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Ich hab im Wald ein Loch entdeckt,

nicht groß und gut im Moos versteckt.

Daraus drang Lachen zart und fein,

was war das bloß, ich sah hinein.

 

Drin war es dunkel wie bei Nacht,

das hat mich neugierig gemacht.

Ich legte mich ganz still davor

und lauschte mit dem linken Ohr.

 

Da pikste etwas in mein Kinn,

sodass ich aufgesprungen bin.

Ich sah mich um, da stand ein Wicht

und sprach zu mir: „Ach, geh doch nicht.

 

Wir haben leider nie Besuch,

ihr kennt uns ja nur aus dem Buch,

doch du hast unser Loch entdeckt,

du darfst hinein, sei nicht verschreckt.“

 

„Mein kleiner Freund, was denkst du bloß,

ich bin ein Mensch und viel zu groß,

in dieses Loch pass ich nicht rein,

du bist ein Zwerg und winzig klein.“

 

Leis kichernd stupste er mich an:

„Bald bist auch du ein kleiner Mann,

ich habe dich ins Kinn gezwackt,

na spürst du schon, wie’s in dir knackt?

 

Du wirst nun klein, so klein wie ich,

nun komm mit mir und freue dich.“

Es donnerte zwei Mal, oh Graus

und ich war klein wie eine Maus.

 

„Nur Mut, jetzt reich mir deine Hand,

dann geht es los ins Zwergenland.

Wir sind sehr viele dort im Loch,

in das noch nie ein Menschlein kroch.“

 

Ich rutschte mit dem Zwerg hinab,

es ging mal sanft, mal steil bergab.

Ihr Lieben, könnt ihr das verstehn?

Ich konnte auch im Dunkeln sehn.

 

Bald kamen wir zum Zwergenhaus,

die Zwerge sahen niedlich aus.

Sie standen da in Reih und Glied

und sangen ein Begrüßungslied.

 

„Schön, schön, schön, du bist heut unser Gast,

Wir wohnen hier tagaus, tagein

und laden dich zum Spielen ein.

Schön, schön, schön, und nun gut aufgepasst.“

 

Dann warf die Oma einen Fisch

zum Opa übern Küchentisch,

der Fisch, dem das sehr gut gefiel,

rief laut „Hurra, mein Lieblingsspiel!“

 

Schon landete der Fisch bei mir,

„Mach weiter“, rief er, „Murmeltier“,

schnell warf ich ihn zum Großpapa,

von dort flog er zur Großmama.

 

Die fuhr mit ihm im Rollstuhl rum,

bums, fiel die große Vase um,

es klirrte laut mit aller Macht,

doch alle haben nur gelacht.

 

Nun flog der Fisch von hier nach dort,

nach links, nach rechts, in einem fort,

der Papa hat ganz laut gekräht

und sich mit ihm im Kreis gedreht.

 

Dann warf er ihn zur Mama hin,

die ihn mit beiden Händen fing.

Sie gab ihm einen dicken Kuss,

weil Mama immer küssen muss.

 

Drauf rief der Fisch „Das Spiel ist aus!

Bringt jetzt den Menschen wieder raus,

das Baby ist grad aufgewacht.

Hat dir das Spiel auch Spaß gemacht?“

 

„Oh ja“, sprach ich, „das Spiel war toll,

und ihr seid alle wundervoll.

Ich danke euch, und sag ade

und hoff, dass ich euch wiederseh.“

 

„Gut, dass du uns gefunden hast,

so oft du willst, sei unser Gast,

nun komm, wir führen dich hinaus

aus unserm schönen Zwergenhaus.“

 

Kaum, dass ich wieder oben stand,

stach mich der Wichtel in die Hand,

ich wuchs und wuchs und wuchs empor

und war bald groß so wie zuvor.

 

Ich dankte allen, sprach „bis bald“,

und stapfte langsam aus dem Wald.

Die Zwerge riefen froh „Juchhu“

und winkten mir noch lange zu.

 

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Lieber Sid,

 

allerliebst zu lesen, dieses Abenteuer bei den Zwergen! Uwe hat die beiden Stolperstellen aufgespürt. Mit jeweils nur zweimal "schön" wäre es metrisch sauber.

 

„Schön, schön, du bist heut unser Gast,

Wir wohnen hier tagaus, tagein

und laden dich zum Spielen ein.

Schön, schön, und nun gut aufgepasst.“

 

Will auch mitspielen!

 

LG Claudi

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Liebe Claudi, lieber Uwe,

 

schön, schön, schön, dass es euch gefällt! Die Liedstrophe habe ich mit Absicht anders betont, die Melodie entspricht dem Kinderlied "ABC, die Katze lief im Schnee".

 

Wer mitspielen will, muss erst das Loch finden. 🙂

 

Danke und euch beiden liebe Grüße.

Sid

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Hallo Sid,

ich liebe solche Geschichten und könnte noch stundenlang weiterlesen. Sehr phantasievoll und flüssig geschrieben. Nur einmal in der 11. Strophe kam ich beim Lesen etwas ins Stolpern. Aber Du hast ja inzwischen den Grund für die andere Betonung erklärt.

Sehr gerne gelesen und geschmunzelt. 😊

 

Liebe Grüße

Moni

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Hei Moni, hei Pegasus,

 

es freut mich, dass ihr das mit der Betonung des Liedes so seht wie ich und auch, dass euch mein Gedicht gefällt. 🙂

 

vor 7 Stunden schrieb Moni:

ich liebe solche Geschichten und könnte noch stundenlang weiterlesen.

Ich mag es, Gedichte für Kinder zu schreiben und zu sehen, wie aufmerksam sie zuhören. Einige Gedichte habe ich hier schon gepostet, wer sie lesen möchte, dem schicke ich gern eine PN.

 

Danke und liebe Grüße

Sid

 

 

 

Hei Rosa,

 

schön, dass ich dich verzaubern konnte, ich finde, Kindergedichte sind oft irgendwie zauberhaft.

 

Danke und liebe Grüße

Sid

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vor 54 Minuten schrieb Sidgrani:

es freut mich, dass ihr das mit der Betonung des Liedes so seht wie ich und auch, dass euch mein Gedicht gefällt.

 

Wenn du das Gedicht vorträgst, singst du das Lied wahrscheinlich? Auch wenn nicht, gibt es im Vortrag ja keine Schwierigkeiten. In der Druckversion würde ich das Lied einfach etwas lesefreundlicher hervorheben (z.B. in Kursivschrift). Dann käme es gar nicht erst zu Irritationen.

 

LG Claudi

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