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Geschrieben am

 

„Frau von Welt“, 


stets up to date und top in Form,
umlagert von Reportern, Fotographen
und Kamerateams.

 

Sie, souverän, mondän, weltgewandt.
Verführerisch und attraktiv
ihre vergoldete Schauseite.

 

Augen pharaonisch gestylt, 
leicht geöffnet der Mund,
Lippen einladend sinnlich.

 

Ein makelloses Gesicht,
gleich einer Meisterkopie
des Kopfes von Nofretete.

 

Frau von Welt, manipulierte Schöne
der Schönen, ewige Eva,
Abbild bist du, nicht ebenbürtig

 

olympischen Göttinnen oder starken Frauen. 
Vergiftet hast du den Apfel der Erkenntnis:
Sex Appeal als weibliche Allzweckwaffe.

 

Als Profithilfe in der Hand Mächtiger
lächelst du von Litfaßsäulen,
von Gedrucktem und Bildschirmen.

 

Durch den Verkauf deiner Schönheit
weckst du Begehrlichkeiten nach Haben,
Besitzen-Wollen und dauerhaftem Glück.

 

Deine Rückenseite spiegelt 
die Kehrseite des Lebens vieler Frauen
mit Schmerzen, Leiden und Aufopfern wieder.

 

Dein Blick auf Hochglanz-Oberflächen,
auf Glitzern, Glamour und Geld versperrt
vielen den Zugang zum wirklichen Leben.

 

Oder wäre es deiner Meinung nach besser, Millionen
mit Täuschung und bloßem Schein zu hintergehen?

 

 

Anmerkung: "Frau Von Welt" ist im Mittelalter die Verkörperung

von Lebenslust und Sinnenfreude in Kunst und Literatur.

Sie erscheint als attraktive Frau von vorne, während ihr Rücken

durch Eiter, Geschwüre und Ungeziefer entstellt ist.

Die Personifikation ist zugleich eine Mahnung zu verstehen.

(Vorder- wie Rückseite sind z. B. in zwei Figuren am Dom in Worm zu sehen.)

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Geschrieben

Hallo @Carolus

 

Du beschreibst die Frau von Welt als Ikone der Schönheit, wie man sie aus Hochglanzmagazinen oder Hollywood kennt. 

Das ist eine reichlich oberflächliche Perspektive - die wahre Frau besitzt nicht nur Lidschatten, rote Lippen und viel Rouge. Sie ist ein Mensch mit Herz und Gefühl und das Äußere ist bloß Fassade. 

 

LG Herbert 

Geschrieben

Lieber Herbert,

 

da hast Du einiges missverstanden und offenbar die angehängte Anmerkung zum Verständnis des Textes nicht gelesen bzw. bedacht. Es geht um das Frauenideal im Mittelalter. Lies mal in Wikipedia den Artikel "Frau Welt" und schau Dir die Skulpturen dazu an.

Wenn ich in den ersten Strophen "Lidschatten, rote Lippen und viel Rouge" anführe, so ist das von der Moderne ausgehend eine kritische Darlegung des permanenten Sexismus, eine Erniedrigung von Frauen. Der Hinweis auf die Kehrseite äußerer Frauenschönheit, nämlich auf Krankheit, Schmerzen, Leiden und Opferbereitschaft soll die Gegenseite

zur hemmungslosen, einseitigen "voluptas" (überzogene Lust) aufzeigen, weil sie nach der allgemeinen Meinung im Mittelalter den Menschen blind macht für das "wirkliche Leben".

Ich begrüße besonders, dass viele Frauen sich heutzutage öffentlich wehren gegen eine entwürdigende Erniedrigung als Sexualobjekt und damit auch gegen den Sexismus in unserer Gesellschaft.

 

Freundlichen Gruß und eine erfüllte österliche Frühlingszeit!

Carolus

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo @Carolus

 

Natürlich hat jede Zeit ihr Schönheitsideal, selbst die Göttin Hera bekam den Beinamen "Die Kuhäugige", weil große Augen als besonders schön galten. 

Wenn man die Vergänglichkeit der körperlichen Schönheit im Hinterkopf behält, relativiert sich das Ganze. Schönheit muss nicht unbedingt mit Sexismus zu tun haben und viele Frauen setzen ihre weiblichen Attribute zwar sehr gekonnt ein, lassen sich aber nicht darauf reduzieren. 

 

LG Herbert 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Guten Tag Carolus , guten Tag Herbert,

 

"Frau Welt" als Chiffre für Oberflächlichkeit, Schein und Konsumsucht in der heutigen Zeit -

so ist meine Lesart.

Also nicht nur die schöne , ihren verführerischen Körper einsetzende Frau

sondern manipulative Verhaltensweisen bei beiden Geschlechtern,

die das Tiefe und Seelenvolle in uns Menschen leugnen.

 

Die Darstellungen der gespaltenen Frauensperson durch die mittelalterliche Kirche ist krass -

ob sie tatsächlich der Offenlegung der Voluptas diente und dabei beide Geschlechter meinte,

mag ich jetzt arg bezweifeln.

Vielmehr meine ich, dass sie das zutiefst kranke Frauenbild der damals lebenden Kleriker darstellt ,

worin die Frau in eine gute und schöne mariengleiche Mutterfigur und eine verführerische, verdorbene Hure aufgespalten wurde.

Sehr gerne gelesen und kommentiert

 

lG Sternenherz

  • Gefällt mir 2
  • Danke 1

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