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Geschrieben am

Modern im Denken, hat mein Leben

sich jedem Ritus streng versagt,  

doch wie zur Strafe war mein Streben

wie von Dämonen angenagt.   

 

Die Eltern, die noch gläubig dachten,  

vertrauten auf des Himmels Wink.             

Ich sah sie bei den Würmern schmachten,

weshalb ich sie besuchen ging.

 

Am Grab schien Traurigkeit zu lungern,

zwei Stimmen flüsterten wie Wind:  

„Was lässt du unsre Geister hungern,

du treulos rationales Kind?

 

Ein Sohn, der elterliche Gaben   

genossen hat, kennt seine Schuld,

der Toten Geister sanft zu laben  

und stiftet einen Ahnenkult.“

 

Ich zuckte unter diesen Worten.

Nun war mir all mein Unglück klar.

Dann kaufte ich zwei Sahnetorten

und baute einen Grabaltar.

 

Am gleichen Tag noch schwand das Nagen

an meinem Glück, es blieb stabil.   

Dämonen in die Flucht zu schlagen,

schien satten Toten leichtes Spiel. 

 

Drum hab ich sie bald mehr gekräftigt,

stand ein Menü auf dem Altar,

hat Sport und Spiel die zwei beschäftigt,

für die ich nun ein Glückskind war.

 

Und ihrem Schutz war zu vertrauen.     

Ich stieg zu höchsten Ämtern auf,

hab Kinder von den schönsten Frauen   

und nach dem Leben Kult zu Hauf …

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Geschrieben

Hallo Gummibaum,

 

ungeachtet des morbiden Themas sehr vergnügliche Zeilen. Im Prinzip bin ich gegen jede Art von Okkultismus, Spiritismus und Alkoholismus, aber man muss in begründeten Fällen Ausnahmen zulassen: Was das Grab meiner Großtante betrifft, habe ich mit Eierlikörtorte gute Erfahrungen gemacht.

 

In der von Uwe zitierten Zeile war auch ich beim Lesen versucht, den Würmern ein "bei" voranzustellen. Es sei denn, du möchtest "ich" und "sie" betont haben, so dass die beiden Personalpronomina hervorgehoben werden. Dann ergäbe sich freilich ein Trochäus, der aus dem Reigen der Jamben tanzte...

 

Sahnige Grüße

Cornelius

Geschrieben

Besten Dank für eure Likes.

 

Oh ja, danke, lieber Stavanger und lieber Cornelius, das "den" war zwischen die Tasten gerutscht. 

 

Eierlikör mögen ja die meisten Großtanten. Als Kind durfte ich ihre Gläser auslecken.

 

Liebe Grüße von gummibaum

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