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Heinz, der junge Glatzkopf mit den SS-Tattoos, der breiten Stirn, der dicken Unterlippe und den Hosenträgern durchsuchte Opas Keller nach irgendwelchen wertvollen Fundsachen aus der guten alten Zeit, als Deutschland noch stramm deutscher war, regiert und diktiert vom einem Österreicher mit Minibart.

Schließlich fand er eine alte verdreckte Kiste mit Kerben und Löchern. Begeistert hielt er eine vergilbte Fotografie hoch.

„Wow… es ist also wahr!“, staunte er nicht schlecht. Sein Opa hatte die Wahrheit gesagt. Auf dem Foto posierte der Wüstenfuchs Erwin Rommel mit den Händen in den Hüften und herausgestreckter Brust. Und zu seinen Lackstiefeln unten, war ein junger Offizier gerade dabei, diese mit seiner Zunge zu säubern.

„Opa war wirklich Rommels Stiefellecker gewesen! Geil! Haha!“

Dann eine mottendurchlöcherte Uniform. Gefärbt vom Schweiß unzähliger Wüstentage in Gräben. Niemals gewaschen oder ausgebessert.

„Krass! Ok… müffelt ein wenig.“

Dann fand er eine verstaubte Walther P38 Pistole. Sämtliche Öffnungen mit verkrustetem Dreck verstopft.

„Ob Opa die mir vererben wird? Hoffe doch!“

Schließlich fand er eine Öllampe.

„Das ist eine Öllampe wie sie meines wissensstandes natürlich auch noch dieser Tage von den Völkern des Morgenlandes genutzt wird um Nachts Licht zu haben. Na klar. Muss wohl ein Souvenir aus El-Alamein sein.“

Er fing an sie sauber zu putzen und merkte plötzlich das Rauch aus ihr quoll. Erschrocken ließ er sie fallen und zuckte zusammen, als der dichte Rauch eine Gestalt formte.

„Ach du Kacke! Wo kommt der Moslem auf einmal her?!“

Ein grüner Geist mit gelben Augen und Turban, schwebte mit verschränkten Armen über ihm und blickte mit finsterer Miene herab.

„Du hast mich gerufen! Nun denn, nenne mir deinen Wunsch und ich erfülle ihn dir!“

„Ein… äh, wie heißen die Dinger? Irgendwas mit Lampe… Lampenpascha! Die erfüllen Wünsche.“

„Das sagte ich doch bereits. Beeil dich, ich hab nicht ewig Zeit. Was ist eigentlich mit deinem Haar passiert? Sag nichts, du wünscht dir eine üppige volle Haarpracht, wie Sultan Saladin damals, stimmts?“

„Haare? Äh, nö. Aber ich darf mir was wünschen und du erfüllst es auch? Egal was, richtig?“

„Ja doch Junge… also was darf es sein?“

Heinz bekam feuchte Augen und seine Unterlippe fing zu zittern an.

„Mein Traum wird wahr! Endlich! Das Dritte Reich kehrt zurück! Schöner! Größer! Ein einziges Reich! Mächtiger als jemals zuvor! Mein Wunsch lautet: Mach die ganze Welt zu einem Nazi-Imperium sowie der Führer es immer haben wollte!“

„Seufz… wie du willst. Abra sa da kazu-husch ka da! Kazuuuum!“

Es machte „Puff!“ und die ganze Welt war plötzlich eine andere…

 

Lautsprecher auf den Straßen spielten Marschmusik. Überall wehten große Hakenkreuzfahnen von Häusermasten. Kdf-Wägen tummelten sich auf den Straßen wie riesige schwarze Käfer herum. Energisches Gehupe. Das Fenster ging runter und Adolf Hitler hob drohend die Faust.

„Sonntagsfahrer!“

Der andere ballte ebenfalls die Faust… es war auch Adolf Hitler. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind… alle waren Adolf Hitler! Sogar die Schäferhunde trugen Seitenscheitel und Minibart. An den Wänden waren auch Plakate die minderwertige Postkartenmalerrein zeigten.

Eifrig marschierten die Hitlers in Staffeln in ihre Munitionsfabriken. Die großen Hitlers, die kleinen Hitlers. Die klugen Monokel-Hitlers in den Büros, die muskulösen Arbeiterklasse-Hitlers an den Fließbändern. Und natürlich die Lockenwickler-Hausfrauen-Hitlers die zu Hause das Essen für ihre Männer kochten. Es gab viel zu tun, denn das germanische Deutschreich führte Krieg mit dem Rest der deutschen Welt. Überall war Krieg! Jedes Deutsche Reich bekämpfte ein anderes Deutsches Reich. Zum Beispiel gab es die Rechts-Seitenscheitler, denen es nicht passte, dass es die Mittelseitenscheitler gab, während diese wiederum, die Linksseitenscheitler für Untermenschen hielten, diese behaupteten doch tatsächlich der Erste Hitler hätte seinen Seitenscheitel links getragen. Mon Dieu! Dann waren da welche, denen der Bart anderer zu klein war… oder zu groß. Radikale Kinnbartträger. Bartverweigerer, die Bartträger mit niederen Affen gleichsetzten.  

So hielt jedes Volk das andere, dass von der „Norm“ abwich, welche jeder anderes deffinierte, für Untermenschentum, dass erobert und unterworfen gehörte. Es gab die Hidlers, die alle Völker verachteten deren Nachname kein „D“ enthielt. Es gab im Großdeutschen Kongoreich die schwarzen Hitlers, die alle weißen Hitlers für eine schwach pigmentierte Rasse hielt. Es gab die besonders radikalen asiatischen Kommunistennazis, mit dem Hakenkreuz nach links gedreht. Es gab die Neue-Welt-Nazis, ein Hitlervolk das mit dem Liberalismus experimentierte. In Neu-Düsseldorf hockten die Beatnik-Hitlers in den Straßen und spielten Bongo. Und auf Deutsch-Hawaii, spielten die Hitlers mit grimmigen Gesichtern in Blätterröcken vor einem qualmenden Vulkan Ukulele. Die ganze Welt war zu einem einzigen Imperium geworden, mit einer homogenen Herrenrasse… die natürlich nicht in Frieden leben konnte, sondern irgendwann anfing, andere wegen irgendwelcher Andersartigkeiten auszusondern, bis schließlich neue Völker gegründet wurden und diese sich alle bis auf´s Blut bekriegten. Überall flogen die Stukas von einem Land ins andere und warfen Bomben ab. Überall flogen V2 Raketen umher. Überall explodierte gerade irgendwo irgendwas.

Der Heinz derweil stand vor dem Fenster und blickte aus dem Haus seiner Großeltern -das einzige das in der Umgebung noch stand- auf die vielen Explosionen und die Feuerwalzen draußen. Er hob beide Hände auf den Glatzkopf und fing zu schluchzen an. Der Lampengeist kam von hinten auf ihn zu und massierte ihm grinsend die Schulter.

„Na wie fühlt sich das an wenn sich die Träume erfüllen? Schön nicht? Ohhh ja! Genießen wir den Anblick der schönen neuen Welt dort draußen und atmen wir die stickige Luft der Zukunft ein.“

 

Schließlich traf eine Bombe das Haus und sprengte es vom Erdboden weg. Verbrannte Erde und ein qualmender Krater blieben übrig. Draußen marschierte ein Gefreiten-Bataillon vorbei: „Heil! Heil! Heil! Heil! Heil! Heil….“

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Geschrieben

Guten Morgen @JoVo

 

ja es werden ja immer weniger Hitlers, da alle gegen jeden Krieg führen... bis nur noch ein Volk übrig ist, sich vermehrt und dann wieder anfängt sich wegen Kleinigkeiten zu spalten. Das schwarze Sonnenrad des NS-Lebens sozusagen. 

Ganz korrekt ist der Gedanke meiner Geschichte aber auch wieder nicht. Hitler wollte blonde Übermenschen haben. Er hat solche wie sich selbst sicher abgrundtief verachtet. Und wer wenig Liebe für sich selbst besitzt, der kann sie auch keinem anderen geben. Ich denke selbst diejenigen die ihm nahe standen, hatte er nur so lange gern, wie sie seinem Zweck dienten. 

 

Sex mit Hitler würde ich ausschließen. Und ich denke platonisch blieb es auch zwischen Eva und Ada... äh, ich meine Adolf. Außer Eva hatte freude an Pinkelspielchen, denen der Führer ja nicht ganz abgeneigt war, glaubt man dem ein oder anderen Bericht. 

Und, na ja, ich kenne mindestens einen aus der Alternative, dessen Initialen BH lauten, der davon träumt. 

 

LG H-JC

  • Lustig 1
Geschrieben

Guten Abend Joshua,

erst heute hatte ich ein Gespräch mit solch einem Heinz. Das erschreckende an dieser Begegnung war, dass ich ihn ganz anders eingeschätzt habe. Es gibt wieder sehr viele Heinzchens, die von solch abartigen Wünschen und Träumen beseelt sind. Erschreckend! Du zeigst mit Deinen Zeilen zu welch trostloser Welt dies führen würde, wenn die Träume dieser Menschen wahr würden!

Gruß

Hollipoc

  • Danke 1

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