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Geschrieben am

Er schaut hoch zum Fenster,

sein Blick kalt und leer,

die Hände, sie ruhn in den Taschen.

 

Er träumt von dem Draußen,

wies früher mal war

und plötzlich, da hört man ihn seufzen.

 

Wohin sind die Menschen,

wann leuchtet der Mond

und wo sind denn nur all die Farben?

 

Wonach schmeckt Erbarmen,

wie riecht Bitterkeit,

wer trocknet mir noch meine Tränen?

 

Gibts keinen der zuhört,

noch nicht mal ein Wurm -

hier drinnen, wo Laute verstummen?

 

Es ist wie ein Rufen,

durchdringt finstre Mauern,

mit Runzeln besetzt es die Stirn.

 

Er wird es nicht hören,

in ihm schweigt die Stille,

zu sterben ist er längst bereit.

 

 

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Geschrieben

Liebe Letreo71,

 

dein Gedicht bringt mich zum Nachdenken und wird noch stark in mir resonieren.

 

Du hast sehr realistisch die Gefühle von einsamen Menschen die sich sgnt. "am rande der Gesellschaft befinden" (ganz ehrlich ich verabscheue diese Benennung). 

 

Nichts auf der Welt ist mehr wertvoll als eine helfende Hand und ein offenes Ohr das zuhört.

 

Danke, dein Beitrag hat mir gefallen.

 

Liebe Grüße 

 

Lucia

 

 

 

 

  • Danke 1
  • Schön 1
Geschrieben

Liebe Letreo,

 

sehr anschaulich und ergreifend schilderst du hier ein trauriges Schicksal. Gefangen in sich selbst oder hinter Mauern, vergisst der Mensch, was einmal war und seine Erinnerungen lösen sich in Nebel auf. Der einzige Weg nach draußen ist der Tod.

 

Gerne gelesen

Sid

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Letreo,
vom Titel ausgehend könnte hier ein zu lebenslanger Haft Verurteilter sein Leid klagen,
aber Ich denke, es ist mehr ein gesellschaftliches Gefängnis in dem er seinem Ende entgegensieht.
Die folgengenden Zeilen beschreiben die Verlorenheit sehr intensiv:

vor 19 Stunden schrieb Letreo71:

Wonach schmeckt Erbarmen,

wie riecht Bitterkeit,

wer trocknet mir noch meine Tränen?

Gern hineingespürt und LG
Perry
 

  • Danke 1
Geschrieben

sehr zu herzen gehend und eindringlich geschrieben, liebe letreo! :grin:

 

zur einsamkeit verurteilt - das ist wohl das schlimmste, was man menschen antun kann und doch erleben das so viele, besonders die alten, deren freunde und familie weggestorben sind und die niemanden mehr haben. so sitzen sie allein in ihren wohnungen, haben keinen sinn mehr für das draußen, keinen antrieb, rauszugehen in diese veränderte welt, wo keiner mit ihnen redet oder anteil nimmt ...

 

kurz hatte ich auch einen verurteilten in einer psychiatrischen anstalt vor meinem geistigen auge, der ans bett gefesselt und mit medi ruhig gestellt wurde. weil er zum fenster hoch blickt - das spricht für eine liegende position. oder aber ist das LI einfach so depressiv, dass es das bett nicht mehr verlassen kann. 

 

ein wenig hat mich die letzte strophe verwirrt. zunächst seufzt das LI ja und dieser seufzer zieht sich bis zur vorletzten strophe, wo er wie ein rufen wird und die mauern (der isolation) durchdringt. dann aber heißt es, er wird ihn nicht hören und in ihm ist stille. entweder ist da ein LD gemeint, der den seufzer des LI nicht hören kann oder ich verstehe nicht ganz, wieso das LI seinen eigenen seufzer nicht wahrnimmt, den es in den strophen vorher manifestiert hat mit all den in fragen gekleideten bitten. er kommt ja aus seinem inneren, da kann doch nicht gleichzeitig stille sein und er müsste ihn doch hören. oder verstehe ich etwas ganz falsch? ist vielleicht eine antwort gemeint, die er nicht mehr hören kann? vielleicht kannst du meine verwirrung lichten. :smile:

 

liebe grüße

sofakatze

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo zusammen,

 

ich bin sehr überrascht, von so vielen Kommentaren und Gedanken zu meinem Gedicht. Habt vielen Dank!

Der Text entstand bei einem Workshop zu einem Foto, welches man sich selbst aussuchen durte. Ich ergriff eines (eigentlich ergriff es mich), schwarz-weiß, ein Mann, ein Fenster...Ich schloss die Augen und dann formte sich alles irgendwie von selbst zu einem Gedicht.

Als ich den Text nun wiederfand, konnte ich mich nicht mehr so genau an das Foto erinnern. Ich schloss erneut die Augen und mit leichter Abwandlung entstand dieses Gedicht. Was immer die Person auf dem Foto gedacht haben mag, ich weiß es nicht, jedenfalls hat es etwas in mir bewegt. Ich habe mich hineinversetzt und so empfunden, wie ich es geschrieben habe. Im ersten Ansatz gab es noch einen anderen Titel und in diesem, so denke ich, ist das Urteil gefällt, das LI wird sterben. All eure Gedanken hierzu könnten, so oder so möglich sein. Ich hoffe, ich habe damit alles beantwortet.

 

Mit nachdenklichen Grüßen, Letreo

 

Vielen Dank auch an die stillen Leser und Liker!

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Liebe Letreo,

 

Am 22.2.2024 um 21:59 schrieb Letreo71:

Gibts keinen der zuhört,

noch nicht mal ein Wurm -

hier drinnen, wo Laute verstummen?

 

Es ist wie ein Rufen,

durchdringt finstre Mauern,

mit Runzeln besetzt es die Stirn.

 

"Gibts keinen der zuhört" - doch! Die Welt draußen hört zu, sie ruft so laut, dass es die Gefängnismauern durchdringt und die Stirne in Falten legt, weil keine Antwort kommt. Der Inhaftierte wird nicht mehr antworten, weil er zu müde dazu ist ...

 

Vielleicht so? Ich denke dabei an jemanden oder etwas ganz Bestimmtes - so ergibt auch das Hochblicken zum Fenster Sinn und gleichzeitig das "hier drinnen". -

 

Hat mich sehr berührt! Danke dafür, danke für die Stimme, die du diesen Menschen gibst!

 

Lieben Gruß N.

  • Danke 1
Geschrieben

Liebes Nesselröschen,

 

danke für deinen feinfühligen Kommentar. Ja, ich denke so ist es, ich habe diesem Menschen eine Stimme gegeben, meine eigene, aber sie dringt nicht zu ihm hindurch, er sieht sich bereits im Himmel.

 

Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche, Letreo

 

Vielen Dank auch an weitere stille Leser und Liker!

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