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Geschrieben am

Manchmal noch, zu später Stund',
sitzt bei Schnaps und ein, zwei, Bieren
man am Stammtisch und ist rund
um die Welt am diskutieren.

 

Ab dem Glässchen Nummer vier
sitzt man unter Eingeweihten
propagiert beim fünften Bier
noch den Glanz der alten Zeiten.

 

Mit dem Achten wird der Blick
scheel und trüb, es lallt die Runde
über Ehre, Treue, Glück,
Boden, Blut und Bruderbunde.

 

Nach den Bieren neun und zehn
ist im Kreise der Gerechten
alles Leid ganz klar zu sehn
als gemacht von bösen Mächten.

 

Dreizehn .. und man wütet sehr
von den Kindern Zions, jagen
sollte man sie in das Meer
und im Binnenland erschlagen!

 

In den Rachen noch ein Glas.
Ach, wie's um die Welt wohl stände,
gäbs noch Kammern voll mit Spass ..
Brüder, Brüder, hoch die Hände!

 

Nicht die Linke, ihr versteht.
Strammer Gruß dem deutschen Lande.
Einer liest ein Hasspamphlet
und ich weine ob der Schande.

  • Gefällt mir 6
  • Traurig 1
Geschrieben (bearbeitet)

@Anaximandala Hallo Delf, großartiges, makaberes Gedicht. Doch ich befürchte, es braucht keinen Alkohol, um die Gespenster der Vergangenheit hervorzubringen. Hitlerei und Antisemitismus sind wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Gegen die Juden bildet sich ausserdem eine gefaehrliche Querfront von Faschisten, Antifaschisten und Islamisten. 

Ich selbst habe bis vor Kurzem in einem Mailkontakt mit einem Nazi gestanden und so direkt in tiefe Abgründe der deutschen Seele geblickt. Nazis sind unheilbar. Vermutlich stehe ich längst auf der Feindesliste der Nazis. LG Stephan

  • Schön 1
Geschrieben

Guten Morgen @Wannovius,

 

ja, vermutlich hast du recht .. brauchen tut es den Alkohol nicht unbedingt.

 

Naja in der Mitte angekommen vielleicht nicht, aber nicht mehr zu übersehen. Zur Mitte ist es noch etwas, aber die Gespenster scheuen das Licht nicht mehr, finden Öffentlich statt .. und dabei genug Bestätigung es wieder zu tun. Das ist schlimm genug 😕

 

 

Zitat

Ich selbst habe bis vor Kurzem in einem Mailkontakt mit einem Nazi gestanden und so direkt in tiefe Abgründe der deutschen Seele geblickt

 

Und?

 

Zitat

Nazis sind unheilbar. 

 

Nazis gibt es nicht viele, die sind vielleicht wirklich unheilbar, aber Ideologie ist selten empfänglich für die Wirklichkeit.

Was wir fürchten sollten sind keine Nationalsozialisten, es ist eine zerstörerische Massendynamik von Wut, Enttäuschung, Angst, .. und was sich nicht so alles findet im Aufwärtstrend auf fruchtbarem Boden.

 

Es sind keine Nazis, die uns bedrohen, Nazis sind, was am Ende dabei rauskam, als diese Dynamik sich das letzte Mal ungehemmt entfaltet hat.

Der Rechtsruck ist natürlich heftig und es gibt sicher ein paar Sympathisanten und Nacheiferer

aber, und in dem Sinne ist auch mein Gedicht zu viel, Nazi ist ein ganz schön großes Wort, es pauschal zu verwenden, macht den größten Teil der Rechtswähler aber nicht zu Nazis und ebenso gefährlich, es entwertet die Schwere der Schuld der Nazis, denke ich.

 

 

Zitat

Vermutlich stehe ich längst auf der Feindesliste der Nazis. 

 

Das wäre scheiße. 

Aber bei manchen Leuten ohne aktives Zutun auf der Feindesliste zu stehen ist sozusagen eine Würdigung 🤷🏻‍♂️😂

 

 

Liebe Grüße

Delf

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Delf, solange es keine klugen Koepfe bei den Rechtsextremen gab, waren sie in ihrer Wirkung begrenzt. Heute existieren leider intellektuelle Vordenker, die längst eine große Partei dominieren und immer mehr Themen und Begriffe im allgemeinen politischen Diskurs setzen und sogar Sprache umdeuten. 

Schon einmal entschieden sich in Deutschland (klein)bürgerliche und gebildete Kreise millionenfach für den Rassenhass - aus Angst, der Klassenhass könne siegen. Heute ist die Linke schwach, aber viele Menschen sind dennoch angesichts ihrer und der Weltlage von einer diffusen Angst und der Sehnsucht nach einem starken Mann getrieben. Und ähnlich wie einst verbreitet sich Verachtung der Demokratie. Antisemitische Verschwörungsmythen, Fremdenfeindlichkeit, Querdenker-Querulantentum, Chauvinismus, Putinverehrung und NS-Nostalgie, Neid, Suche nach Suendenboecken vermischen sich zu einem toxischen Gebraeu.

 

Auch durch antifaschistische Gedichte im Internet habe ich mich stark exponiert. Und mein brauner einstiger Mail"Partner" ist in der Naziszene bestens vernetzt. LG Stephan

 

 

  • Schön 1
Geschrieben

Hallo @Haselschnasel,

 

vor 3 Stunden schrieb Haselschnasel:

Ich finde grundsätzlich, dieses Forum sollte nicht dazu genutzt werden, politische Fragen zu debattieren - egal welche das sein mögen. Es geht hier um Lyrik im weitesten Sinne - und dazu gehören natürlich auch kritische Gedichte!

Ich schlage aber vor, dass wir uns alle diesbezüglich mäßigen! Ansonsten gibt es halt Widerspruch - wie hier von mir... (das reimt sich sogar!)

 

Das hast du sehr gut erkannt. Daran darfst du dich auch gerne halten, wenn ich mir deinen Kommentar hier durchlese. 

Der nächste dieser Art wird seitens der Moderation kommentarlos gelöscht. 

 

Und noch unsere Netiquette für dich zum nachlesen. 

https://poeten.de/netiquette.html/

 

mfG 

Das Moderationsteam 

JC

 

 

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Guten Abend,

 

ok, das ist vielleicht wirklich ein wenig viel, um detailliert zu antworten, ich belasse es weitesgehend denke ich einfach dabei, es muss ja keine politische Debatte werden.

 

Gegenworten in Reimform würde ich vielleicht noch Beachtung schenken 😄

 

Aber cool, danke dass du dir die Mühe gemacht hast du breit gefächert zu antworten, @Haselschnasel, und dir @Wannovius fürs berichten 🙂

 

 

Ich möchte nur der Interpretation, hier würde eine Aussage über Stammtische getroffen, die nur auf die wenigsten zutreffe.

Ich dachte, bzw finde eigentlich, dass durch den Inhalt klar würde, das zentrale Objekt des Gedichts ist nicht Stammtisch, von denen jeder so wäre, sondern ersichtlich, dass es um diese spezielle Gruppe der Stammtische und erstmal nur um ihre heute eher sichtbare Existenz geht.

 

Obwohl ich mich mit der Aussage das Wort Nazi berührt dein Leben nur, wenn jemand Fuck Nazis schreit, sonst begegnet dir niemand, schwertue. Ich weiß nicht wo du herkommst, aber wo ich wohne ist es ziemlich ruhig und es gab eigentlich immer irgendwo eine Runde von der man wusste die gehen strammeren Schrittes.

 

 

Aber ich bin Josh fast dankbar, dass er das Thema in dem Umfang unterbindet.

Was wer wählt interessiert mich eigentlich ziemlich wenig, ich würde auch nicht nach sowas fragen. 

 

Danke für euer Interesse und einen schönen Abend noch

Liebe Grüße

Delf

Geschrieben (bearbeitet)

Da es bisher noch kein Antwortgedicht gab, hier ergänzend meines,  Lyrik in freier Form mit Reim

 

NIE WIEDER IST JETZT

Nie wieder,  nie wieder ist jetzt

Denn wenn das Wieder das Jetzt besetzt, 

wird wieder, wieder

verflucht, verhetzt und verletzt

NIE WIEDER IST JETZT

Denn wenn das Wieder das Jetzt besetzt, 

wird wieder, wieder

im Wahn der Massen, die hassen,

millionenfach das Grausamste getan 

Stephan Wannovius, China, 08/06/24

 

 

Hallo zusammen, wenn es um Stammtisch geht, kann ich mitreden, pflegte ich doch selbst einen solchen mehrere Jahre zu besuchen. Allerdings verbanden uns nicht gleiche Einstellung, sondern ausgeprägte Individualität. Auch tranken wir kein Bier, sondern unser regionales Nationalgetränk. Politisiert wurde natürlich. Der skurrile Stammtischvater, wahrlich weder Schiit noch überhaupt Moslem, forderte allen Alkoholernstes die iranische Atombombe. Motto: Jeder Macht ihr Boembchen,  gleiches Zerstörungspotenzial für alle. 

Die anderen beteiligten sich politisch eher mit Wahlprognosen. Beim nächsten Stammtisch wurden dann die Prognosensieger ermittelt. Treffen Gleichgesinnter können durchaus um einiges "deutscher" ausfallen, vermute ich. 

 

Noch eine abschließende Bemerkung: Der Nationalsozialismus kam nicht als Invasion vom Mars plötzlich über unser deutsches Kulturvolk. Und er verschwand auch nicht mit dem Kriegsende und der unzureichenden Entnazifizierung im Westen oder der eher oberflächlichen sozialistischen Erziehung zum Antifaschismus in der DDR wieder dorthin. Ich denke, es muss die Aufgabe aller Deutschen und Oesterreicher sein, den Hitler in uns und in unseren jeweiligen Landsleuten zu erkennen und zu besiegen.

 Also, Vorurteile, Ressentiments, Ablehnung, Feindschaft gegenüber allem Fremden und anderen Minderheiten sehen und beheben. Jeder zuerst in und bei sich selbst.

Und als Menschen des Wortes tragen wir dafuer eine besondere Verantwortung. Ihr alle beantwortet die berühmte Frage "Darf man nach Auschwitz noch dichten?" mit euren sensiblen Gedichten. 

LG Stephan

 

Geschrieben
Am 6.6.2024 um 23:35 schrieb Anaximandala:

Manchmal noch, zu später Stund',
sitzt bei Schnaps und ein, zwei, Bieren
man am Stammtisch und ist rund
um die Welt am diskutieren.

 

Hey Delf, keinScherz,

der Geist zum Ganzen

ist immer noch vorhanden,

er wurde nie ganz ausgemerzt,

man hat irgendwas nicht verstanden!

Wenn man nicht selbst betroffen ist,

dann kommt es schon mal vor,

das es wetternd laut herausbricht,

der Alkohol ist nur Katalysator.

Verschwunden ist längst alles Leid

was einmal alltäglich war,

sie rückt schon näher, so eine Zeit,

zu gut geht's uns, fürwahr(!),

das mancher blind durch den Tag rennt

weil er eigentlich Not nicht kennt,

doch für die ist's bald soweit,

durch die Dummheit der Menschheit,

es geht da nicht um Einzelnes,

wie die Sache, von der du sprichst,

denn ist der Mensch sich selber Feind,

das er sich zu minimieren meint,

das kannst du überall schon sehen,...

...traurig(!) aber gern gelesen.

 

LG Ralf

  • Gefällt mir 1

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