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Herrn Biedermeiers Erwachen


Don Quichote

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Der Tag S...,der sich wider Erwarten doch nicht regnerisch gestaltet,gibt sich verhalten und wankt

im Morgenduft der ersten Frühlingstage,noch etwas müde,träge von all der anstrengenden

Zurückhaltung,die man sich doch gerade erst eingeübt zu haben glaubte. Bedächtig schiebt er sich

durch feingewebte Nebelschleier,unaufhörlich prasseln die weichen,fetten Tautropfen zu Boden

und versinken im morastigen Untergrund. Schamhaft wagt der neue Anbruch aller Dinge sich dem

sicher treffenden Sonnenstrahlenkranz in lobenswerter Weise zu ergeben.

 

Dies ist also der Tag S...! Man hatte ihn sich gewiß nicht anders vorgestellt.Folglich sieht man sich

gezwungen,der eigenen Willenlosigkeit ein standhaftes Gegengewicht zu setzen. Preist der Greis

nicht den nahenden Schimmer einer bevorstehenden Ohnmacht?

Nichtsdestoweniger sollte man sich mannhaft aufrichten,die lästigen,wallenden Morgenkleider

lässig anschnüren,die ledernen Gamaschen mit unsicheren,da steifen Bewegungen überziehend,

unbeholfen in den finsteren Spiegel blickend,ein stetes Zucken des linken Wangenflügels

wahrnehmend,um daraufhin festzustellen,daß man sicherlich noch in ungenügender Vorbereitung

befindlich sei.Der Tag S... drängt!

 

Der Tag S... drängt nicht nur,sondern verbindet sich auch mit angenehm-prickelnden,immer wieder

heimsuchenden Zwangsvorstellungen,mit Erinnerungen an andere,ähnliche Tage.

Wie sahen solche Stunden hoffnungsvoller Erwartungen und sehnsüchtiger Ahnungen aus,

wie offenbarten sie sich,welche Erfahrungen zogen sie nach sich und welcher Art war das zitternde

Bangen,das den bereits Verführten erfüllte und in Atem hielt?

 

Doch kehren wir zum Tag S.... zurück,wenden wir uns den tatsächlichen Begebenheiten zu und versehen wir ihn nicht mit vorgefaßten Meinungen und lakonischen Bemerkungen!

 

Man betrachtet sich jetzt selbstgefällig im hellen Schein des sanften,leise Schatten werfenden

Morgengrauens,umkränzt den wohlbeleibten Körper mit liebevollen Augenschlägen und fühlt sich wohl.

Bald gleitet man gefühlvoll,die eigene Unsicherheit verbergend,die Stufen hinunter,schwingt sich behend,mit einer nicht zu unterschätzenden Eleganz in das wollüstig wartende eherne Gefährt

und spurtet davon.

Die Szenerie,in der man ankommt,ist lodenmantelfest.Hier gedeihen Sandkörner in der knisternd-feuchten Luft und runden ihre harten Kanten lautlos ab. Man steigt aus und spürt die beeindruckende Atmosphäre,in der man sich mit Fassung,mit aufrechter Haltung und leicht emporgehobenen Hauptes sogleich geborgen weiß,denn man ist endlich unter seinesgleichen..Man gibt sich solide,trägt leicht erkennbare Kluft,wirkt entspannt und läßt sich nun von der sich in gleichmäßige Bewegung setzenden Masse mittreiben.

Traubenformig schnellt die Vorhut nach vorne,während mancher bald ins Hintertreffen gelangt,da sich der unendlich lange Zug der hin und her taumelnden Leiber,die sich eng aneinander schmiegen,zu störrisch gestaltet.Der fest umrissene Weg läßt Unsicherheiten ans Licht kommen,obwohl der feste Tritt das Moos der neu erwachenden Heide glättet und unausweichlich ebnet.

 

Die Perlen,die sich im Nacken manch tüchtigen Streiters störend bemerkbar machen,werden durch am Wegesrand feilgebotene Hausmannkost kompensiert,während der körperliche Rest immer mehr ächzt und stöhnt. So geht das Stunde um Stunde,bis man nur noch müde gesenkten Hauptes durch die Landschaft trottet,zwei Stöcke grimmig hinter sich herziehend.

 

Der Tag S...neigt sich dem Ende zu.Was hat er unserem Kandidaten gebracht,außer einer windzerfurchten Miene und einer lächerlichen Auszeichnung,die man je nach Ankunftsrang verstohlen

beiseite schiebt oder glücklich dem noch zweifelnden Nachbarn vor Augen führt?

 

Der Tag S... geht mit der Erkenntnis zur Neige,daß außer Sandkörnern,die in der Luft lautlos ihre harten Kanten abrunden,niemand den Sinn des Ganzen versteht außer vielleicht der wissend Eingeweihte,der einem Lemming gleich seine ewigen Runden kreisen läßt,nur der Schilder und Abzeichen wegen,das Wesen der ihn umgebenden Natur aber weder achtet noch versteht.

 

Insofern könnte der Tag S... bei moderneren Varianten des gleichen Typs auch in einem Fitnesstudio

stattfinden,Hauptsache die Bahn und der Titel stimmt.

 

So endet der Tag S... meistens mit der selbstbetrügerischen Ansicht,daß man jetzt ein Anrecht auf ein Feierabendbier habe.

 

Und die Sandkörner raunen sich gegenseitig zu,daß sie ohne Herrn Biedermeier nichts voneinander wüßten,ohne den Tag S... und die vielen anderen Tage wie dieser....

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