Zum Inhalt springen

Johann Christian Friedrich Hölderlin ~ An den Frühling


Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

Wangen sah ich verblühn, und die Kraft der Arme veralten

Du mein Herz! noch alterst du nicht; wie Luna den Liebling

Weckte des Himmels Kind, die Freude, vom Schlafe dich wieder;

Denn Sie erwacht mit mir zu neuer, glühender Jugend,

Meine Schwester, die süße Natur, und meine geliebten

Tale lächeln mich an, und meine geliebteren Haine,

Voll erfreulichen Vogelgesangs, und scherzender Lüfte,

Jauchzen in wilder Lust der freundlichen Gruß mir entgegen.

Der du Herzen verjüngst, und Fluren, heiliger Frühling,

Heil dir! Erstgeborner der Zeit! erquickender Frühling,

Erstgeborner im Schoße der Zeit! Gewaltiger! Heil dir,

Heil! die Fessel zerriß; und tönt dir Feiergesänge,

Daß die Gestad erbeben, der Strom, wir Jünglinge taumeln,

Jauchzen hinaus, wo der Strom dich preist, wir enthüllen, du Holder,

Deinem Liebeshauche die glühende Brust, und stürzen hinunter

In den Strom, und jauchzen mit ihm, und nennen dich Bruder.

 

Bruder! wie tanzt so schön, mit tausendfältiger Freude,

Ach! und tausendfältiger Lieb im lächelnden Aether

Deine Erde dahin, seit aus Elysiums Talen

Du mit dem Zauberstab ihr nahtest, himmlischer Jüngling!

Sahn wir nicht, wie sie freundlicher nun den stolzen Geliebten

Grüßt', den heiligen Tag, wenn er kühn vom Siege der Schatten

Über die Berge flammt! wie sie sanfterrötend im Schleier

Silberner Düfte verhüllt, in süßen Erwartungen aufblickt,

Bis sie glühet von ihm, und ihre friedlichen Kinder

Alle, Blumen und Hain', und Saaten und sprossende Reben, ...

 

Schlummre, schlummre nun, mit deinen friedlichen Kindern,

Mutter Erde! denn Helios hat die glühenden Rosse

Längst zur Ruhe gelenkt, und die freundlichen Helden des Himmels,

Perseus dort, und Herkules dort, sie wallen in stiller

Liebe vorbei, und leise durchstreift der flüsternde Nachthauch

Deine fröhliche Saat, und die fernher tönenden Bäche

Lispeln Schlummergesänge darein, ...

 

Bild: Dorota Piotrowiak
Music: verbobets
Rezitation: Uschi Rischanek

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo Uschi,

der Text bietet neben vielen "Vergötterungen" auch einige sprachlichen Herausforderungen

vor 23 Stunden schrieb Uschi Rischanek:

Elysiums Talen

 

vor 23 Stunden schrieb Uschi Rischanek:

Lispeln Schlummergesänge darein

aber Du hast sie gut gemeistert.

Hölderlin war schon ein begnaderter Oden und Hymnen Dichter, danke fürs Aufleben lassen und LG
Perry

 

  • Danke 1
Geschrieben

@PerryHallo Perry, es stimmt, der Text ist tatsächlich eine gewisse Herausforderung und ich hätte ihn wohl nicht gesprochen, wenn ihn mir nicht @Gherkin ans Herz gelegt hätte... Nun denn, es kam mir ebenso vor, wie eine Ode, ein beinahe Gebet an den Frühling.

 

Ich danke dir fürs Hineinspüren!

LG Uschi

Danke auch @Herbert Kaiser und @Wolfgang fürs Like!

  • Gefällt mir 1

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.