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Geschrieben am

Nehmt mich doch in eure Mitte

das ist meine Herzensbitte

zerrt mir nicht an meinen Armen

das kann ich nicht mehr ertragen

 

Ich sehe wirklich gar nicht ein

wieso muss ich der Spielball sein

den ihr jongliert zwischen den Füßen

ich fühl mich hin und her gerissen

 

Ich möchte Papa nicht vermissen

und von Mama möcht ich wissen

warum sie wieder traurig ist

weil du, Papa, mir wichtig bist

 

Warum ist Mamas Kopf gesenkt

wenn Papa mir was Teures schenkt

nehmt mich doch einfach in den Arm

und haltet mich wie früher warm

 

Warum und was spricht nur dagegen

könnt ihr nicht miteinander reden

ich möchte gern mit Papa lachen

wie früher mit ihm Faxen machen

 

Doch Mama weint dann immer sehr

darum erzähl ich gar nichts mehr

ich bin verzweifelt und verletzt

und nur das Eine möcht ich jetzt:

 

Wollt ihr euch nicht einfach vertragen

einander wieder ganz lieb haben

so denkt doch bitte auch an mich

und nicht jeder nur noch an sich

 

Mein kleines Herz, es tut so weh

wenn ich den Papa nicht mehr seh

ich glaube, es ist meine Schuld

doch das habe ich nicht gewollt

 

Ich will auch immer artig sein

aber bitte stellt das Streiten ein

sagt, warum kann es das nicht geben

dass wir wieder als Familie leben

 

Ich liebe euch doch beide sehr

zählt das am Ende gar nicht mehr

wie habt ihr euch das vorgestellt

ihr zerstört mir meine heile Welt

 

 

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Geschrieben

Servus, Juls!

 

Ich lese dein Gedicht als Kindergedicht.

 

Es berührt ein wichtiges Thema und die Kinderstimme des LI beschreibt sehr umfänglich, was sich da so abspielt und was es anrichtet mit den Kindern, wenn sie gezwungen werden, zu wählen oder sich - was ja leider wirklich so gut wie immer der Fall ist - die Schuld daran geben, dass die Eltern sich nicht mehr vertragen. Gerade, wenn eine Beziehung auseinander geht und Kinder involviert sind, sind Eltern eigentlich am meisten in ihrer wichtigsten Funktion als Eltern - nämlich ihre Kinder zu schützen und ihnen Vorbild zu sein - gefragt und gefordert. Denn ungeachtet der eigenen "Erwachsenen-Probleme" sind sie immer noch und zuallererst Eltern und sollten sich auch so verhalten. Da hilft schon, offen mit dem Kind über das zu sprechen, was da "nicht mehr passt" und sich vor jedem Streit zu fragen, ob der wirklich vor den Kindern ausgetragen werden sollte. Besonders heftig wird es, wenn dieser Streit und dieses Tauziehen über die Kinder stattfindet und diese instrumentalisiert, also seelisch missbraucht werden.

 

Ich finde es schön und lobenswert, dass du dich dieses Themas annimmst! Dein Gedicht zeugt von Einfühlungsvermögen und gibt den Kindern eine Stimme! Gut so!

Reimtechnisch holpert es allerdings schon noch quer durch. Vermutlich, weil du versucht hast, sehr nah an natürlicher Sprache zu bleiben (als "Stimme", die da spricht). Ich denke aber, du solltest da sprachlich sozusagen ein klein wenig "Abstraktion" im Sinne von Distanz zur Realität hineinbringen. Dann wird es nicht nur runder im Betonungsschema, sondern auch "verdaulicher" im Fall, dass dies hier wirklich als Kindergedicht funktionieren soll. 

 

Ich bin mal drübergegangen und habs etwas zu glätten versucht. Vielleicht ist ja was dabei, das dir zusagt:

 

 

Nehmt mich doch in eure Mitte
das ist meine Herzensbitte
zerrt mir nicht an meinen Armen
bitte bitte habt Erbarmen

 

Und ich seh es nicht ganz ein
muss denn ich der Spielball sein
den ihr tretet mit den Füßen
fühl mich hin und her gerissen

 

Papa möcht ich nicht vermissen
und von Mama möcht ich wissen
warum sie wieder traurig ist
warum nichts mehr richtig ist

 

Warum ist ihr Kopf gesenkt
wenn mir Papa Teures schenkt
nehmt mich einfach in den Arm
haltet mich wie früher warm

 

sagt mir was spricht denn dagegen
miteinander mal zu reden
möcht so gern mit Papa lachen
wieder mit ihm Faxen machen

 

Mama weint dann immer sehr
drum erzähl ich gar nichts mehr
bin verzweifelt und verletzt
und nur eines möcht ich jetzt:

 

Wollt ihr euch denn nicht vertragen
wieder liebe dinge sagen
denkt doch bitte auch an mich
und nicht jeder nur an sich

 

ach, mein kleines herz tut weh
wenn ich Papa nicht mehr seh
manchmal glaub ich, ich bin schuld
doch das hab ich nicht gewollt
 
Will auch immer artig sein
bitte stellt das Streiten ein
sagt, warum kann's das nicht geben
dass wir als Familie leben

 

lieb euch beide doch so sehr
zählt das wirklich gar nicht mehr
hab's mir so nicht vorgestellt
ihr zerstört mir meine Welt

 

 

 

Die Rechtschreibung und Zeichensetzung habe ich mal ausgelassen, würde sie aber an deiner Stelle noch auf korrektes Deutsch trimmen (Kindergedicht und beim Lesen Sprache lernen und so...). Manches könnte man auch straffen, aber das ist Geschmackssache. Auf jeden Fall gern gelesen!

 

Lieber Gruß,

fee

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Geschrieben

Aus eigener, schmerzlicher Erfahrung weiss ich, wie sehr einem Kind weh getan wird, wenn die Eltern sich nicht mehr vertragen und es durch das "Tauziehen" traumatisiert wird. Ich kann das alles noch immer spüren, auch nach so vielen Jahren.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass es in vielen Fällen besser ist, wenn die Eltern sich trennen, anstatt sich vor dem Kind täglich in den Haaren zu liegen. Irgendwann kommt der Punkt, da ist eine Verständigung nicht mehr möglich.

Ein Kind braucht nicht nur Mutter und Vater, es braucht vor allem häusliche Ruhe und Ausgeglichenheit, um sich entwickeln zu können, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass eine alleinerziehende Mutter (oder ein alleinerziehender Vater) auch oft an ihre Belastungsgrenzen kommen, was für das Kind auch nicht einfach ist.

Gerade in der heutigen Zeit, in der Trennung und Scheidung der Eltern schon fast die Norm sind, müssten Kinder viel mehr betreut werden, um mit dieser einschneidenden Situation fertig zu werden. Eltern sind damit oft überfordert.

Das Gedicht spiegelt diese kindliche Verzweiflung und das Gefühl des Hin- und Hergerissenwerdens so genau wieder, dass man über die kleinen "Ungereimtheiten" hinwegliest. Man kann sich der Tränen nicht erwehren... danke, im Namen der Kinder, die so oft im Streit vergessen werden. ❤️ 

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