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Klage einer Kirschblüte II

 

Wo war denn deine Wärme,
als in der Nacht mein Hochzeitskleid
von Reif bedeckt, erstarrt im Frost,
als ich im Todeswimmern
den kalten Stahl in meinem Herzen spürte?

 

Du hast mit deiner Wärme
zum Leben mich hervorgelockt,
die Lust zu lieben wecktest du in mir.
Voll Anmut dehnte ich die Glieder,
wuchs durch den Morgentau
in eine Welt von tausend Farben.

 

Wie fühlte ich mich leicht
in deinem Strahlenmantel.
Wie tanzte freudentaumelnd ich
durch wunderlinde Frühlingslüfte.
Mein Gott warst du! Dich hab ich angebetet!
Soll ich mit Tränenbitternis
für deine Wohltat büßen?

 

Du schweigst.
Was kümmert dich mein Klagen?
Mein junges Leben erwürgt
durch mörderischen Frost?
Wer hieß dich hinter Wolkenmauern
zu warten, bis der Schnitter Frost
die Schwestern niedergemäht?

 

Die Amsel moduliert ihr Liebeslied.
Ich taumle kraftlos auf die Erde nieder,
werd`nicht wachsen, werd`nicht reifen,
werd`entwest und nirgends bleibe
n.
 

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