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Geschrieben am

(aus dem Fundus)

 

Von und nach Jerusalem

führt ein Weg, recht unbequem,

der sich durch die Wildnis windet,

es mit Jericho verbindet.

 

Dieser Weg ist unentbehrlich,

aber leider auch beschwerlich,

weil zu jedermanns Bedauern

hier recht gerne Räuber lauern.

 

Wo sich dieser Pfad verzweigt,

abfällt und dann wieder steigt,

wird in diesem Augenblick

durch banales Missgeschick

 

ein Spazierer, fremd im Lande,

Opfer einer solchen Bande.

Heiter lauscht er und beschwingt,

wie sein Geld im Beutel klingt.

 

Die erwähnten Übeltäter

leeren ihn Sekunden später,

stürzen sich auf jenen Mann,

eh er sich besinnen kann,

 

knüppeln ihn gemeinsam nieder,

brechen ihm zwei Fingerglieder,

machen nach erfolgtem Raub

sich geschwinde aus dem Staub.

 

Schemenhaft durch Tränenschleier

sieht er schon den Kreis der Geier,

als ihm seine Sinne schwinden.

Wird ihn zeitig jemand finden?

 

Endlich kommt ein vielbegehrter,

wohlbekannter Schriftgelehrter,

stolpert fast, sein Herz verhehlend,

über jenes Häufchen Elend,

 

sucht dann auf der andren Seite

Psalmen murmelnd rasch das Weite.

Nächstens naht sich ein Levit

und beschleunigt seinen Schritt.

 

Er weiß wohl, was gut und heilig.

Leider hat er es sehr eilig,

denn er möchte heute gerne

noch zur nächsten Schanktaverne,

 

den Gestalten dort am Tresen

zünftig die Leviten lesen.

Schließlich kommt ein Paria

aus der Stadt Samaria,

 

sieht den ausgeraubten Mann,

nimmt sogleich sich seiner an.

Kundig hat er alle Wunden

frisch gereinigt und verbunden,

 

hebt den Fremden auf sein Tier,

nimmt ein Gasthaus ins Visier.

"Wirt, ihr sollt den Mann bis morgen

mit dem Nötigen versorgen!

 

Gebt ihm euer bestes Essen,

auch den Wein nicht zu vergessen.

Legt ihn auf ein weiches Lager.

Habt ihn gern wie euren Schwager.

 

Wenn zwei Münzen euch nicht reichen,

will ich bald den Rest begleichen."

Darauf zum Geretteten,

schon auf Stroh Gebetteten:

 

"Mache es dir hier bequem.

Vor dir liegt Jerusalem."

"Aber ich", so stöhnts im Stroh,

"wollte doch nach Jericho...!"

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  • Schön 1
Geschrieben

Hallo @Cornelius, grossartig. Bei dem Priester! und Leviten spielte neben dem kalten Herzen auch die Angst davor eine Rolle, das Opfer koenne bereits tot sein. Ein glaeubiger Jude, der einen Toten berührt, machte sich unrein. Also im Zweifelsfall besser nicht nachschauen, ob das Opfer der Raeuber vielleicht noch lebt.  Nichtstun ist in diesem Fall auch viel bequemer. Gut erkannt, der Verletzte wollte tatsächlich nach Jericho, er kam von Jerusalem, Bibel, Lukas 10,  25 ff. LG Stephan

 

  • Danke 1

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