
Was nicht gepasst hat, der Regierung

das wurde streng blockieret.

 

Und so ist’s heute, wieder wird

das Arische verboten.

Geschichte wiederholt sich rasch,

es bleiben die Idioten.

 

 

– VII –

 

Während ich diese Zeilen schreib,

und munter nur so dichte,

da kommt mir plötzlich in den Sinn

die uralte Geschichte.

 

Einst waren‘s Goethe, Schiller, ja

und auch der Heinrich Heine.

Die brachten Deutschland schnell voran

und stellten auf die Beine

 

ein Wunderwerk aus großer Kunst,

ja sie waren die Schenker

von unsrem Status auf der Welt

als Land der Dichter und Denker.

 

Heut‘ ist davon nicht viel zu sehen

von dieser stolzen Zeit.

Nur gut, dass deren Lit’ratur

bleibt für die Ewigkeit.

 

Was ist daraus erwachsen nun,

so fragt ein mancher streng.

Ein schlimmes Gespenst, ein echter Schreck,

man nennt es Poetry Slam.

 

Wo einst die stolze Dichterschaft

manch Meisterwerk geschaffen,

da steh’n sie auf einer Bühne heut

und machen sich zum Affen.

 

Das einzig gute an dieser Affäre,

aus plumpem Egozentrismus:

Die Texte haben nie, nein, nie

den immergleichen Rhythmus.
Die Abwechslung in dieser Kunst,

mit der die Dichter sprechen,

die bringt mich schier ergriffen vom Glück

emotional zum Brechen.

 

Geleiert werden die Sätze mit

solch komischer Betonung,

dass ich noch habe die Verse im Ohr

daheim in meiner Wohnung.

 

Warum dies so, warum kann ich

die Texte nicht vergessen?

Aus lauter purer Angst davor,

dass Rhythmus und Reime sich fressen.

 

Auch hängt das Thema in solchem Saal

vom Plafond wie ein Stern.

Die ganze Halle kreischet im Chor:
„Mensch, sind wir doch modern!“

 

Doch Dichter, wie es einst sie gab,

die bleiben unvergessen.

Im Schranke stehen Schiller und co.

von Motten und Staub zerfressen.

 

Wir Deutschen, können glücklich sein,

dass wir dies‘ Land mal waren,

das wir zwar heute nicht mehr sind,

doch in vergang’nen Jahren.

 

Drum kennt ein jeder Goethes Faust,

und Heinrich Kleists Marquise.

Ein jeder hat gehört bereits

von Grimms hagerer Liese.

 

 

Und wo wir grad bei Märchen sind,

was sind das schöne Werke!

Schliefst du nicht auch oft ein als Kind

beim Hören der sieben Zwerge?

 

Für Kinder ist’s ein großer Spaß,

wenn jemand sitzt am Bette,

und liest am Abend etwas vor,

meist war’s die Mutter, die Nette.

 

Zum Beispiel gab es mal ein Haus

aus leck’rem süßen Kuchen!

Und wenn ein Kind es essen wollt,

konnts‘t du’s im Ofen suchen!

 

Viel schöner fand ich da die Mär

vom Wolfe tief im Wald.

Sein Schrei mit Steinen in dem Bauch

mir heute noch erschallt.

 

Doch nicht will ich vergessen Max

und Moritz, diese beiden.

So lernen Kinder, was passiert,

wenn sie mal übertreiben.

 

Der Mühle mahlte sie zu Korn,

in winzig kleine Teile.

So sprenge nie dein‘ Lehrer weg,

aus purer Langeweile.

 

Und spiel auch nie mit Feuer rum,

welches da liegt im Schranke.

Paulinchen konnt‘ erzähl’n, warum

zumindest bevor sie verbrannte.

 

 

Nein, bin ich stolz auf unser Land,

das diese Geschichten einst sponn!

Und wusst‘ ich, guck ich je in die Luft,

komm ich damit nicht davon.

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