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Geschrieben am

I

 

König David, frisch gekrönt

und bislang vom Glück verwöhnt,

möchte bei des Zephyrs Wehen

auf dem Flachdach sich ergehen.

 

Nebenan erfrischt gerade

eine Dame sich im Bade.

Einer Lotosblüte gleich

ziert sie ihren Jadeteich.

 

David ist schon nur noch Auge,

überlegt, was ihm wohl tauge,

unbemerkt von allen Spähern

sich dem Wesen anzunähern.

 

Wer sie sei, fragt er noch heute,

und ihm sagen seine Leute:

"König, das ist leicht zu raten.

Einen Storch soll man uns braten,

 

wenn das nicht Bathseba ist,

welche ihren Mann vermisst,

wisst: Uria, den Hethiter,

unsern Blitz im Schlachtgewitter."

 

David sitzt schon bald im Saal

mit ihr beim vertrauten Mahl,

spendet ihr mit aller Kunst

seine königliche Gunst.

 

Auch die Schöne, wie sich zeigt,

ist durchaus nicht abgeneigt.

Stunden, die hier leicht entfliehen,

werden manches nach sich ziehen...

 

II

 

Bald nach diesem Stelldichein

wohnt schon nicht mehr ganz allein

des Hethiters schöne Frau.

Sie besinnt sich nun genau,

 

sendet ans royale Bett

ein sehr zärtliches Billett

und erklärt darin ganz frei,

dass sie guter Hoffnung sei.

 

David sinnt auf rasche Tat

und auf wohlbedachten Rat,

wie die Frucht der Liebesnacht

zeitig man plausibel macht,

 

lässt sogleich Uria rufen

vor des Königsthrones Stufen:

"Teurer Freund, wie schön! In Muße

drück ich deine Hand zum Gruße!

 

Du, auf den ich bauen kann,

sag mir im Vertrauen an:

Gibt es Neues von der Front?

Wirst du selbst vom Glück besonnt?"

 

"Rabba wird von uns bedrängt

und im Kessel eingezwängt.

Doch der Ammoniter Land

hält noch unserm Angriff stand."

 

"Bleibe heute Nacht zu Hause!

Wohltun wird dir eine Pause.

Geh zu deinem Eheweib

zu vergnügtem Zeitvertreib.

 

Macht euch ein paar schöne Stunden.

Ruh und pflege deine Wunden."

Doch Uria muss entgegnen:

"Lass dein Lob auf andre regnen!

 

Während Männer und auch Pferde

schlafen auf der harten Erde,

soll ich in den Kissen wühlen,

meine Glut im Wissen kühlen,

 

dass man mich im Kampf entbehrt?

Wenig wäre ich dann wert!"

Worauf David zu ihm spricht:

"Du kennst wahrlich deine Pflicht!

 

Willst du denn mit Ehefreuden

deine Zeit hier nicht vergeuden,

lass mit mir den Becher kreisen,

und dann mache dich auf Reisen!"

 

Und Uria mit Behagen

lässt sich das nicht zweimal sagen.

Dem Befehl folgt er nicht schüchtern,

schläft dann, um sich auszunüchtern,

 

tief den Schlummer des Gerechten,

wahrhaft königlich Bezechten.

David leitet ihn zur Pforte

und entlässt ihn mit dem Worte:

 

"Lass dein Ross die Hufe schwingen!

Diesen Brief hier sollst du bringen

Joab, meinem General,

pünktlich vor dem Abendmahl."

 

Frisch gestärkt und hoch geehrt

steigt Uria auf sein Pferd,

reitet an die Front zurück

in das blinde Schlachtenglück.

 

III

 

Nach dem Ritt durch dunkle Nacht

wird am Morgen überbracht

jener Brief in Feindesland

in des Feldherrn treue Hand,

 

welcher auf dem Pergament

wohl die Schrift sogleich erkennt:

"Wie nun auch der Feind sich wendet

und die Feuerpfeile sendet,

 

soll Uria sich postieren,

eure erste Reihe zieren.

Wohl bedacht ist dieser Rat.

Fragt nicht, schreitet rasch zur Tat!"

 

Ohne lange nachzudenken

und dem Zweifel Raum zu schenken,

wird der Schlachtplan aufgestellt

für den Kampf auf freiem Feld.

 

Israel rückt zügig vor

dicht bis an des Feindes Tor

zu den dicken Festungsmauern,

wo schon tausend Tode lauern.

 

Hier, wo hell die Schwerter klirren,

Schwärme spitzer Pfeile schwirren,

endet auch Urias Leben,

seinem König treu ergeben.

 

Nun erwägt man mit Bedacht,

wie man hiervon Meldung macht,

schickt zum Ruhm des edlen Toten

reitend einen schnellen Boten.

 

Dieser bangt, wie er mit Würde

sich entlade dieser Bürde,

rezitiert mit matter Stimme,

zitternd vor des Königs Grimme:

 

"Einen Ausfall abzuwehren,

rückten wir mit unsern Speeren

alle Mann geschlossen vor

bis vor Rabbas Felsentor.

 

Doch des Krieges blinder Wut

zahlten reichlich wir Tribut.

Auch Uria, den Hethiter,

raubte dort der arge Schnitter."

 

Doch statt dass er sich erbost,

spendet König David Trost:

"Wohl, die Kunde von der Schlacht

hast du treulich überbracht.

 

Ruh ein wenig hier im Haus,

und dann richte Joab aus:

'Tut es uns auch herzlich leid:

Alle Zeit sei man bereit,

 

solche Nachricht zu erhalten,

wenn des Krieges Gräuel walten.

Wenn das Schwert geschwungen ist,

fragt es niemals, wen es frisst.'"

 

Auf die kummervolle Kunde

von des Gatten letzter Stunde

hält Bathseba Totenklage

sieben Nächte, sieben Tage.

 

Dann, des Königs Braut zu sein,

zieht sie im Palaste ein,

wird von einem hübschen, runden

kleinen Prinzen bald entbunden.

 

Doch des Vaters Mordintrige

lastet auf des Kindes Wiege

unheilvoll und schicksalsschwer.

Bald schon ist dieselbe leer...

 

 

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