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Geschrieben am (bearbeitet)

Das Grab hinter dem Haus 

 

Der hilfsbereite Nachbar 

für jeden stets ein Ohr 

er steht in seinem Garten 

und kommt sich herrlich vor 

 

Des Nachts wenn alle schlafen

macht er die Lade auf

darin die schönen Haare

er nimmt sie stolz heraus 

 

Und hinter seinem Haus

hat er sie gut versteckt

tief unten in der Grube

mit Erdenreich bedeckt

 

Die Nägel sind gebrochen 

der Frauenschädel kahl

das letzte Wort gesprochen 

die Haut ist kalt und fahl

 

 

 

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Geschrieben

@Tulpe Hallo Caro, wieder ein berührend melancholisches Gedicht. Der alte Mann kann sich auch nach dem Tod nicht von seiner Frau trennen und verstoesst gegen die deutsche Bestattungsordnung. Er macht das sicherlich nicht, um vorzutäuschen, dass seine geliebte Gattin noch lebt und um weiter deren Rente zu kassieren. Eigentlich spricht wenig gegen Bestattungen im eigenen Garten. Doch für spaetere Erben dürfte ein Verkauf mit einer Leiche zwar nicht im Keller, aber im Garten schwierig sein. LG Stephan

 

Geschrieben

Hallo Stephan 

Es handelt sich nicht um seine verstorbene Gattin. Er hat die Frau ermordet und in seinem Garten versteckt. Die Haare sind seine Trophäe. Hätte ich wohl klarer herausarbeiten müssen. 

LG Caro 

Hat mich gefreut, dass du wieder eines meiner Gedichte gelesen hast. 

Geschrieben

Nein, nein, das ist schon alles klar, liebe @Tulpe

 

Ein Gruselgedicht - sowas mag ich! Die werden viel zu selten geschrieben. Dabei gibt es so herrliche. 

Dieses hier ist natürlich in der heutigen Zeit verortet - und das macht es beklemmender als würden wir ein Gruselgedicht lesen, das noch aus der Zeit des Heideknaben stammt (und damit in eine für uns angenehmere "Ferne" rückt). Ich denke, damit haben vielleicht manche Probleme. 

 

Ich find's aber auf jeden Fall gelungen. Der Kontrast zwischen Inhalt und der äußeren Form des Gedichts, das im Gewand eines kleinen, "netten" Spaßgedichts daherkommt, macht die Sache umso unbehaglicher. Das finde ich gut gewählt. 

 

Hier ist die einzige Zeile, in der du metrisch ausbrichst, ohne, dass es dem Text dort unterstützend weiterhilft. 

vor 9 Stunden schrieb Tulpe:

Und hinter dem dunklen Haus

"hinter dem dunklen" plus "Und"-Auftakt ist so anders im Sprachduktus als der fließende Rest. Da würde ich persönlich doch ein wenig glätten. MIt etwas wie "doch hinter seinem Haus". Und die Wortstellung hier:

vor 9 Stunden schrieb Tulpe:

er hat sie gut versteckt

Da wüsste ich gerne, warum du sie einem "hat er sie gut versteckt" vorziehst, das den Satz der Strophe flüssig beenden würde. Da du einen ziemlich einheitlichen und klaren Rhythmus im Gedicht durchhältst, würde man es beim Lesen ohnehin so betonen, dass es sich da einfügt (indem man das "er" betont beim Lesen). 

 

Das sind aber nur Peanuts. Ich kann ihn deutlich vor mir sehen, den lieben, hilfsbereiten Nachbarn....huahhhh....hab ich schon erwähnt, dass ich Gruselgedichte mag? 😉 

Sehr gerne gelesen!

 

Lieber Gruß,

fee

Geschrieben

Liebe Fee

Danke für dein Feedback und der Anregung. Ich freue mich sehr dass dir das Gedicht gefällt 😊 Ich finde deinen Verbesserungsvorschlag gut. Diese Zeile hat mich auch gestört. Ist es dir recht wenn ich sie deinem Vorschlag gemäß ändere?

LG Caro 

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Geschrieben

Hallo Tulpe,

 

Norman Bates lässt grüßen. Na, der Vergleich hinkt natürlich, jedoch fühlt sich die Gänsehaut ähnlich an. Huhuuuuu!

Dass du uns bzw.mich mit der Wahl der Rubrik ganz schön hinters Licht geführt hast, war doch Absicht, gib es zu!

Aber so kurz und knackig und zweideutig mag ich es sehr.

Mein einziger kleiner grammatischer Hopser wäre der  hier:

 

Am 5.7.2024 um 00:05 schrieb Tulpe:

der Kopf geschoren kahl

 Mein leichtes Bauchgrimmen wegen des verdrehten Satzbaues ließe schon nach, wenn du  ein Komma hinter "geschworen" setztest. Dann wäre es ein weiteres Adjektiv als Aufzählung. (Ich habe das wohl etwas ungeschickt ausgedrückt, doch hoffte ich, dass du weißt was ich meine.)

Aber sonst; gut gegruselt. :sick:

 

VG, Marvin

Geschrieben

Hallo Marvin

Danke für das Feedback und die Anregung. Freu mich dass dir das Gedicht gefällt. Ich mag es düster. Zu dem "geschoren kahl" fällt mir keine Alternative ein. Würde ich ein Komma setzen, wäre es das Einzige im Text. Mir gefällt diese Verdrehung. Ist das grammatikalisch nicht erlaubt?

Den Film Psycho mag ich sehr, wie du dir bestimmt denken kannst, aber nur die erste Fassung.

LG Caro 🙃

 

 

 

 

Geschrieben

Hallo Caro,

 

vor 1 Stunde schrieb Tulpe:

Mir gefällt diese Verdrehung. Ist das grammatikalisch nicht erlaubt?

 

erlaubt ist in Gedichten so ziemlich alles, was der Autorin gefällt. Die Frage für mich ist hier eher: Will ich das lesen? Nein, auf keinen Fall! Marvin offenbar auch nicht. Das heißt nicht, dass du es nicht so schreiben darfst. Du könntest auch einfach auf einen Teil des Publikums verzichten, wenn die Inversion dir so sehr gefällt.

 

Für meinen Geschmack ist es kein guter Stil, die Grammatik so zu verbiegen. Meist wird es allerdings aus Bequemlichkeit gemacht, um den Reim bedienen zu können. Ein weiteres Argument gegen "geschoren kahl" in deinem Gedicht wäre die Ähnlichkeit bzgl. der Aussage. "Kahl" leistet hier eigentlich nicht mehr viel, nachdem schon "geschoren" da steht. Da wirkt es noch verdächtiger einzig dem Reim geschuldet.

 

Mir gefiele der Text ohne die Verdrehung entschieden besser. Eine andere Kleinigkeit fiel mir noch auf, die sicher leicht zu beheben wäre:

 

Und hinter seinem Haus

mit Erde ganz bedeckt

ganz tief dort in der Grube

hat er sie gut versteckt.

 

Ich würde die doppelte Verwendung von "ganz" so kurz hintereinander vermeiden, weil ich keinen tieferen Sinn dahinter erkenne. Ansonsten gefällt mir dein schauriges Gedicht aber richtig gut. Deswegen finde ich es so schade um den verdrehten Vers.

 

LG Claudi

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Ich lese - da ja im gesamten Text keine Interpunktion zu finden ist - das "geschoren kahl" mit gedanklichem Beistrich und gehe davon aus, dass die Autorin nicht eine Inversion gemeint hatte (da ja der restliche Text durchaus wortgewandt daherkommt). 

 

Ev. ging noch ein Gedankenstrich - als eine Art Betonung des "kahl". 

Gedankenstriche, finde ich, stören nicht in interpunktionsfreien Texten. 

 

Das nur mein kleiner Einwurf am Rande. 

Geschrieben

Hallo Claudi, Hallo Fee

Ich bin Laie und schreibe meine Gedichte nach Gefühl. Ich bin immer froh, wenn Anmerkungen zur Verbesserung von euch kommen, die ich dann auch gerne beherzige. 

LG Caro 

Geschrieben

Ja, liebe Caro, mach dir ruhig Gedanken zu den unterschiedlichen Rückmeldungen. Wenn es wirklich dein persönlicher Geschmack ist, brauchst du ihn dir nicht madig machen zu lassen. Aus deiner Anmerkung:

 

vor 3 Stunden schrieb Tulpe:

Zu dem "geschoren kahl" fällt mir keine Alternative ein.

 

lese ich heraus, dass du evtl. kein Problem hättest, den Vers zu überarbeiten, wenn du eine Lösung fändest. Falls es nur das ist, könnte ich dir gerne Alternativen anbieten. Aber bitte fühle dich nicht genötigt, Vorschläge anzunehmen, die dir weniger gefallen als dein eigener Text. Allen Lesenden wirst du es sowieso nicht gleichermaßen recht machen können, und Fee ist ja durchaus empathischer gegenüber dem "kahl"-Vers.

 

Ich spinne nur mal ein bisschen:

 

Am 5.7.2024 um 00:05 schrieb Tulpe:

Die Nägel sind gebrochen 

der Kopf geschoren kahl

 

die Schädelplatte kahl

der Schädel nunmehr kahl

der Frauenschädel kahl

der Hinterkopf nun kahl

 

LG Claudi

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