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Geschrieben am

In den sanften Morgenwinden
liegt Geheimes tief verborgen.
Wach sein musst du, um zu finden.
Tiefer Nacht folgt klarer Morgen.

 

Was du willst, musst du verlangen,
statt im Schlummer zu vergehen,
denn du solltest davor bangen
an der Türe stillzustehen.

 

Immer wenn du achtsam bist,
steht ihr Durchgang für dich offen.
Doch wer nur am Träumen ist,
wird auch nur im Schlaf getroffen.

 

*nach Rumi

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Geschrieben

Moin Delf,

 

die ersten beiden Strophen sind sprachlich schön klar! Die letzte fällt dagegen leider stark ab:

 

Schlummer trennt sie von Erkenntnis,
jederzeit da steht sie offen. - das "da" ist unnützes Füllsel
Doch wer nur am Träumen ist,
wird auch nur im Schlaf getroffen.

 

In V3 versuchst du auf eine unbetonte Silbe zu reimen. Das klingt nicht! Auf Erkenntnis wäre zum Beispiel Verständnis möglich. Und für V2 gäbe es genug Alternativen, z.B.:

 

und sie steht dir immer offen

und sie steht für jeden offen

 

Ich würde V3 überarbeiten und vermutlich auf ein anderes Reimwort ausweichen, was auch eine Änderung für V1 bedeuten würde.

 

LG Claudi

  • Schön 1
Geschrieben

Hallo Wannovius,

 

vielen Dank für deine Worte, darüber freue ich mich natürlich sehr!

 

Rumi war ein persischer Sufi Mystiker und Dichter. Er hat unter anderem viel über die Liebe geschrieben und kann im Islam durchaus als Autorität betrachtet werden, da er mit dem Mathnawi das einzige Buch geschrieben hat, das, zumindest zeitweise, dem Koran als gleichgestellt betrachtet wurde.

 

In dem was er schreibt, beruft er sich oft auch auf Jesus und dessen Tugenden von Liebe und Barmherzigkeit finden sich bei Rumi oft wieder.

 

Ich hab hier in der Bibliothek mal einen Faden eröffnet, in dem ich einige schöne Gedichte von ihm eingestellt habe. Ich muss mal schauen, was dort alles drin steht und erweitere ihn vielleicht später noch ein wenig. 


Rumi ist auf jeden Fall, unabhängig von der Glaubensrichtung, oder dem Glaube überhaupt, eine Person, mit der sich auseinanderzusetzen es wert ist!

 


Hey Claudi,

vielen Dank!


Mit der dritten Strophe hast du leider recht, ich habe öfters schon daran gesessen und nach Alternativen geschaut. Bloß mir gefallen die letzten beiden Zeilen sehr gut in ihrer Klarheit und ich möchte ungerne auf eine schwammigere Aussage ausweichen. 
Mit dem unsauberen Reim habe ich mich eigentlich soweit abgefunden, bzw. meinen Frieden mit ihm gemacht. 
Vom Klang her stört es mich garnicht, das liegt aber möglicherweise daran, dass ich selten mal ein Gedicht besonders betont lese. 


Aber die Tatsache, dass es unsauber ist, stört mich schon ein wenig.

Wie gesagt, der Reim geht für mich hier in Ordnung. Wo ich dir aber sehr recht gebe, sind die ersten beiden Zeilen, ganz besonders die erste.
Vielleicht wäre für den Moment eine schönere Variante

 

Sie trennt Schlaf von der Erkenntnis
/sie trennt Schlummer von Erkenntnis
jederzeit steht sie dir offen

 

Vermutlich braucht es einfach nochmal eine ernsthafte Suche im richtigen Moment, um eine saubere Variante zu finden, aber wiegesagt, der Reim Erkenntnis/ist wäre für mich erstmal hinnehmbar. 


Trotzdem würde ich eine Version, die die Klarheit der letzten beiden Zeilen erhält, ohne jetzt zu verkopft zu werden, oder in Umschreibungen abzudriften, natürlich vorziehen.

 

Liebe Grüße
Delf

Geschrieben
Am 5.6.2024 um 09:49 schrieb Anaximandala:

Bloß mir gefallen die letzten beiden Zeilen sehr gut in ihrer Klarheit und ich möchte ungerne auf eine schwammigere Aussage ausweichen. 

 

Okay, dann vielleicht die oberen beiden Verse umstellen, also irgendwie in diese Richtung:

 

Immer wenn du achtsam bist,

steht sie zur Erkenntnis offen.
Doch wer nur am Träumen ist,
wird auch nur im Schlaf getroffen.

 

LG Claudi

  • Danke 1
Geschrieben

Hey Claudi,

 

vor 9 Stunden schrieb Claudi:

 

Immer wenn du achtsam bist,

steht sie zur Erkenntnis offen.
Doch wer nur am Träumen ist,
wird auch nur im Schlaf getroffen.

 

 

das gefällt mir muss ich sagen ziemlich gut 🙂 

Hab tausend Dank für deine Mühe! Ich hab selber ein paar Mal nach einer Lösung gesucht und bin daran gescheitert, aber was du schreibst trifft es.

 

Ich werde erstmal nur die Erkenntnis in der zweiten Zeile rausnehmen, weil sie im Original Ausspruch auch nicht erwähnt war und das achtsam es finde ich ausreichend auf den Punkt bringt. Vielleicht experimentiere ich noch etwas mit der ersten Zeile nach dem Vorbild von deinen Worten, aber erstmal ist es so sehr gut.

 

Auf jeden Fall ist es auch cool, die Dopplung von Schlaf/Schlummer auf engen Raum nicht mehr zu haben!

 

 

Liebe Grüße

Delf

Geschrieben
Am 6.6.2024 um 23:50 schrieb Anaximandala:

Ich werde erstmal nur die Erkenntnis in der zweiten Zeile rausnehmen, weil sie im Original Ausspruch auch nicht erwähnt war und das achtsam es finde ich ausreichend auf den Punkt bringt.

 

Ja, an sich ist es immer eine gute Idee, abstrakte Begriffe zu vermeiden. Da du aber an deinem letzten Vers festhalten willst, brauchst du ein Wort, das dir eine Brücke zum "getroffen" schlägt. Mit Erkenntnis hatte das noch einigermaßen geklappt. Beim Durchgang klappt es nicht, da fehlt mir jetzt die Logik in der Aussage.

 

Was mir in der zweiten Strophe noch auffiel:

 

denn du solltest davor bangen
in der Türe stillzustehen.

 

Wenn das LD "in" der Tür steht, muss die Tür offen sein. Da ist der Durchgang  bereits frei. Vielleicht wäre also "an" die geeignetere Präposition? 

 

LG Claudi

  • Danke 1
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hey Claudi,

 

Am 8.6.2024 um 10:22 schrieb Claudi:

 

Ja, an sich ist es immer eine gute Idee, abstrakte Begriffe zu vermeiden. Da du aber an deinem letzten Vers festhalten willst, brauchst du ein Wort, das dir eine Brücke zum "getroffen" schlägt. Mit Erkenntnis hatte das noch einigermaßen geklappt. Beim Durchgang klappt es nicht, da fehlt mir jetzt die Logik in der Aussage.

 

 

Ich verstehe nicht ganz, warum das Bild sich für dich geändert hat, an sich bleibt es sich ja gleich ob ich von der Tür oder dem Durchgang spreche, für mich ergibt sich hier ein ziemlich klares Bild, das mag bestimmt daran liegen, dass ich es geschrieben habe, aber vielleicht kannst du mir ja schreiben, wo es für dich unklar wird.

 

*das hier wäre der Spruch, den ich beim Schreiben als Vorbild genommen habe:

 

Die Morgenbrise kann Dir Geheimnisse verraten.
Schlaf nicht wieder ein.
Fordere, was Du wirklich willst.
Schlaf nicht wieder ein
Menschen gehen auf der Türschwelle vor und zurück,
dort wo die beiden Welten zusammen treffen.
Die Tür ist rund und offen.

 

 

Zitat

Was mir in der zweiten Strophe noch auffiel:

 

denn du solltest davor bangen
in der Türe stillzustehen.

 

Wenn das LD "in" der Tür steht, muss die Tür offen sein. Da ist der Durchgang  bereits frei. Vielleicht wäre also "an" die geeignetere Präposition? 

 

LG Claudi

 

Ich denke da muss ich nichts weiter zu sagen, du hast recht.

Ich werde es gleich ändern 🙂

 

Liebe Grüße

Delf

Geschrieben
vor 41 Minuten schrieb Anaximandala:

Ich verstehe nicht ganz, warum das Bild sich für dich geändert hat, an sich bleibt es sich ja gleich ob ich von der Tür oder dem Durchgang spreche,

 

Es geht mir um die Formulierung "getroffen" im letzten Vers. Von einer Erkenntnis kann man gewissermaßen getroffen werden, von einer Tür auch, aber DAS wolltest du ja wohl nicht sagen? Und beim Durchgang passt es überhaupt nicht mehr. Schön wäre natürlich etwas Gegenständliches. Eine Kugel oder Amors Pfeil passen hier aber leider auch nicht.

 

Ich hoffe, das war jetzt deutlicher?

 

LG Claudi

Geschrieben
vor 4 Minuten schrieb Claudi:

 

Es geht mir um die Formulierung "getroffen" im letzten Vers. Von einer Erkenntnis kann man gewissermaßen getroffen werden, von einer Tür auch, aber DAS wolltest du ja wohl nicht sagen? Und beim Durchgang passt es überhaupt nicht mehr. Schön wäre natürlich etwas Gegenständliches. Eine Kugel oder Amors Pfeil passen hier aber leider auch nicht.

 

Ich hoffe, das war jetzt deutlicher?

 

LG Claudi

 

Ah, ok, das ergibt Sinn

 

Ich werde mir nochmal ein paar Gedanken machen, wie sich das lösen lässt und überlege, wie wichtig mir die Aussage die Tür sei immer geöffnet ist und ob ich sie evtl austausche.

 

Auf diese Formulierung hatte ich so kaum geschaut, aber optimal ist sie wirklich nicht 🙂

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