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Selma Merbaum ~ Du, weißt du...


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Geschrieben am

Du, weißt du, wie ein Rabe schreit?
Und wie die Nacht, erschrocken bleich,
nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie sie verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es ihr Reich, ist es nicht ihr Reich,
gehört sie dem Wind oder er ihr,
und sind die Wölfe mit ihrer Gier
nicht zum Zerreißen bereit?

 

Du, weißt du, wie der Wind schrill heult
und wie der Wald, erschrocken bleich,
nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie er verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es sein Reich, ist es nicht sein Reich,
gehört er dem Regen oder der Nacht
und ist der Tod, der schauerlich lacht,
nicht sein allerhöchster Herr?

 

Du, weißt du, wie der Regen weint?
Und wie ich geh', erschrocken bleich,
und nicht weiß, wohin zu fliehn?
Wie ich verängstigt nicht mehr weiß:
Ist es mein Reich, ist es nicht mein Reich,
gehört die Nacht mir, oder ich, gehör' ich ihr,
und ist mein Mund, so blass und wirr,
nicht der, der wirklich weint?

4.3. 1941
Selma Merbaum
(1924-1942)
Bild: Dorota Piotrowiak
Music: CalvinClavier
Rezitation: Uschi Rischanek

  • Gefällt mir 3
Geschrieben

@Herbert KaiserJa lieber Herbert, sie war gerade mal achtzehn Jahre alt und ihre Texte zählen heute mit zur Weltliteratur! Ich muss gestehen, dass ich sie erst vor relativ kurzer Zeit für mich entdeckt habe und schlichtweg fasziniert bin. Andernorts habe ich bereits ihr 'Sehnsuchtslied' eingesprochen und ich denke, es werden sicherlich noch weitere folgen.

Einmal schreibt sie: „Ich habe keine Zeit zu Ende zu schreiben“... und tiefe Wehmut klingt daraus.

Schön wenn ich berühren konnte, es sind diese ganz besonderen Texte, die auch mich berühren und die es oftmals so gar nicht leicht sind zu sprechen - nicht des Sprechens wegen...
 

Vielen Dank mit lieben Grüßen in deinen Abend!
Uschi

 

Danke auch an @Zorri!

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Uschi,
danke fürs Erinnern an diese so tragisch ums Leben gekommene junge Lyrikerin.
Was für ein Glück, dass ihre wenigen Texte den Sturm der Zeiten überdauert haben und uns einen Einblick
in ihre Seele erlauben. "Rabe, Wind und Regen" stehen für die dunklen Mächte, die auch heute noch bzw. wieder unsere Welt bedrohen.
LG
Perry

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Perry,

 

es bereitet mir Freude mich mit ihren Texten auseinanderzusetzen.

Es gibt eine recht interessante Seite über ihr so tragisch verlaufenes Leben und die diesbezügliche Ausstellung:

Selma Meerbaum (1924-1942)
»Du, weißt du,
wie ein Rabe schreit?«
Eine Ausstellung
des Zentrums für verfolgte Künste
im Kunstmuseum Solingen

Sollte zu finden sein ExpoSelmaMeerbaum

Danke für dein Reflektieren!
LG Uschi

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