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Empfohlene Beiträge

[Alternativ möglicher Titel: 

Notorische Desintegration

 

Wobei die meisten meiner Gedichte keine Titel tragen.]

 

 

Die einen schreiben Verse ohne Trost,
wann Nachtdunst durch das Grün im Waldrevier fällt,
die anderen gesellen sich im Bierzelt
zu schunkelndem Gesang und neuem Prost,

und jene, unter denen du verrohst,
begehren Diamanten oder Schmiergeld,
und wieder andre forschen nach der Tierwelt,
auf Pfaden, vom Vergessensein bemoost.

So drehen sich der Tage Horizonte
um solcher Spektren ausgerufnen Kreis,
den lau der spröde Sternentau besonnte.

Mir selber ist das alles viel zu heiß,
da ich von Kind an schon nicht denken konnte
und sowieso von allem gar nichts weiß.

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Hi @Terrapin

 

ein sehr schönes Werk ist dir da gelungen. Auch die Sprache gefällt mir. Gerade noch so am schmalen grad der alten Sprachkunst die noch nicht zu geschwollen klingt. Wenn du verstehst was ich meine? 

 

Was für eine Textarbeit wünscht du dir? Eine Idee in welche Richtung es gehen soll? 

 

vor 9 Minuten schrieb Terrapin:

wann Nachtdunst durch das Grün im Waldrevier fällt,

sollte es hier "wenn" heißen? 

 

"fällt" der Nachtdunst? Oder schleicht er nicht eher oder steigt auf von den Dingen? 

 

Ok. Das war's von meiner Seite aus. Dein Werk finde sehr stilvoll und schön formuliert. Mehr würde ich da gar nicht herumwuscheln wollen. Doch das werden (hoffentlich) gleich noch andere nach mir tun. Viel Spaß! 

 

LG JC

 

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Hi Josh, 

 

Eigentlich braucht es keine Textarbeit mehr. Das Gedicht ist schon älter, wie alle, die ich bisher hier publizierte. Damit wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass hier gerne kreative Einträge gewünscht sind. 

So recht habe ich euer System hier noch nicht ganz verstanden - dass man offensichtlich nicht überall konstruktive Gedichts und Verscorschläge unterbreiten darf. 

Ich bitte hiermit jeden dazu auf, wann Auch immer eine Person einen verbessernden Vorschlag in Versform geben kann, damit nicht zurück zu halten. 

 

Genau an diesem Grat fühle ich mich Wohl. Die Dichter vor und um die Jahrhundertwende sind meine Heimat. 

Allen voran Kalckreuth, dem ich persönlich die höchste Eleganz und Sprachkenntnis zuspreche. 

 

Das WANN ist beabsichtigt. 

Diese Nutzung des Wann anstatt des wenn habe ich von meinem Herzbruder, Wolf Graf von Kalckreuth übernommen, der dies in vielen seiner Gedichte so schrieb. 

Mir persönlich kommt das  wann mit dem Vokal A viel lyrisch klanglicher rüber, als das es auch sinnlich einer enorme Enge zur Syntax schlägt und es meinem Gefühl nach inniger trägt. 

 

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Also: Antwortgedichte ob gereimt oder ungereimt nur, wenn der Themenersteller es mit "Antwortgedichte erlaubt" bei seinen Stichwörtern kennzeichnet. 

 

Grünes Label bedeutet so viel wie: Bitte spare dir die Mühe einer Textarbeit, es ist mir egal! Diskussionen über den Inhalt sollen im Vodergrund stehen. 

 

Gelbes Label: nun ja, feedback jeder Art außer Antwortgedichte, weil das kein Feedback - Fußrücken, äh pardon, ich meine Rückmeldung zum Text, sondern ein eigenes Werk darstellt. 

 

Rotes Label: Es soll sich auf die Gestaltung des Werks konzentriert werden.  Reine Gefallensbekundungen bitte bei Rot nur mit Like ausdrücken. Statements müssen am Text begründet werden.

 

Soweit dazu. Fragen? 

 

 

PS: Im Spielzimmer findest du Mitmachfäden. Vielleicht würde es dir gefallen auch dort etwas zu veröffentlichen? 

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Moin Terry,

 

wow, das ist mal ein Sonett vom Feinsten, das mir richtig gut gefällt! Besonders die vier lupenreinen Doppelreime haben es mir angetan. Überhaupt sind die Endreime originell (besonders: verrohst, bemoost), wunderbar rein und vom Klang schön kontrastreich, wie ich es mir bei einem Sonett wünsche:

- in den Quartetten langes o und die Kombination langes i/kurzes e

- in den Terzetten das kurze o mit langem ei

 

Des weiteren spielst du auch im Inneren der Verse mit Assonanzen und Binnenreimen. Um alle klanglichen Details zu erfassen, muss man sich das Werk wirklich Silbe für Silbe auf der Zunge zergehen lassen. Vermutlich habe ich sie bei der kurzen Beschäftigung mit dem Text noch nicht mal alle entdeckt. Ich musste nur einfach schnell meine Begeisterung kundtun.

 

Ähnlich ging es mir mit den beiden Gedichten von Kalckreuth im Unrein-Faden, die du leider gelöscht hast. Der Name des Dichters war mir wohl bekannt, auf seine Werke hast du mich erst aufmerksam gemacht und auf den Geschmack gebracht.  

 

Gegen das "wann" in V2 habe ich nichts einzuwenden.

 

Zitat

Mir persönlich kommt das  wann mit dem Vokal A viel lyrisch klanglicher rüber, als das es auch sinnlich einer enorme Enge zur Syntax schlägt und es meinem Gefühl nach inniger trägt. 

 

Das ist eine schöne Begründung mit Herzblut. Meine fällt leider viel nüchterner aus: Ich mag das Wann, weil es so klar ist. Die Unterscheidung zwischen konditionalem und temporalem Wenn erübrigt sich hier. 

 

Über einen ansprechenden Titel kann ich mir gerne noch Gedanken machen. "Desintegration" würde mir gefallen. "Notorisch" wäre mir hier too much. Falls du es beim schlichten "Die einen ..." belassen möchtest, solltest du nur ein Leerzeichen zwischen Wort und Auslassungszeichen setzen, weil ja nicht das Wort, sondern der Satz gedanklich ergänzt wird.

 

Kommentare an die Lesenden würde ich immer dezent unter das Gedicht stellen. Darüber stört es meinen Lesegenuss. Und die erwünschten Gedanken kann ich mir sowieso erst nach dem Lesen machen.

 

vor 4 Stunden schrieb Terrapin:

So recht habe ich euer System hier noch nicht ganz verstanden - dass man offensichtlich nicht überall konstruktive Gedichts und Verscorschläge unterbreiten darf. 

 

Konstruktive Anregungen und Beispiele zur Verbesserung des eingestellten Werkes sind selbstredend Textarbeit und erlaubt. Was wir "Antwortgedichte" nennen, sind lyrische Beigaben, die das Thema fortführen oder (statt in Klartext) in gereimter Form kommentieren. Sowas muss man als Autor/in ausdrücklich erlauben, weil es die Aufmerksamkeit vom eingestellten Werk (wie auch aussagekräftigen Kritiken) ablenkt und keinen Nutzen für die Besprechung mitbringt.

 

So weit fürs Erste. Ich bin sehr angetan von deinem Sonett! 

 

LG Claudi

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Hallo Terrapin,

 

eigentlich habe ich dem hier bereits Gesagten nichts hinzuzufügen, möchte nur gerne persönlich vor dir meinen Hut ziehen. Ein Mustersonett nach Art der alten Meister, aber nicht altmodisch, sondern zeitlos. Da sitzt jedes Wort und jede Silbe, und auch inhaltlich finde ich mich in und zwischen jeder Zeile wieder.

 

Eine Frage zum Verständnis hätte ich: Sind mit den "Spektren" im zweiten Vers des ersten Terzetts Gespenster bzw. Trugbilder gemeint (lateinisch spectrum = Gespenst, Bild, Erscheinung)? Und wer oder was hat ihren Kreis "ausgerufen"?

 

Zum Titel: "Notorische Desintegration" würde zum Inhalt passen und hätte einen gewissen Charme, der auf den einen oder anderen potentiellen Leser aber auch abschreckend wirken könnte. "Die einen ... " ist schön schlicht und macht neugierig ...

 

So viel oder wenig von mir, ich gehe jetzt in meine Neidecke und weine noch ein bisschen.

 

Gruß

Cornelius

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Hallo Claudi, 

 

Danke für das große Lob. 

Ja da hast du recht mit den Kontrasten der Vokale bei den Reimen. Das gibt einem Gedicht klanglichen Farbenrrichtum. 

Leider kann man das nicht immer so umsetzen. 

Ich sehe, du kennst dich da gut im Handwerk aus. Das freut mich. 

 

Meine beste Schulung war in der Tat früher viele hochkarätige Gedichte Silbe für Silbe zu zerlegen und zu betrachten.  Ich fragte mich, warum Kalckreuths Strophen so klangvoll sind. Schon nach wenigen Gedichten war zu erkennen, warum. Starke Assonanzen, die sich in den Versen verteilen und Farbakzente mit rhythmischen Schwung die Melodie beflügeln. 

Wolfs Gedichte sind sehr zu empfehlen. 

Ich kenne niemanden, der in solch zartem Alter schon derart sprachbegabt schrieb. 

Sein früher Freitot ist der deutschen Literatur ein unermesslicher Verlust. 

Nicht auszudenken, was er noch alles hätte formen können. Man beachte auch seine großartigen Übersetzungen von Paul Verlaine & Charles Baudelaire. 

Seine Mutter hatte übrigens einen intensiven Briefwechsel mit Rilke. 

 

Bei Gelegenheit werde ich dazu noch einen Text schreiben. Den Kommentar bei den Unreinen Reimen wird auch nochmal neugeschrieben. 😉

 

 

Hi Cornelius 

 

Mit Spektren Meine ich nur den Plural von Spktrum - also die Vielfalt der Erscheinungen. 

 

Hallo Endeavour, 

 

Bezüglich der angesprochenen Hiat...

Also wenn ich mich nicht irre, ist "Diamanten" das einzige Wort mit zwei aufeinander folgenden Vokalen. 

 

Da sehe ich gehäufte Konsonantenunfälle kritischer.

 

Mynonas kannte ich noch nicht. Er hat interessante Gedichte. 

 

Vielen lieben Dank euch allen, für euer Lob. 

 

Liebe Grüße, Pinni

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Hallo Terry,

 

Zitat

Also wenn ich mich nicht irre, ist "Diamanten" das einzige Wort mit zwei aufeinander folgenden Vokalen. 

 

Richtig. Indes geht es um den Zusammenstoß der Vokale zwischen den Wörtern im Vers bzw. Gedicht.

 

Die einen schreiben Verse ohne Trost,
wann Nachtdunst durch das Grün im Waldrevier fällt,
die anderen gesellen sich im Bierzelt
zu schunkelndem Gesang und neuem Prost,

und jene, unter denen du verrohst,
begehren Diamanten oder Schmiergeld,
und wieder andre forschen nach der Tierwelt,
auf Pfaden, vom Vergessensein bemoost.

So drehen sich der Tage Horizonte
um
solcher Spektren ausgerufnen Kreis,
den lau der spröde Sternentau besonnte.

Mir selber ist das alles viel zu heiß,
da ich von Kind an schon nicht denken konnte
und
sowieso von allem gar nichts weiß.

 

Zitat

Da sehe ich gehäufte Konsonantenunfälle kritischer.

 

Nun ja, wir haben alle unsere Vorlieben. Hauptsache, die Liste ist lang genug – der Reihenfolge wegen.

 

Zitat

Mynona kannte ich noch nicht. Er hat interessante Gedichte.

 

In der Tat, auch wenn sie so ganz anders sind, als die Deines Favoriten, den man hier (zwischen Rilke-Groupies) indes nicht wirklich anzupreisen braucht, denke ich.

 

Gruß

 

E.

 

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Hi Endeavour, 

 

Ok jetzt verstehe ich, was du genau meinst. 

Aber um ehrlich zu sein messe ich  deiner Ansicht nur geringer lyrischer Bedeutung zu. 

Das aufeinanderfolgen von Vokalen in zwei Worten hat für mich klanglich und auch die Aussprache keinen ersichtlichen Nachteil und erscheint mir ohne Relevanz. 

 

Tut mir leid, aber da gehe ich nicht mit dir. 

 

Vielleicht kannst du deine Empfindungen dazu ja etwas vertiefen und begründen, warum du meist dies möglichst zu meiden. 

 

Interessierte Grüße, Terry

 

 

 

 

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Hi Terry,

 

Zitat

Aber um ehrlich zu sein messe ich  deiner Ansicht nur geringer lyrischer Bedeutung zu. 

 

Das bleibt Dir unbenommen.

 

Zitat

Das aufeinanderfolgen von Vokalen in zwei Worten hat für mich klanglich und auch die Aussprache keinen ersichtlichen Nachteil und erscheint mir ohne Relevanz. 

 

Anscheinend ist meine Liste etwas länger.

 

Zitat

Vielleicht kannst du deine Empfindungen dazu ja etwas vertiefen und begründen, warum du meist dies möglichst zu meiden. 

 

Eine Diskussion über dieses Thema ist hier vor einiger Zeit was weniges aus dem Ruder gelaufen. Darüber hinaus muss man sich wohl mit den Ohren abfinden, die man hat.

 

Gruß

 

E.

 

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Moin,

 

Du lässt nicht locker. Das ist gut. Indes wurde der Faden vom Autor gelöscht, wenn auch nicht des Inhalts wegen; er hält es für richtig, seine Beiträge regelmäßig zu löschen. Die Fragwürdigkeit dieser Praxis bzw. der dahinterstehenden Philosophie liegt, angesichts Deines (zu) späten Interesses, denke ich, auf der Hand.

 

Gruß

 

E.

 

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Das ist schade. Naja mit Hiat habe ich mich bis jetzt kaum auseinandergesetzt, weil es mir sekundär erschien. Da wär so eine lebhafte Diskussion doch ansprechend in den unterschiedlichen Facetten, die jeder mit seiner Ansicht dazu beiträgt. So kann man sich ein umfängliches Bild über den Sachverhalt malen. 

Man kann immer was dazugewinnen. 

 

Vielleicht teilst du mir deine Meinung zum Hiat kurz via PN mit. Warum er klanglich nicht zusagt. Ich würde mich freuen. 

 

Gruß Terry 

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Hi Terry,

 

vor 7 Minuten schrieb Terrapin:

Vielleicht teilst du mir deine Meinung zum Hiat kurz via PN mit. Warum er klanglich nicht zusagt. Ich würde mich freuen. 

 

Warum nicht im Schulzimmer einen Hiat-Faden eröffnen? Das können wir doch öffentlich diskutieren. Ich halte die Hiatvermeidung inzwischen für nicht mehr zeitgemäß und bin selbst absolut unsensibel für das Problem. Hatte gerade mal stichprobenmäßig bei Wolf von Kalckreuth geschaut und gesehen, dass er auch bereits nicht mehr darauf achtete:

 

Von der Freude erdrückender Last 

 

LG Claudi

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