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Wir drehen uns wie dieses Blatt

 

Wir drehen uns wie dieses Blatt, das tiefer fällt:

Ein Tanz am Boden, oben geht es weiter, weiter.

Die vielen Farben noch und Licht, und alles hält

die Frucht in harter Schale. Bald ist keine Zeit mehr.

 

Ein Tanz am Boden, oben geht es weiter. Weiter  

zu uns, und wie wir sammeln, was wir alles tun,

die Frucht in harter Schale, bald ist keine Zeit mehr

sie einzufangen. Sie ist endlich, da wir ruh’n.

 

Zu uns! Und wie wir sammeln, was wir alles tun:

Die vollen Blätterseiten, unsere Geschichte,  

sie einzufangen, sie ist endlich da. Wir ruh’n

zusammen, dass wir wieder eins sind, dicht an dichte.

 

Die vollen Blätterseiten, unsere Geschichte,

die vielen Farben noch und Licht und alles, hält

zusammen, dass wir wieder eins sind, dicht an dichte.

Wir drehen uns wie dieses Blatt, das tiefer fällt.

 

 


27. März 2024

 

______________________________________________________

Version ohne Formatierung für bessere Lesbarkeit:

 

Wir drehen uns wie dieses Blatt

Wir drehen uns wie dieses Blatt, das tiefer fällt:
Ein Tanz am Boden, oben geht es weiter, weiter.
Die vielen Farben noch und Licht, und alles hält
die Frucht in harter Schale. Bald ist keine Zeit mehr.

Ein Tanz am Boden, oben geht es weiter. Weiter
zu uns, und wie wir sammeln, was wir alles tun,
die Frucht in harter Schale, bald ist keine Zeit mehr  
sie einzufangen. Sie ist endlich, da wir ruh’n.

Zu uns! Und wie wir sammeln, was wir alles tun:
Die vollen Blätterseiten, unsere Geschichte,  
sie einzufangen, sie ist endlich da. Wir ruh’n
zusammen, dass wir wieder eins sind, dicht an dichte.

Die vollen Blätterseiten, unsere Geschichte,
die vielen Farben noch und Licht und alles, hält
zusammen, dass wir wieder eins sind, dicht an dichte.
Wir drehen uns wie dieses Blatt, das tiefer fällt.

 

 

__________________________

Winter: Ein Bär in meiner Brust

Frühling: Sollbruch 

Sommer: Noch 8 Minuten und 20 Sekunden 

Herbst: Wir drehen uns wie dieses Blatt

 

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Geschrieben

 

Hallo Chris,

 

dass Du der Form Gerechtigkeit widerfahren lässt, während Du gleichzeitig mit der Verslänge und dem zeilenübergreifenden Satzbau Hand an die Struktur legst, ist beeindruckend. Sehr ambitioniert, zumal Du mit den Anklängen an die Konkrete Poesie noch einen draufsetzt. In diesem Zusammenhang schießt der Reim weiter/Zeit mehr m. E. etwas übers Ziel hinaus; der Preis gewissermaßen für ein derartiges Lesevergnügen.

 

Gruß

 

E.

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo DaliLama,

 

ich sehe hier eine schöne Verknüpfung, ein Band, zwischenmenschlich, welches du sprachlich wunderbar mit dem Sein und Werden der Natur verwoben hast. Das Leben schreibt Geschichte und wir, wir drehen uns wie dieses Blatt. Die Form des Pantuns passt hier sehr gut. (Ich weiß, wie schwierig es ist, eines zu schreiben.)

 

Gern mitgedreht.

 

Lieben Gruß, Letreo

  • Danke 1
Geschrieben

Moin Endeavour,

 

vor 13 Stunden schrieb Endeavour:

dass Du der Form Gerechtigkeit widerfahren lässt, während Du gleichzeitig mit der Verslänge und dem zeilenübergreifenden Satzbau Hand an die Struktur legst, ist beeindruckend. Sehr ambitioniert, zumal Du mit den Anklängen an die Konkrete Poesie noch einen draufsetzt. In diesem Zusammenhang schießt der Reim weiter/Zeit mehr m. E. etwas übers Ziel hinaus; der Preis gewissermaßen für ein derartiges Lesevergnügen.

 

Vielen Dank für die schmeichelnden Worte! 
Im Prozess war das eine Qual, ich hatte eine halbfertige Version, in der es sich einfach nicht sinnig zusammenfügen wollte und dann hatte ich nochmal ganz von vorne begonnen. 
Daraus ist dann fast an einem Stück dieser Text entstanden. 
Ich dachte zwischendrin aber auch, dass ZU viele Baustellen auf einmal waren.

 

Also, weiter/Zeit mehr fand ich dann sogar ganz charmant - das flog mir im zweiten Anlauf so zu und ich dachte: Was könnte mangelnde Zeit besser ausdrücken als ein nicht fertiggedachter Reim? 😉

Glücklicherweise gibt es im Pantum ja jeden Vers auch immer zweimal, so ist selbst der fehlerhafte Reim nie ganz allein^^

 

Danke dir fürs Lesen und deinen Kommentar!


Moin Letreo,

 

vor 12 Stunden schrieb Letreo71:

ich sehe hier eine schöne Verknüpfung, ein Band, zwischenmenschlich, welches du sprachlich wunderbar mit dem Sein und Werden der Natur verwoben hast. Das Leben schreibt Geschichte und wir, wir drehen uns wie dieses Blatt. Die Form des Pantuns passt hier sehr gut. (Ich weiß, wie schwierig es ist, eines zu schreiben.)

 

Gern mitgedreht.

 

Danke dir! 
Dieses Bild vom unbeschriebenen Blatt, das wir mit unserer eigenen Geschichte füllen, ist zwar schon recht überbenutzt, aber mir geht es hier ja ganz klar nur um die bunten Herbstblätter und die typische herbstbedingte Reflektion über die Vergänglichkeit unseres Seins, ähem^^

Ja, der Twist (pun intended) kommt dann eben mit dem Drehen und Wenden, wie ein Blatt im Wind, wie beim Umschlagen einer Buchseite, wie bei Zweien, die sich tanzend um eine gemeinsame Mitte bewegen 🙂 

 

Das Pantum mit seinen schönen Wiederholungen, den Drehungen und Wendungen in sich selbst durch die Neuanordnung der Verse in anderem Kontext, war da für mich die einzig richtige Form!

Vielen Dank fürs Vorbeischauen und Mitdrehen!
LG Chris

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