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Fünfzig wider weitere fünfzig – so steht’s geschrieben –

     hätten den Kampf erklärt, der die Familie entzweit.

»Feige« nannten sie Dich, großer Herrscher, doch Du warst weise!

     Denn bloß die Flucht war der Pfad aus dem barbarischen Zorn –

Rettung nicht nur für Dich: Nein, auch für die lieblichen Töchter,

     welche Du wahrtest vor Leid, wahrtest vielleicht vor dem Tod.

Nichts hielt Dich ab – so kühn und so strebsam! – dem zu entkommen,

     den Du einstmals geliebt, dem, der es dankt‘ mit Verrat.

Schlugen auch Blitze und Wellen gegen die hölzernen Planken

     des errettenden Schiffs, zeigtest Du keinerlei Angst!

Selbst als der Dunst todbringender Nebel alles verhüllte,
     war es Dein glühendes Herz, das euch zur Heimat gelenkt
(die des heroischen Ahnherrn), die den verstorbenen König
     kürzlich – welch schreckliches Los! – trug in sein ewiges Grab.
Sahst Du, der Prinz war schwach, der ihm folgte, ohne die Gnade
     mächtiger Götter, die ihm just die Gefolgschaft verwehrt?

Hundert herrlichste Inseln würdigtest Du keines Blickes:

     Hänge mit prächtigstem Wein hätten gewartet auf Dich!

Sprudelnde Quellen von Gold und elfenbeinweiße Paläste

     hätten Dir, Belossohn, offen gestanden zuhauf!

Aber Du wusstest, Dein Schicksal lag auf der Peloponnesos,

     wo der argolische Wind zwischen den Bergen verklingt –

weit entfernt von dem neidischen Bruder und seiner Sippe,

     die – o es war Dir bewusst! – sich auf die Wege gemacht.

Dir jedoch lag nun ein Reich zu Füßen mit treuen Bewohnern,

     auch wenn Skepsis das Volk vorerst zur Vorsicht bewegt‘.

Einsehen hatte Apollon! – und schickte im nächtlichen Schleier

     einen einsamen Wolf aus dem Gebirge herab,

hin zu den Herden der Bauern, dass dieser am Blute sich labte

     (fast so genüsslich wie sonst nur ein martialischer Gott).

Selbst der kräftigste Bulle konnte sein Drängen nicht halten;

     viel zu stark war das Tier, das aus der Ferne entkam!

Da verstand ein jeder Argeïer dies‘ himmlische Zeichen

     und man vertraute Dir an Krone und Zepter des Zeus,

dass Du der Stadt ein strahlendes Zeitalter einläuten mögest,

     welches in Zukunft noch oft wird von den Musen lobpreist!

Dennoch bleibt eine Bürde – fünfzig ob fünfzig – bestehen,

     die den verdienten Lohn und Deine Töchter bedroht,

welche Du grade in Sicherheit wähntest hinter den Mauern

     Deines befriedeten Reichs, das sich nach Krieg nicht verzehrt.

Wirst Du auch hierfür den Ausweg finden, Erbe der Io?

     Manchmal hilft nur der Dolch, nicht mehr das gütige Herz!

  • Gefällt mir 2
  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Geisterschreiber, 

 

Da hat sich aber einer Mühe gemacht, den griechischen Mythos in Districhen zu verfassen. Chapeau 

 

Liest Sich gut und verständlich, und auch nicht bemüht, wenn auch altertümlich, was dem ein oder anderen vielleicht nicht schmeckt. Mir gefällt es. 

 

Mal ganz was anderes von dir. 

 

Die Helenen haben ja einen ganzen Arsch voll buntester Geschichten, die du noch umsetzen kannst. 🤪

 

Gruß Terrapin. 

  • Danke 1
Geschrieben

Hi Terrapin,

 

da hast du Recht, Elegien entsprechen nicht jedermanns Geschmack. Schön, dass es dir gefallen hat.

 

vor 12 Stunden schrieb Terrapin:

Die Helenen haben ja einen ganzen Arsch voll buntester Geschichten, die du noch umsetzen kannst.

...und ja, da gibt es genügend Stoff für weitere Gedichte!

 

LG Geisterschreiber

Geschrieben

Hallo Geisterschreiber,

 

Am 12.7.2024 um 10:47 schrieb Geisterschreiber:

da hast du Recht, Elegien entsprechen nicht jedermanns Geschmack.

Meinen Geschmack trifft es aber auf jeden Fall auch. Wirklich sehr gelungen!

 

Gruß, Tilia

  • Danke 1

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