Rainer Maria Rilke ~ Der Einsame

[Uschi Rischanek]

Der Einsame

Wie einer, der auf fremden Meeren fuhr,
so bin ich bei den ewig Einheimischen;
die vollen Tage stehn auf ihren Tischen,
mir aber ist die Ferne voll Figur.

In mein Gesicht reicht eine Welt herein,
die vielleicht unbewohnt ist wie ein Mond,
sie aber lassen kein Gefühl allein,
und alle ihre Worte sind bewohnt.

Die Dinge, die ich weither mit mir nahm,
sehn selten aus, gehalten an das Ihre -:
in ihrer großen Heimat sind sie Tiere,
hier halten sie den Atem an vor Scham.

Rainer Maria Rilke - Mitte August 1907, Paris
Aus: Das Buch der Bilder
Music: Denis Pavlov

Bild: Alexander Von Humboldt (1758 - 1828)

Rezitation: Uschi Rischanek

 

[Cornelius]

Liebe Uschi,

 

wieder eine Perle, von dir mit Liebe an die Oberfläche geholt. Dieser Einsame befindet sich wohl in besser Gesellschaft als die "ewig Einheimischen".

 

Gerne gelauscht und gelesen.

 

Gruß

Cornelius

[Uschi Rischanek]

@CorneliusLieber Cornelius, dieser Rilke Text ist wie ganz viele von ihm an Tiefe wohl nichts zu wünschen übrig. Das gewählte Bild von Alexander von Humboldt erschien mir auch inhaltlich recht passend dazu, ein ebenso beachtenswerter Mensch der seiner Zeit wohl schon sehr voraus war.

Sich dem Luxus der Einsamkeit hingeben zu können um möglicherweise just zu dieser Zeit dann gerade solche Worte zu finden und sie niederzuschreiben - welch ein Geschenk, welch ein Glück!

Danke fürs Lauschen und lesen, ich freue mich!

Liebe Grüße in deinen Sonntag!

Uschi

Danke auch allen anderen Befürwortern fürs Liken die da sind: @Donna @Elisabetta Monte und auch dir lieber Herbert! @Herbert Kaiser