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EIN HEISSES LIEBESNEST IM KALTEN RUSSLAND, 

RISIKOSTREUUNG INKLUSIVE - EINE REALSATIRE

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Überraschend schickte er mir eine E-Mail. Sogar nach China, wo ich aktuell lebe. Er gehörte immer zu den eher Schreibfaulen und Passiven. Man musste sich schon selbst bei ihm melden, um mit ihm zu sprechen oder etwas zu unternehmen. 

Ich hatte ihn seit Jahrzehnten als Freund geschätzt. Er dagegen betrachtete auch noch engere Vertraute als "Bekannte aus... " Er fügte dann jeweils den Wohnort oder bei größeren Städten den Stadtteil dieser Personen hinzu. 

Warum, warum kontaktierte er mich jetzt? Einen Betreff hatte er nicht mitgeteilt. Neugierig öffnete ich seine elektronische Nachricht. Zunächst erschrak ich. Doch dann musste ich lachen. Er fragte mich, ob ich mich an einem Immobilienerwerb seiner russischen Freundin in deren alter Heimat beteiligen wolle. Er und ein gemeinsamer Bekannter aus dem Nordend/Freund, ein Diplom-Kaufmann im Ruhestand, zeigten grösstes Interesse. 

Häuser und Eigentumswohnungen seien im Vergleich zu Deutschland spottbillig. Mit ihnen zusammen oder allein mit meiner Frau könne ich jederzeit

unser Feriendomizil  für den Urlaub nutzen. 

Doch schnell schlug mein Lachen in Enttäuschung und Wut um. Aus seinen früheren Erzählungen wusste ich, dass seine russische Flamme völlig mittellos ist. Mir war sie nie begegnet. 

Und ich kannte ihn zu gut, um nicht zu ahnen, wie reich er ist. Ich ärgerte mich, weil er nicht einmal in seiner sehr privaten Liebesangelegenheit selbstständig entscheiden wollte oder konnte. Das angesichts seines Vermögens recht überschaubare Investitionsrisiko wünschte er noch auf mehrere Schultern zu verteilen und wesentlich Ärmere wie mich hineinzuziehen. 

Ich antwortete ihm, sein Liebesnest sei sein Liebesnest. Selbst beste Freunde seien nicht dazu da, eine fremde Liebe mitzufinanzieren. Außerdem empfahl ich ihm, mal die Angebote in Belarus zu beachten. Vielleicht käme er dort noch günstiger zum Zuge. Und der freundliche Onkel Luka laege doch westlichen Menschen weit mehr als Putin. 

Nach meiner Absage hörte ich nichts von ihm. Doch gerade eben schlug er vor, vielleicht besser aufs Baltikum zu setzen. Auch wegen dessen EU-Zugehörig-

keit. Doch - ohne mich. Ich winkte erneut ab. 

Stephan Wannovius, Dalian, China, 20/08/24

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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