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Johann Wolfgang von Goethe - Mailied (1771)


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Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

 

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch

 

Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Lust!

 

O Lieb', o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!

 

Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.

 

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!

 

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

 

Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud' und Mut

 

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!

 

Goethe schrieb es 1771 und veröffentlichte es 1775 in der literarischen Zeitschrift "Iris". Bekannt aus den "Sesenheimer Liedern" (siehe Willkommen und Abschied). Dazu gehört auch das Gedicht "Mailied", das manchmal auch als "Maifest" betitelt ist.

Bild: Ken Hamilton

Music: PianoAmor

Rezitation: Uschi Rischanek

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@PerryHallo Perry, nie sollst du mich befragen, was Goethe wollt da sagen... 😉 Aber er war wohl, wie ja allgemein bekannt, dem Weiblichen sehr zugetan und hat, entgegen anderwertiger Interpretationen gerade dieses Textes, vielleicht an die holde Weiblichkeit vorrangig dabei gedacht im Aufkeimen der Frühlingsgefühle...

Danke fürs Reflektieren!

 

 

@Herbert KaiserLieber Herbert, gerade ihm stehen viele sehr ambivalent gegenüber. Zu diesem Text wird andernorts geschrieben: In den ersten 3 Strophen beschreibt das lyrische Ich die frühlingshafte Natur und Landschaft (Naturlyrik). In der zweiten Strophen-Trias wird die Liebe in den Vordergrund gestellt, die das lyrische Ich an diesem Morgen empfindet. Schließlich konkretisiert sich in den letzten 3 Strophen die Euphorie auf ein Mädchen.

Danke auch dir fürs Feedback, ich kann nur das wiedergeben, was geschrieben steht 😉 

 

Liebe Grüße Uschi

Danke auch für die Likes @Lindenblatt @Cornelius @Stavanger @Zorri

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Hei Uschi,

 

"Unreine Reime" eben, für die ich gerne eine Lanze breche. Die Bezeichnung (unrein) ist keine gute Werbung, ich würde lieber eine andere finden. Eventuell schreibe ich auch bald (wie Heine) ein Gedicht mit ausschließlich unreinen Reimen. Um zu zeigen, dass sie ohne Weiteres gut, angenehm und "genau richtig" klingen können.

Goethe und Schiller haben sie bedenkenlos genutzt. Na also.

 

Schönen Gruß!

Uwe

 

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@StavangerHallo Uwe, die Begrifflichkeit des 'unreimen Reims', ist mir durchaus ein Begriff, wenngleich ich lediglich, zumindest bei meinen Texten nach dem Klang und der 'Singbarkeit' gehe. Und trotzdem denke ich, dass es sich bei besagter Stelle im zweiten Vers um keinen Solchigen handelt, aber vielleicht können da ja unsere belesenen Moderatoren mit zur Aufklärung beitragen, vielleicht liest es ja @Claudi, es wäre interessant, was sie dazu wohl meint. Den betreffenden wiki Artikel habe ich überflogen und Goethe, Schiller, Heine setzten ihn bewusst als Stilmittel ein, das mag schon stimmen.Selbst bei den unreinen Reimen gibt es verschiedene Formen, wobei die Vokale oder Konsonanten nicht genau übereinstimmen. Dann gibts da ja noch den Halbreim oder Assonanz, aber wie erwähnt, ich bin immer aus dem 'Bauch' heraus selbst schreibend und  alles andere als ein Germanist und gerade diese Textstelle, hat mich auch beim ersten Einsprechen schon ein kleinwenig irritiert.

Da bin ich mal gespannt, ob wir da vielleicht eine diesbezügliche Erklärung bekommen mögen 😉 

Liebe Grüße

Uschi

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Hallo Uschi,

 

Jeder, wie er's mag. Ich hab nichts Prinzipielles gegen Ähnlich-Laute und gehe dabei ausschließlich nach meinem eigenen Bauch und Gehör, genau wie du.

 

Ich habe vor 1 Stunde ein kleines Unrein-Gedicht geschrieben und stelle es bei Gelegenheit ein, oder wenn die Diskussion mal (wieder) darum geht.

Keinesfalls kann jemand beschließen und verfügen, dass etwas gut/schlecht/korrekt/inkorrekt sei.

 

Das Heine-Beispiel aus dem Artikel finde ich jedenfalls sehr hübsch.

 

Sei(d) gegrüßt!

Uwe

 

 

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Hallo Uschi,

 

warum Goethe "Zweig" auf "Gesträuch" reimt, lässt sich wohl am plausibelsten mit der regionalen Aussprache begründen, wie Uwe schon sagte:

 

vor 3 Stunden schrieb Stavanger:

Ja, Goethes Aussprache war tatsächlich: "Zweich".

 

Ich persönlich bevorzuge Reime, die für meine Ohren rein klingen. Das schließt bei meiner norddeutsch geprägten Aussprache durchaus eine Ungenauigkeit beim langen "ä" mit ein. Ich habe zum Beispiel kein Problem damit, Käse auf Lese zu reimen, was du als Österreicherin vermutlich als unrein empfindest? 

 

Ich denke, das Thema Reime ist zu komplex, um es in ein paar Sätzen abzuhandeln und hätte sicherlich mal eine Besprechung im Schulzimmer verdient. Vieles ist wohl Geschmacksache, einiges möglicherweise Ungeschicklichkeit, einiges aber auch gezielter Gestaltungswille.

 

LG Claudi

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@StavangerDanke für dein nochmaliges Vorbeischauen lieber Uwe! Nun haben wir doch noch eine weiterführende Sicht der Dinge dazu erhalten.


@ClaudiHallo Claudi, vielen Dank auch für deine Sichtweise und ich habe klarerweise Interesse und dem Auseinandersetzen. Wie du richtig erwähntest, unterliegen Sprachgebrauch, Formulierungen und Reimgebinde auch der jeweiligen Örtlichkeit. Dabei wohl auch nicht zu vernachlässigen und zu beachten die Gestehungszeit, wo so mach Ausdrücklichkeit eine gänzlich andere als heutzutage gewesen ist. Auch glaube ich, dass es gerade von ihm bewusst eingesetzt wurde da er verstand, mit Worten entsprechend umzugehen.

Hier bei uns ist alles in irgendeiner Form 'weicher' gehalten wie mir manchmal vorkommen mag, vielleicht dem heutigen Zeitgeist nicht mehr so ganz entsprechend und doch...

Liebe Grüße
Uschi

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vor 3 Stunden schrieb Stavanger:

"Unreine Reime" eben, für die ich gerne eine Lanze breche. Die Bezeichnung (unrein) ist keine gute Werbung, ich würde lieber eine andere finden. Eventuell schreibe ich auch bald (wie Heine) ein Gedicht mit ausschließlich unreinen Reimen. Um zu zeigen, dass sie ohne Weiteres gut, angenehm und "genau richtig" klingen können. Goethe und Schiller haben sie bedenkenlos genutzt. Na also.

 

So wie beispielsweise hier:

 

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.

 

Heinrich Heine 1827

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@Elmar Hach Elmar, welch wunderfeines und schönes Beispiel aus seinem Lyrischen Intermezzo, vielen Dank dafür. Ich kannte diesen Text noch nicht, um ihn jedoch, als ich ihn im ersten Durchlauf gelesen habe, auf meine Vormerk-Liste anzuheften, er ist zu schön. Er lässt sich ohne weiteres, wie ein Lied singen in seiner durchgängigen Stimmigkeit.

...wenn tief hinein in rauhe Luft
weil von dem umgefallnen Glas,
frühmorgens manchesmal er ruft
der Teppich rings herum sei nass
...

Habe mich mal versucht..., wenngleich ich mich bislang noch nicht näher damit befasst hatte.
Ich danke dir für das ganz formidable Textbeispiel!

 

LG Uschi

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