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Kopfhörer

 

Ich danke Nathaniel Baldwin, dem Erfinder von Kopfhörern.

 

Kurz eine kleine Anekdote:

Nathaniel Baldwin war auch mir bis vor 2 Minuten dieses Satzes kein Begriff.

Deswegen nutzte ich die Bereicherung, das Wissens der Menschheit jederzeit abrufen zu können. Einfach gesagt, ich googelte «Erfinder Kopfhörer».

Geschockt über mich selbst, möchte es noch ändern –

denn ich vergass zu gendern.

Doch hielt ich beim Ändern inne,

denn in früheren Zeiten hatten Frauen natürlich noch keine Wissenschaft im Sinne.

 

Nun ja, trotzdem dank ich Nathaniel Baldwin und irgendwie auch dem Militär.

Komisch, ich dachte nicht ich würde diesen Satz mal nicht ironisch sagen.

Ich kann mich jedoch nicht nur über die Existenz des Militärs beklagen,

denn etwas Gutes hat es...

Dort wurden die ersten Kopfhörer getragen.

Dennoch ist mein Dank zu klein, als dass ich es nicht witzig finde, dass sie beim Versagen von richtigen Tragen Stromschläge bekamen.

 

Jetzt bin ich wohl wieder kurz abgeschweift, ursprünglich wollt ich doch nur eine kleine Lobhymne für Kopfhörer schreiben.

Denn diese kleinen Stöpsel sind es, die mich treu durch mein Leben begleiten.

Ich würde fast so weit gehen und behaupten, ich bin süchtig nach ihnen.

Habe ich sie vergessen, wird mich bereits morgens die Heimfahrt am Nachmittag stressen.

Haben meine Airpods plötzlich keinen Akku mehr, wird auch der Akku meiner Freude leer.

Die alten Kabelkopfhörer kommen mit in den Ausgang

Allein beim Gedanken meine neuen zu verlieren, wird mir ganz bang, es wäre ein absoluter Tiefgang.

 

 

Doch wieso ist das so? Wieso bin ich angewiesen auf zwei kleine Stecker, welche meine Ohren mit Musik betäuben?

 

Betäuben… ein spezielles Wort für einen subjektiv so wichtigen Gegenstand.

Eine Zeit lang bleibe ich bei diesem Gedanken hängen und merke, es ist für mich die meiste Zeit genau das – ein Betäuben.

 

Ein Betäuben meiner Langeweile im Bus. Wenn mir die Reize zu wenig werden, der Blick aus dem Fenster, durch das alltäglich bekannte, gelangweilt. Gedankenversunken sitz ich da, bis meine Gedanken in der Musik vesinken.

 

Ein Betäuben meiner Angst von Bekannten, oder auch Bekannten von Bekannten, angesprochen zu werden. Die Kraft für soziale Situationen fehlt mir, dass dies mal normal funktioniert, brauche ich ehrlichgesagt meist erstmal paar Bier.

 

Ein Betäuben des Lärms um mich herum.

All die Gespräche, welche vermischt als Reizüberflutung in meinen Ohren brummt.

Ein Paradox an sich, paar Sätze zuvor behaupte ich, mir zwanghaft Reize zuzuführen und nun, bereits vorhandene Reize abzutöten.

Die Wahrheit ganz schlicht:  

Nicht mal ich weiss meistens, was meiner momentanen Gefühlswelt entspricht.

 

Doch wenn das Betäuben nicht funktioniert, ist die Genervtheit schnell maximiert.

Wenn sich die Gespräche nicht nur vermischen, sondern einzelne Themen so laut sind, dass auch meine Geräuschunterdrückungsfunktion überfordert ist. Und das Thema so dumm, dass es mich in Rage bringt.

 

In Rage bringt mich auch, wenn die Bekannten von Bekannten mich doch ansprechen und auch nach dem 10. Mal Kopfhörer raus, nett antworten, Kopfhörer rein- das Gefühl haben, ich hätte die grösste Lust mich noch eine weitere halbe Stunde mit ihnen zu unterhalten.

 

Doch im grossen Ganzen danke ich Nathaniel Baldwin, denn die Kopfhörer waren früher als bald ein win.

 

Die Zeit, in welcher sich meine Liebe zu Kopfhörern formte, war im Gegensatz zu diesem schlechten Wortwitz alles andere als witzig. Denn wie bei so vielem lernte ich auch die Kopfhörer erst in den dunkelsten Zeiten zu schätzen.

Allein am Boden sitzend, im Kinderzimmer. Meinem Zimmer, welches mir an diesen Tagen als einziges noch als Rückzug diente. Betäubt sind meine Ohren schon, doch nicht von der Musik, nein von Schreien.

Zitternd griff ich nach einem rettenden Strohhalm und da waren sie, meine Kopfhörer. Meine letzte Hoffnung auf Ablenkung. Erst beim dritten Versuch gelang es mir sie trotz meiner zitternden Hände in meine Ohren zu stecken und was für Musik sollte ich anmachen? Alles schien unpassend, wenn hinter dieser Tür meine heile Welt in Stücke brach. So sass ich da, auf einem Ohr meine Lieblingsmusik und auf dem anderen die Schreie, die Worte die mein Herz in Stücke riss, die Geräusche die mein Kopf zum schlimmsten Film zusammenmischt. Es sind die Geräusche, die mir Jahre später noch nachhallen und im Gegensatz zur Musik gar nicht gefallen.

Und so hat es sich eingespielt, desto lauter die Welt, desto lauter meine Musik.

 

Um es kurzzufassen:

 

Ich danke Nathaniel Baldwin, dem Erfinder von Kopfhörern.

Denn für manche mögen es nur Stöpsel sein,

in den Ohren der Jugendlichen daheim,

und sie zur Kommunikation unfähig machen, einzig und allein

Doch für mich ist es ein Alltagsbegleiter und -erleichterer und ein Teil meiner Sicherheit, diese Stöpsel sind zwar klein aber fein.

Also danke, Nathaniel.

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