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Geschrieben am

Im Garten ist es drückend schwül,

Wo ich auf der Terrasse sitze.

Der Wein im Glas ist herrlich kühl.

So trinke ich und schwitze.

 

Im Westen ziehen Wolken auf.

Gleich wird es hier ganz dunkel sein.

Ich drehe meine Flasche auf

und gieß mir einen Schoppen ein.

 

Ich sitz für mich auf meiner Bank,

als wenn ringsum gar nichts wär.

So sitz ich noch zwei Schoppen lang,

dann ist meine Flasche leer.

 

Der Himmel ist nun wieder klar,

die Sonne spiegelt sich im Glase.

Mich drückt nicht mehr das, was war,

was wirklich drückt, ist meine Blase.

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Geschrieben

Hallo Rüdiger,

 

das ist ein launiges Gedicht so mitten aus dem Leben gegriffen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, würde allerdings noch etwas am Metrum arbeiten, damit es sich wirklich flüssig liest. Hättest du Lust? Dann zeige ich dir gerne die holperigen Stellen und habe bei Bedarf sicher auch ein paar Anregungen. 

 

LG Claudi

Geschrieben

 

 

vor 1 Stunde schrieb Ruediger Bernhardt:

ja das Metrum beherrsche ich leider noch nicht so, wie ich es eigentlich möchte ... jeder Hinweis ist mir willkommen ...

 

Gerne doch! Deine ersten beiden Strophen sind sehr schön im alternierenden Metrum "unbetont - betont". Die Verse beginnen immer unbetont und die Silben lassen sich so betonen, dass unbetonte und betonte Silben sich regelmäßig abwechseln. Ich mach die betonten Silben mal fett:

 

Im Garten ist es drückend schwül,

Wo ich auf der Terrasse sitze.

Der Wein im Glas ist herrlich kühl.

So trinke ich und schwitze.

 

V1 und V3 enden mit einer betonten Silbe. Das nennt man männliche Vers-Endung (Kadenz). V2 und V4 enden unbetont, also mit weiblicher Kadenz. Man stellt die betonten Silben auch mit einem großen X und die unbetonten mit einem kleinen x dar. Das macht es einfacher. So sieht also deine erste Strophe in X-Schreibweise aus:

 

xXxXxXxX m

xXxXxXxXx w

xXxXxXxX m

xXxXxXx w

 

Im Westen ziehen Wolken auf.

Gleich wird es hier ganz dunkel sein.

Ich drehe meine Flasche auf

und gieß mir einen Schoppen ein.

 

Die zweite Strophe hat nur männlich endende Verse. Es ist also viermal das gleiche Metrum:

 

xXxXxXxX m

 

Die folgenden Verse ixe ich nur und kennzeichne die unregelmäßigen blau:

 

Ich sitz für mich auf meiner Bank,  xXxXxXxX

als wenn ringsum gar nichts wär.  XxXxXxX beginnt betont

So sitz ich noch zwei Schoppen lang,  xXxXxXxX

dann ist meine Flasche leer. XxXxXxX beginnt betont

 

Der Himmel ist nun wieder klar,  xXxXxXxX

die Sonne spiegelt sich im Glase.  xXxXxXxXx

Mich drückt nicht mehr das, was war,  xXxxXxX hier fehlt eine betonte S.

was wirklich drückt, ist meine Blase.  xXxXxXxXx

 

Möchtest du mal selbst versuchen, die drei Stellen zu reparieren? Ich hätte sonst auch Vorschläge dazu.

 

LG Claudi

Geschrieben

du bist ja ein Schatz, dass du dir so viel Mühe machst ...

Wie bekommt man ein Gefühl dafür?

Ginge das so? Vielen Dank sagt Rüdiger

 

Im Garten ist es drückend schwül,

Wo ich auf der Terrasse sitze.

Der Wein im Glas ist herrlich kühl.

So trinke ich und schwitze.

 

Im Westen ziehen Wolken auf.

Gleich wird es hier ganz dunkel sein.

Ich drehe meine Flasche auf

und gieß mir einen Schoppen ein.

 

Ich sitz für mich auf meiner Bank,

so als wenn ringsum gar nichts wär.

Da sitz ich noch zwei Schoppen lang,

als dann ist meine Flasche leer.

 

Der Himmel ist nun wieder klar,

die Sonne spiegelt sich im Glase.

Mich drückt nun nicht mehr das, was war,

was wirklich drückt, ist meine Blase.

Geschrieben

Super! Du hast genau verstanden, worum es geht und deine Überarbeitung lässt sich jetzt schön flüssig lesen. Ich gehe nochmal mit dem Kosmetikpinsel drüber und würde dir gerne noch eine Idee schmackhaft machen:

 

Ich sitz für mich auf meiner Bank,

so als wenn ringsum gar nichts wär.

als wenn um mich herum nichts wär

Da sitz ich noch zwei Schoppen lang,

als dann ist meine Flasche leer.

dann ist die Flasche leer.

 

Die Änderung in V2 finde ich etwas natürlicher von der Betonung. Die Verkürzung von V4 gefällt mir als Stilmittel, um auch metrisch zu zeigen, dass die Flasche überraschend früh leer ist.

 

Das gleiche könnte man auch im letzten Vers der letzten Strophe machen:

 

Der Himmel ist nun wieder klar,

die Sonne spiegelt sich im Glase.

Mich drückt nun nicht mehr das, was war,

was wirklich drückt, ist meine Blase.

 

Dagegen könnte man einwenden, dass durch das eigentlich überflüssige "wirklich" die Pointe noch um zwei Silben hinausgezögert wird. Auch das wäre ein gutes Argument.

 

Ich persönlich tendiere zur Verkürzung, weil sie auch eine schöne rhythmische Abwechslung zu den vorausgegangenen Versen bietet. Letztlich ist es Geschmackssache und du hast die Wahl.

 

LG Claudi

 

 

Geschrieben

Liebe Claudi, 

hab etwas länger nachgedacht und mich dann so entschieden:

 

Im Garten ist es drückend schwül,

Wo ich auf der Terrasse sitze.

Der Wein im Glas ist herrlich kühl.

So trinke ich und schwitze.

 

Im Westen ziehen Wolken auf.

Gleich wird es hier ganz dunkel sein.

Ich drehe meine Flasche auf

und gieß mir einen Schoppen ein.

 

Ich sitz für mich auf meiner Bank,

als wenn um mich herum nichts wär.

So sitz ich noch zwei Schoppen lang,

dann ist die Flasche leer.

 

Der Himmel ist nun wieder klar,

die Sonne spiegelt sich im Glase.

Mich drückt nicht mehr das, was war,

was (wirklich) drückt, ist meine Blase.

 

Bei der letzten Zeile bin ich aber noch im Gespräch mit mir ... Vielen Dank sagt Rüdiger

Geschrieben
vor 15 Minuten schrieb Ruediger Bernhardt:

Bei der letzten Zeile bin ich aber noch im Gespräch mit mir ...

 

Gut, sprich ruhig noch eine Weile mit dir! Oft ist es sogar ratsam, etwas Distanz zu sehr frischen Texten zu gewinnen. Von der Klammer würde ich dir allerdings dringend abraten, falls das eine ernsthafte Option sein sollte. Als Leserin fühle ich mich von solchen erklärenden Zusätzen regelmäßig genervt. Du solltest wirklich eine Entscheidung für oder gegen das Füllwort "wirklich" treffen.

 

LG Claudi

Geschrieben

Hallo Rüdiger,

 

na, da hat sich euer Fleiß ja (wirklich 😉) gelohnt, finde ich. Aus einem guten Gedicht ist ein metrisch (fast) perfektes Gedicht geworden, das man ohne Holpern flüssig und mit Spaß lesen kann.

Meine Idee zum letzten Vers, wenn du nur diesen optimieren wolltest,  wäre:

 

was jetzt noch drückt, ist nur die Blase.

 

Möchtest  du nun noch den Feinschliff machen, wäre es cool, wenn du dem jeweils letzten Vers der Strophen ein einheitliches Versmaß verpassen könntest. Dann würde es sich schön über das gesamte Gedicht wiederholen und wäre für mich noch reizvoller. In deiner letzten  Version sieht es ja so aus:

 

So trinke ich und schwitze.                     xXxXxXx

und gieß mir einen Schoppen ein.         xXxXxXxX

dann ist die Flasche leer.                         xXxXxX

was (wirklich) drückt, ist meine Blase.  xXxXxXxXx

 

So trinke ich und schwitze.                     xXxXxXx

und gieß den Schoppen ein.                   xXxXxX

dann ist die Flasche leer.                        xXxXxX

jetzt drückt nur noch die Blase.             xXxXxXx

 

So hättest du gleichmäßig in jedem Vers eine Hebung weniger als jeweils die drei davor. Wenn du es so in Gänze liest, merkst du vielleicht den Unterschied.

Oder eben alternativ könntest du alle vier genannten Verse mit vier Hebungen ausstatten.

 

Aber alles nur Vorschläge für ganz Pingelige 😉

 

Es hat mir auch so viel Vergnügen bereitet, weil es so locker, flockig und leicht beschwipst daher  kommt.

 

Gerne gelesen 🙂

 

VG, Marvin

 

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